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Phil Read (82): Warum ihn die E-Gyrokopter begeistern

Von Günther Wiesinger
Der schwerkranke 52-fache GP-Sieger Phil Read wollte vor zwei Jahren noch mit einem Gyrokopter über den Ärmelkanal fliegen. Er besitzt eine Firma, die elektrische Tragschrauber verkauft.

Die britische Motorrad-GP-Legende Phil Read (acht WM-Titel, 52 GP-Siege), der ehemalige Werksfahrer bei Yamaha und MV Agusta, der in allen Klassen von 125 ccm, 250 ccm, 350 ccm bis 500 ccm siegte und sich zum Erzrivalen von Giacomo Agostini entwickelte, ist seit einiger Zeit wegen seiner Lungenkrankheit COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) gesundheitlich stark angeschlagen. Denn COPD-Patienten leiden an fortwährender Atemnot, ihre Lungenkapazität ist stark eingeschränkt, sie werden ständig von Husten geplagt, mit einer Heilung kann nicht gerechnet werden. Im Gegensatz, die Symptome werden mit zunehmenden Alter unerträglicher. Deshalb muss Phil Read auch zuhause fast ununterbrochen an ein mobiles Beatmungsgerät angeschlossen sein. Ob Read deshalb nach dem Ende der Pandemie noch einmal aktiv bei Classic-Veranstaltungen zu sehen sein wird, ist zweifelhaft.

Der Brite ist am 1. Januar 82 Jahre alt geworden und hat SPEEDWEEK.com beim Britisch Motor Cycle Grand Prix im August 2018 in Silverstone erklärt, er plane einen Rekordflug über den Ärmelkanal. Phil Read, der sich 1976 aus dem Grand-Prix-Sport zurückzog, wollte nicht nur der älteste, sondern auch der erste Mensch sein, der eine Doppel-Überquerung des Englischen Kanals absolviert. Und zwar in beide Richtungen, mit einem komplett elektrischen Gyrocopter (Tragschrauber).

Daraus ist zwar nichts geworden, der verarmte Ex-Weltmeister (im Herbst wurde eine Fundraising-Event für ihn gemacht) will aber im Gyrokopter-Business immer noch Geschäfte machen.

Phil Read hat jetzt in Canterbury sogar eine eigene Firma für den Vertrieb von Tragschraubern mit der Bezeichnung «Phil Read International E. Gyro Developments» gegründet.

Er lobt die umweltfreundlichen Fluggeräte, weil sie keine Emissionen verursachen, weil sie beim Service und bei den Betriebskosten 90 Prozent preiswerter sind als motorisierte Gyrokopter, er lobt den Komfort bei Langstreckenflügen, weil im Cockpit weniger Lärm und weniger Vibrationen zu spüren sind. Außerdem begeistert den Engländer, dass die Anwohner in der Nähe der Flughäfen und Landeplätze keine Lämbelästigung beklagen. «Alle diese beschriebenen Vorteile werden den Verkauf der E-Gyrokopter in den nächsten Jahren beflügeln», ist Philip William Read MBE überzeugt.

Phil Read, von der Queen mit dem MBE-Orden (Member of the British Empire) geehrt, leidet erheblich unter der Pandemie. «Ich lebe jetzt alleine, also kann ich im Lock-down meine große Familie nicht sehen oder besuchen, wie die meisten von uns», schrieb «Speedy Ready» auf Facebook. «Ich bin besonders betroffen, da ich an COPD leide, wodurch ich mich nur langsam fortbewegen kann und mir das Atmen schwerfällt.»

Kummer hatte der Superstar im Januar auch mit seinem Sohn Mike, der in Kalifornien als Marketing-Chef bei Ducati America arbeitet: Es gab eine Hausdurchsuchung durch das FBI, es war von Veruntreuung oder Unterschlagung im großen Stil die Rede.

«Da meine Bewegungsfreiheit deutlich eingeschränkt ist, habe ich viel Zeit zum Nachdenken», berichtet der 82-jährige Engländer, der bei den Classic Events gern sein Einkommen aufgebessert hat. «Ich denke jetzt viel an meine alten und verstorbenen Freunde, auch an die vielen, die im Rennsport umgekommen sind. Da ich in kurzer Zeit tot sein könnte, kommen mir auch die vielen aufregenden Erfahrungen in den Sinn, die ich gemacht habe, dazu die vielen berühmten Menschen, die ich getroffen und mit denen ich gesprochen habe. Zum Beispiel HRH The Queen, Princess Di, Princess Anne, HRH Prince Philip, Sir Jackie Stewart, Sir Stirling Moss, James Hunt, Valentino, the GOAT, Professor Gordon Murray, Mike the Bike, Derek Bell MBE und Murray Walker OBE.»

«Ich möchte mich auch bei meinen Tausenden Fans auf Facebook bedanken und bei allen, die in den letzten Wochen durch die Crowdfunding-Aktion geholfen haben, meine finanziell angespannte Situation zu lindern. Ein Geschenk Gottes», seufzte Phil Read. Aber der Brite war immer eine Kämpfernatur. Deshalb schweift er mit den nächsten Gedanken bereits in die Zukunft. «Wenn diese schreckliche Pandemie vorbei ist, werden alle von uns dankbarer für ihre Freunde, Familien und Kollegen sein, die uns in dieser schwierigen Zeit mit Liebe und Herzlichkeit zur Seite gestanden sind, da bin ich mir sicher. Ich bin auch meinen ehemaligen und verstorbenen Frauen dankbar, Ann und Madeleine, die mich in meinen Rennjahren so großartig unterstützt haben. Ich möchte Gott auch für meine vier erfolgreichen Söhne danken, Mike, Graham, Phil und Roki, die mir außerdem bisher sechs Enkelkinder geschenkt haben, zum Glück sind fünf davon Mädchen. Gott sei mit Euch!»

Ausgerechnet sein ehemaliger Erzrivale Giacomo Agostini (77), mit dem er längst Fruieden geschlossen hat, erkundigt sich immer wieder telefonisch nach Phil. «Ago meldet sich regelmäßig und erkundigt sich nach meinem Gesundheitszustand», erzählt «Speedy Readie».

Die Liste der GP-Sieger

1. Giacomo Agostini122
2. Valentino Rossi 115
3. Ángel Nieto 90
4. Marc Márquez 82
5. Rolf Biland 81
6. Mike Hailwood 76
7. Jorge Lorenzo 68
8. Mick Doohan und Dani Pedrosa, je 54
10. Phil Read 52

Die WM-Titelgewinne Phil Read

1963: 250 ccm auf Yamaha
1965: 250 ccm auf Yamaha
1967: 125 ccm auf Yamaha
1967: 250 ccm auf Yamaha
1970: 250 ccm auf Yamaha
1973: 500 ccm auf MV Agusta
1974: 500 ccm auf MV Agusta

1979: TT Formula 1 auf Honda

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