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Aleix Espargaró: Erstes Aprilia-Podest seit 2000?

Aprilia und Aleix Espargaró zählen zu den positiven Überraschungen der MotoGP-Saison 2021. Im Jahr 2000 schafften die Italiener die letzten Podestplätze in der «premier class», damals mit dem 500-ccm-Zweitakt-Twin.

Nach den ersten drei Wettkämpfen zur «MotoGP World Championship 2021» liegt Aprilia-Werkspilot Aleix Espargaró mit zwei sechsten Rängen und einem siebten Platz in der Tabelle auf dem sechsten Gesamtrang. Diese Performance hat sich bereits beim privaten Jerez-Test im Februar (Aleix war schneller als Stefan Bradl) und bei den Losail-Tests im März abgezeichnet.

Aprilia Racing hat also die ersten Bewährungsproben in diesem Jahr ausgezeichnet überstanden: Renndirektor Massimo Rivola sieht im dritten Jahr seiner beschwerlichen Tätigkeit endlich die ersten Erfolge.

Vor einem Jahr brachte Aprilia den neuen RS-GP-1000-ccm-V4-Motor auf die Rennstrecke, bei dem der Zylinderwinkel wie bei allen anderen Herstellern mit V-Triebwerken auf 90 Grad angehoben wurde; vorher lag er bei 72 Grad. Aber es kam zu Standfestigkeitsproblemen; Aleix Espargaró stürzte häufig, er kam über den 17. WM-Rang nicht hinaus – nach nur drei Top-Ten-Ergebnissen in 14 Rennen.

Jetzt lässt sich mit gutem Gewissen vorhersagen: Die Aprilia hat sich von einem Mitläufer (vier Jahre lang hinter Neueinsteiger KTM auf dem sechsten Platz der Marken-WM) zu einem Top-Motorrad entwickelt.

Der ehrgeizige Aleix Espargaró wird in seiner fünften Aprilia-Saison in erster Linie von einem Ziel angetrieben: Er will dem Werk aus Noale den ersten Podestplatz in der «premier class» seit 21 Jahren bescheren.

«In diesem Jahr will ich auf das Podest fahren», hat sich der 31-jährige Spanier vorgenommen, der in 266 WM-Läufen erst zwei Podestplätze errungen hat, davon einen in der MotoGP-Klasse – in Aragón im Regen 2014 auf der Forward-Yamaha. «Zu 100 Prozent wird uns das gelingen. Jetzt warten wir nicht mehr auf das nächste Jahr», versichert Espargaró.

2002 bis 2004: Drei Jahre mit dem Dreizylinder

Aprilia ist 2002 mit dem bei Cosworth entwickelten 990-ccm-Cube-Dreizylinder-Reihenmotor in die MotoGP-Viertakt-WM eingestiegen. Nach drei Jahren folgte wegen der drohenden Aprilia-Firmenpleite der Rückzug. 2015 kehrte Aprilia mit dem RSV4-Motor wieder zurück, der unter Gigi Dall’Igna für die Superbike-WM entwickelt wurde und dort drei Titel gewann.

Aprilia kam in der MotoGP-Viertakt-Klasse bisher über sechste Plätze nie hinaus.

Doch Aprilia hat in der Königsklasse zuletzt im Jahr 2000 mit der RSW-2 500 Podestplätze eingeheimst, und zwar mit dem Irländer Jeremy McWilliams in Mugello und Donington Park.

Aprilia war 1994 erstmals mit einem 500-ccm-Twin gegen die Vierzylinder-500-ccm-Konkurrenz angetreten, dessen Hubraum anfangs bei 410 ccm lag. Ende 1996 wurde er auf 430 ccm erhöht.

Mitte 1997 erfolgte der erste Auftritt mit 460 ccm. 1998 genehmigte sich Aprilia mit der 500er ein Jahr Rennpause, weil Honda damals bei den Italienern abkupferte und mit einem 500-ccm-Twin kam, der das Hubraumlimit voll ausschöpfte. Deshalb entschied sich danach auch Aprilia-Renndirektor und Konstrukteur Witteveen dazu, mit echten 500 ccm anzutreten, weil sonst beim Start zu viele Plätze verloren gingen. Die Idee zum Twin kam bereits 1993 von Jan Witteveen, der die Japaner gerne mit unkonventionellen Konzepten ärgerte. 

Zurück zur MotoGP-Saison 2021: Bisher hat Aprilia weder Speed noch Zuverlässigkeit vermissen lassen.

Außerdem machen die Italiener Schlagzeilen, weil Andrea Dovizioso die RS-GP21 in Jerez getestet hat und sie am 11./12. Mai in Mugello noch einmal probefahren soll. Eine Zusammenarbeit für 2022 ist nicht ausgeschlossen. Wenn Aprilia ein aussichtsreiches Projekt für die Zukunft präsentiert, kann sich Dovi sogar Wildcard-Einsätze 2021 vorstellen.

Aleix Espargaró war zuletzt in Portimão mit Platz 6 alles andere als zufrieden, obwohl er sogar Marc Márquez besiegt hatte. Er wirkte eher enttäuscht. «Nach dem Warm-up war ich überzeugt, dass ich um das Podest fighten kann», schilderte der Wahl-Andorraner und Vater von Zwillingen.

Doch er sagte auch: «Wir sind sehr schnell. Und es ist wichtig, eine Aprilia unter die Top-6 zu bringen.»

Der Hintergrund: Nach sieben Jahren Zusammenarbeit mit dem Gresini-Team bekommt Aprilia Racing nach diesem Jahr erstmals fünf eigene MotoGP-Startplätze. Die Italiener haben sich bei der Dorna bis Ende 2026 fix eingeschrieben.

Jetzt hoffen die Teamverantwortlichen auf eine stattliche Budgeterhöhung durch Piaggio-Group-Eigentümer Robert Colaninno, um endlich mit den Sieger-Teams gleichziehen und einen Star wie Dovizioso verpflichten zu können. Für 2021 konnte sich Aprilia als Nummer 2 nur den Nachzügler Savadori leisten. Ein fixer Testfahrer wurde nicht engagiert.

Bevor Aprilia den Fünf-Jahres-Vertrag bekam, mussten einige Probleme mit der Dorna beseitigt werden.

Aprilia war nämlich nach 2004 aus der MotoGP-WM ausgestiegen, obwohl der Vertrag mit der Dorna bis Ende 2006 lief. Laut Vereinbarung hätte Aprilia nach dem vorzeitigen Ausstieg alle in den drei Jahren von der Dorna geleisteten Zuschüsse zurückzahlen müssen. Das unterblieb jedoch.

Deshalb bekam Aprilia bei der Rückkehr für 2015 als einziges Werk keinen eigenen Teamplatz. Der Aprilia-Rückzug aus der Superbike-WM hat die Dorna als SBK-Promoter auch nicht gerade begeistert.

Jetzt blickt Aleix Espargaró den nächsten Rennen zuversichtlich entgegen – das Podest bleibt fest im Visier.

«Dieses Jahr sind wir etwas näher an der Spitze dran als im Vorjahr», freut sich Aleix. «Ich fühle mich auf dem 2021-Bike wohler, dadurch wächst mein Selbstvertrauen. Es ist ein Zyklus, der uns schrittweise näher an die Spitzenfahrer heranbringt. Das Motorrad ist auf jeden Fall konkurrenzfähiger geworden, sonst könnte nicht dauernd vorn mitfighten.»

Der Aprilia-Held warnt aber vor Euphorie, die Ingenieure dürfen sich jetzt auf keinen Fall ausruhen, betint er. Denn Stillstand bedeutet Rückschritt. «Wir haben in einigen Bereichen noch Arbeit vor uns», sagt Aleix. «Wenn ich zum Beispiel unterschiedliche Linien fahren könnte, wäre ich in den Rennen weiter vorne.»

MotoGP-Ergebnis, Portimão, 18. April:

1. Quartararo, Yamaha, 41:46,412 min
2. Bagnaia, Ducati, + 4,809 sec
3. Mir, Suzuki, + 4,948
4. Morbidelli, Yamaha, + 5,127
5. Binder, KTM, + 6,668
6. Aleix Espargaró, Aprilia, + 8,885
7. Marc Márquez, Honda, + 13,208
8. Alex Márquez, Honda, + 17,992
9. Enea Bastianini, Ducati, + 22,369
10. Nakagami, Honda, + 23,676
11. Viñales, Yamaha, + 23,761
12. Marini, Ducati, + 29,660
13. Petrucci, KTM, + 29,836
14. Savadori, Aprilia, + 38,941
15. Lecuona, KTM, + 50,642
16. Oliveira, KTM, + 1 Runde

MotoGP-WM-Stand nach 3 von 19 Rennen:

1. Quartararo, 61 Punkte. 2. Bagnaia 46. 3. Viñales 41. 4. Zarco 40. 5. Mir 38. 6. Aleix Espargaró 25. 7. Rins 23. 8. Binder 21. 9. Bastianini 18. 10. Martin 17. 11. Morbidelli 17. 12. Miller 14. 13. Pol Espargaró 11. 14. Marc Márquez 9. 15. Alex Márquez 8. 16. Bradl 7. 17. Nakagami 6. 18. Marini 4. 19. Rossi 4. 20. Oliveira 4. 21. Petrucci 3. 22. Savadori 2. 23. Lecuona 1.

Stand Marken-WM:

1. Yamaha, 75 Punkte. 2. Ducati 60. 3. Suzuki 42. 4. Aprilia 25. 5. KTM 22. 6. Honda 20.

Stand Team-WM:

1. Monster Energy Yamaha, 102 Punkte. 2. Suzuki Ecstar 61. 3. Ducati Lenovo 60. 4. Pramac Ducati 60. 5. Aprilia Gresini 27. 6. Repsol Honda 27. 7. Red Bull KTM 25. 8. Esponsorama Ducati 22. 9. Petronas Yamaha SRT 21. 10. LCR Honda 14. 11. Tech3 KTM 4.

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