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FIM-Funktionär Jo Zegwaard (87) gestorben

Von Günther Wiesinger
Jo Zegwaard, Steve Whitelock (HRC), Garry Taylor (Suzuki) und Mike Trimby (IRTA)

Jo Zegwaard, Steve Whitelock (HRC), Garry Taylor (Suzuki) und Mike Trimby (IRTA)

Der Niederländer Jo Zegwaard, bis Juni 1993 beim Weltverband FIM als einflussreicher Präsident der Road Racing Commission tätig, ist im Alter von 87 Jahren gestorben.

Jo Zegwaard fiel im Rahmen seiner motorsportlichen Tätigkeit erstmals in den 1970er Jahren als Freier Mitarbeiter des niederländischen Fachmagazins Moto73 auf. Weil er damals bereits für den niederländischen Verband KMNV tätig war, schrieb er unter dem Pseudonym Erich Winter. Er tat sich jedoch bald als Hardliner hervor, der sich auf die Seite der GP-Veranstalter schlug, wenn die GP-Fahrer und Teams mehr Sicherheit auf gefährlichen GP-Strecken wie Salzburgring (1977), Imatra, Brünn, Spa-Francorchamps, Barcelona-Montjuich, Opatija und so weiter forderten und dazu ein Ende der WM-Läufe auf der Insel Man. Zegwaard übernahm als Delegierter der KMNV 1981 einen Sitz in der FIM Road Racing Commission.

Bei der FIM agierte damals der Schweizer Luigi Brenni als CCR-Präsident, der alles in seiner Macht stehende tat, um die gefährlichen Straßenkurse aus dem WM-Kalender zu verbannen und den Bau von permanenten Rennstrecken wie in Grobnik bei Rijeka, Brünn und Barcelona vorantrieb und 1977 den Britischen Grand Prix von der Tourist Trophy nach Silverstone verlagerte.

Doch Brennis Sicherheitspolitik war in der altmodischen FIM nicht mehrheitsfähig, wie sich beim FIM-Kongress im Oktober 1989 in Maastricht zeigte. Brenni gab vorher seinen Posten als CCR-Chef 1989 ab und kandidierte dann für das Amt des FIM-Präsidenten, er unterlag jedoch dem Niederländer Jos Vaessen. Die FIM-Hardliner waren somit einen hartnäckigen Widersacher und modern denkenen Manager in den eigenen Reihen los. Und Zegwaard wurde als Brenni-Nachfolger zum CCR-Vorsitzenden gewählt.

Aber Skandale wie beim Franchorchamps-GP 1989, wo die FIM-Jury das 500-ccm-Rennen illegalerweise im Regen dreimal startete, obwohl nach Reglement nur ein Re-Start erlaubt war.

Auch in Hockenheim 1989 (Palazzese tot, Barchitta schwer verletzt) und beim Rijeka-GP 1990 (Reinhold Roth verunglückte schwer) versagten die FIM-Funktionäre völlig, deshalb entstand die Teamvereinigung IRTA, auch bei den Fahrern formierte sich heftiger Widerstand.

1979 war die Gründung der Piratenserie «World Series» unter Federführung Kenny Roberts und Barry Sheene noch gescheitert. Damals standen die Fahrer unter den Eindrücken zahlreicher Todestürze (Hans Stadelmann starb in Salzburg 1977, drei Tote wurden 1977 beim Jugoslawien-GP beklagt, Gilberto Parlotti starb auf der Insel Man). Dach diesen tragischen Vorkommnissen Ende der 1980er-Jahre kam es endgültig zum Aufstand der Fahrer und Teams.

Die FIM wurde entmachtet, die Dorna und Bernie Ecclestone planten mit den Teams und Werken eine Konkurrenz-Serie. Am Ende kroch FIM-Präsident Jos Vaessen bei Ecclestone zu Kreuze und verhinderte im letzten Moment die Gründung eines neuen Motorradsport-Weltverbands.

Aber die FIM verlor alle Macht im GP-Sport. «Sie dürfen nur noch die Pokale bei der Siegerehrung verteilen», ätzte ein Teambesitzer.
Die Auswahl der Fahrer und Teams, die Erstellung des GP-Kalenders und der sportlichen Vorschriften sowie die Bezahlung der Teams obliegen seit Beginn der Saison 1992 der Dorna.
Die FIM darf die «entry lists» und den Kalender immerhin veröffentlichen.

Jo Zegwaard hatte bei den Teams und Fahrern als CCR-Chef auch auf einem anderen Gebiet Widerstand hervorgerufen. Als das 500-ccm-Startfeld 1990 und 1991 auf 11 bis 15 Fahrer schrumpfte, wollte er 750-ccm-Viertakt-TT-F1-Maschinen gegen die 500er fahren lassen. Die Halbliter-Stars hatten bei diesen seriennahen Production-Bikes Angst vor Ölpfützen auf der Strecke. «Was hat dieser Funktionär zum Frühstück eingeworfen», wetterte Suzuki-Star Kevin Schwantz. Der Plan wurde abgeschmettert.

Immerhin ließ Zegwaard die Wankel-Norton gegen die 500-ccm-Bikes fahren, obwohl sie laut FIM-Umrechnungsfaktor 588 ccm hatten.

Im Frühsommer 1993 wurde Zegwaard bei der FIM von einer Untersuchungs-Kommission wegen Korruption aller Ämter enthoben. Er hatte von Superbike-WM-Promoter Flammini in jedem Quartal 25.000 Pfund als «Berater-Honorar» erhalten.

Nach der Amtsenthebung 1993 wurde Zegwaard nie mehr bei einem Grand Prix gesehen.

Ruhe in Frieden.

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