Pol Espargaró (Honda/15.): «Ich fühle mich verloren»

Von Günther Wiesinger
Repsol-Honda-Neuling Pol Espargaró wirkt ratlos.«Viñales ist über eine einzelne Runde 1,5 sec schneller, Ducati sogar um 2 sec. Wir haben ein Problem in der Box», seufzte er.

Für Pol Espargaró hat die Umstellung von der KTM RC16 auf die Honda RC213V noch nicht nach seinen Wünschen hingekriegt. Nach dem zwölften Startplatz der Vorwoche fährt er heute auf dem Losail Circuit mit der Repsol-Honda nur vom enttäuschenden 15. Startplatz los. Der Moto2-Weltmeister von 2013 fuhr gestern im Q1 rund 0,5 sec langsamer als im Q2 am 27. März, aber er landete am vergangenen Sonntag im Rennen immerhin mit nur 5,9 sec Rückstand auf Sieger Maverick Viñales an achter Stelle. Aber Pol schaffte diesmal im Gegensatz zu Stefan Bradl den Sprung ins wichtige Q2 nicht.

«Ich habe keine Ahnung, was am Samstag im Qualifying passiert ist. Ich kann das schwer beschreiben», wunderte sich der Honda-Neuzugang. «Es macht mich zornig, wenn ich eine Situation nicht kontrollieren kann. Und momentan ist das nicht der Fall. Denn der erste Reifen, den ich im Qualifying verwendet habe, war sehr schlecht. Ich konnte damit nicht einmal eine schnelle Runde hinlegen. Ich bin sicher, damit hätte ich nicht einmal 1:55 min und schon gar nicht 1:55,5 geschafft. Deshalb bin ich an die Box gefahren und habe mit den zweiten Hinterreifen geschnappt. Damit konnte ich immerhin 1:54,4 min fahren. Aber meine Referenzpunkte haben sich damit geändert, ich wurde in der ersten Kurve rausgetragen, das hat zwei Zehntel gekostet. Mit einer perfekten Runde hätte ich mich für das Q2 qualifizieren können. Aber das Problem war, ich habe nicht erwartet, wie sich das Bike mit dem zweiten Reifen verhalten würde. was da passiert ist, wissen wir nicht. Das ist super frustrierend für mich.»

Pol Espargaró wirft aber die Flinte nicht ins Korn. «Wir werden also im Rennen angreifen und überholen müssen – wie letzten Sonntag. Aber warum hat sich Ducati so deutlich gesteigert, während wir diese Probleme haben? Ducati stand letzten Sonntag mit 1:52,7 min auf der Pole», rechnete Pol vor. «Aber im Rennen haben sie dieselben Zeiten gefahren wie ich. Warum können sie sich mit dem neuen Reifen um 2 sec steigern und vier Bikes in die Top-6 bringen? Warum sind sie über eine einzelne Runde so schnell – und warum haben wir das so viel Mühe? Das ist mein Resümee. Mehr gibt es nicht zu sagen.»

Espargaró stellte auch klar: «Das war kein Reifen, der beim Test oder Katar-1-GP schon einmal aufgeheizt worden war. Aber wenn ich mich umschaue, dann ist das auch bei Miguel, bei Bastianini und so weiter passiert. Auch Viñales hat sich laut beschwert. Aber er fährt im Quali 1,5 sec schneller als in der Rennpace! Ich möchte jedoch nicht als Fahrer dastehen, der nach Ausreden sucht. Wir haben das Problem in unserer Box. Und da ich neu bei Honda bin, verstehe ich noch nicht alle Probleme. Wenn wir genug Grip haben wie beim Losail-Test am vor vier Wochen, kann ich die Situation handhaben. Aber wenn wir weniger Grip haben, verlieren wir viel Zeit.»

Pol Espargaró wirkte teilweise ratlos und nervös, denn bei diesem Nacht-GP standen praktisch nur zwei Trainings unter Rennbedingungen statt – das FP2 und das Qualifying.

«Es ist schwierig, die Ruhe zu bewahren, wenn du so weit hinten bist und an so einem Rennwochenende jeder probiert, der Schnellste zu sein. Wir sind Rennfahrer. Und kein Mensch auf der Welt pusht mich so stark, wie ich mich selber unter Druck setze», schilderte Pol, der für KTM 2020 zwei Pole-Positions und fünf dritte Plätze sowie den fünften WM-Endrang erkämpfte.

«Ich weiß, manchmal werde ich zu schnell zu stark frustriert», räumte der Honda-Pilot ein. «Dann überreagiere ich – wie am Freitag und Samstag. Es ist mühsam zu verstehen, warum sich die Situation dauernd von einer Session zur andern so stark ändert. Für mich ist schwer zu sagen, das ist das Standard-Bike oder das ist der Standard-Grip. Ich suche einen Basispunkt, von dem aus wir arbeiten können. Bei den Tests Anfang März ist mir alles leicht gefallen. Wir hatten eine gute Basis, ein brauchbares Standard-Bike, wir haben vier Tage lang nur Kleinigkeiten am Set-up verändert und die Reifen gewechselt. Alles hat funktioniert, auch die Reifen. Es war alles easy. Aber jetzt haben wir keinen Ausgangspunkt für das Motorrad mehr. Wir haben dauernd schwankende Leistungen… Mein Crew-Chief Ramon Aurín und Takeo, der Technical Director, alle bemühen sich enorm. Alle wollen das Bike besser machen. Aber ich weiß nicht, wie wir hier eine Lösung finden. Deshalb fühle ich mich verloren. Klar, als Fahrer kann ich schneller sein, aber nur um ein paar Zehntel in einer perfekten Runde. Aber was ist das schon? Mir fehlen aber 1,3 Sekunden! Wir sind meilenweit von den Toppiloten entfernt. Unsere Rückstände sind zu groß.»

Doha-GP, MotoGP-Ergebnis Q2 und Q1, 3. April

1. Martin, Ducati, 1:53,106 min
2. Zarco, Ducati, 1:53,263 min, + 0,157 sec
3. Viñales, Yamaha, 1:53,267, + 0,161
4. Miller, Ducati, 1:53,303, + 0,197
5. Quartararo, Yamaha, 1:53,469, + 0,363
6. Bagnaia, Ducati, 1:53,654, + 0,548
7. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:53,705, + 0,599
8. Rins, Suzuki, 1:53,754, + 0,639
9. Mir, Suzuki, 1:53,785, + 0,679
10. Morbidelli, Yamaha, 1:53,794, + 0,688
11. Bradl, Honda, 1:54,224, + 1,118
12. Oliveira, KTM, 1:55,096, + 1,990

Die weitere Startaufstellung:
13. Marini, Ducati, 1:54,228 min
14. Alex Márquez, Honda, 1:54,261
15. Pol Espargaró, Honda, 1:54,402
16. Nakagami, Honda, 1:54,481
17. Petrucci, KTM, 1:54,528
18. Binder, KTM, 1:54,555
19. Bastianini, Ducati, 1:54,632
20. Lecuona, KTM, 1:54,731
21. Rossi, Yamaha, 1:54,881
22. Savadori, Aprilia, 1:55,823

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