Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Pit Beirer (KTM): «Petrucci darf nicht untergehen»

Von Günther Wiesinger
KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer will in Jerez auch Tech3-Pilot Petrucci weiter nach vorne bringen. «Wir werden für Danilo eigene Teile und auch Chassis-Veränderungen ins Spiel zu bringen.»

Das französische Tech3-KTM-Team von Hervé Poncharal hat für Red Bull KTM Factory Racing im Vorjahr durch Miguel Oliveira zwei der drei MotoGP-Siege beigesteuert, dazu den neunten Gesamtrang des Portugiesen und immerhin drei Top-Ten-Ergebnisse des 20-jährigen Rookies Iker Lecona.

Doch die Saison 2021 begann für KTM schleppend. Das neue Tech3-KTM-Duo Danilo Petrucci & Iker Lecuona brachte von den beiden Katar-Rennen wie LCR-Honda keinen einzigen WM-Punkt nach Hause. Beim «Grande Prémio 888 de Portugal» in Portimão kamen immerhin beide Tech3-Fahrer in die Punkteränge – 13. Petrucci. 15. Lecuona.

Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM, ist in der Königsklasse 2021 bisher Kummer gewöhnt. Denn auch Miguel Oliveira hat bisher nur vier Punkte einkassiert – in drei Rennen.

Der KTM-Rennchef will Neuzugang Petrucci bei den nächsten Rennen mit maßgeschneiderten Lösungen besser unterstützen. «Wir haben nach dem Rennen in Portugal an den Daten gesehen, dass Danilo wegen seines Körpergewichts ein komplett anderes Motorrad fährt wie alle unsere Jungs», hält Beirer fest. «Er fährt mit einem längeren Radstand und einer härter abgestimmten Suspension, weil er natürlich auch schwerer und größer ist. Sein Crew-Chief Sergio Verbena und Danilo haben um die Erlaubnis für dieses Set-up angesucht. Aber bisher hat es nicht optimal funktioniert. Unsere Ingenieure werden sich deshalb in Jerez sehr stark in die Abstimmungsarbeit einmischen, denn wir müssen Danilo eine bessere Basis bieten. Er fühlt sich noch nicht wohl auf der KTM. Klar, er wird ein steiferes Motorrad brauchen als unsere anderen MotoGP-Fahrer. Er hat dadurch natürlich beim Beschleunigen und Bremsen einen ganz anderen Gewichts-Transfer. Somit werden wir ihm einige neue Teile nach Jerez schaffen, mit deren Hilfe er eine Verbesserung spüren sollte. Der Bursche fühlt sich ganz offensichtlich noch nicht wohl auf unserem Motorrad. Da müssen wir ihm helfen.»

Mit dem sechsten Gesamtrang 2019 und den zwei Siegen in Mugello 2019 und Le Mans 2020 hat Petrucci bei Ducati bewiesen, dass er aus dem Holz der Sieger geschnitzt ist. Er will jetzt zeigen, dass man auch mit 181 cm Körpergröße und 81 kg Gewicht vorne mitmischen kann.

Petrucci hat vor einer Woche erlebt, wie KTM am diesem 18. April die Erfolge von Acosta, Raúl Fernández, Remy Gardner, Brad Binder und Supercross-Star Cooper Webb bejubelt hat. «Ich will mich auch in die Liste jener Fahrer eintragen, die KTM Freude machen», erklärte der Römer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

«Danilo war in Portugal enttäuscht. Wir können jetzt nur gemeinsam den nächsten Schritt erreichen. Aber wir sind extrem motiviert, das zu ermöglichen, denn er ist echt ein so angenehmer Kerl. Wir müssen ihm helfen. Er darf in diesem Projekt nicht untergehen! Brad Binder hat in Portimão mit Platz gezeigt, dass wir zumindest in den Rennen gut mithalten können. Brad hat auf der KTM eine super Leistung vollbracht. wenn Miguel Oliveira dieses Ergebnis zustande gebracht hätte, wäre es in erster Linie dem Fahrer und dem Heim-GP zugeschrieben worden. Die anderen KTM-fahrer sollte jetzt anspornen, dass ihre Motorrad nicht nur für die Top-20 reicht, sondern definitiv in die Top-10 fahren kann. Denn alle vier Piloten haben die gleichen Teile zur Verfügung. Nur werden wir jetzt anfangen, für Danilo eigene Teile und auch Chassis-Veränderungen ins Spiel zu bringen, um ihn besser aufzufangen.»

Petrucci hat sich vorgenommen, positiv in den nächsten GP-Wochenenden zu starten. Denn Fabio Quartararo versicherte am Sonntag: «70 Prozent des Erfolgs kommen im Kopf zustande.»

«Ja, das ist so. Am Tag X entscheidet der Kopf», pflichtet Pit Beirer bei. «Viñales und Quartararo sind ja auch mit dem gleichen Motorrad unterwegs. Der eine fährt um den Sieg, der andere um den zehnten Platz, obwohl beide begnadete Rennfahrer sind. Wer von ihnen vorne ist, ist eine mentale Entscheidung.» 

MotoGP-Ergebnis, Portimão, 18. April:

1. Quartararo, Yamaha, 41:46,412 min
2. Bagnaia, Ducati, + 4,809 sec
3. Mir, Suzuki, + 4,948
4. Morbidelli, Yamaha, + 5,127
5. Binder, KTM, + 6,668
6. Aleix Espargaró, Aprilia, + 8,885
7. Marc Márquez, Honda, + 13,208
8. Alex Márquez, Honda, + 17,992
9. Enea Bastianini, Ducati, + 22,369
10. Nakagami, Honda, + 23,676
11. Viñales, Yamaha, + 23,761
12. Marini, Ducati, + 29,660
13. Petrucci, KTM, + 29,836
14. Savadori, Aprilia, + 38,941
15. Lecuona, KTM, + 50,642
16. Oliveira, KTM, + 1 Runde

MotoGP-WM-Stand nach 3 von 19 Rennen:

1. Quartararo, 61 Punkte. 2. Bagnaia 46. 3. Viñales 41. 4. Zarco 40. 5. Mir 38. 6. Aleix Espargaró 25. 7. Rins 23. 8. Binder 21. 9. Bastianini 18. 10. Martin 17. 11. Morbidelli 17. 12. Miller 14. 13. Pol Espargaró 11. 14. Marc Márquez 9. 15. Alex Márquez 8. 16. Bradl 7. 17. Nakagami 6. 18. Marini 4. 19. Rossi 4. 20. Oliveira 4. 21. Petrucci 3. 22. Savadori 2. 23. Lecuona 1.

Stand Marken-WM:

1. Yamaha, 75 Punkte. 2. Ducati 60. 3. Suzuki 42. 4. Aprilia 25. 5. KTM 22. 6. Honda 20.

Stand Team-WM:

1. Monster Energy Yamaha, 102 Punkte. 2. Suzuki Ecstar 61. 3. Ducati Lenovo 60. 4. Pramac Ducati 60. 5. Aprilia Gresini 27. 6. Repsol Honda 27. 7. Red Bull KTM 25. 8. Esponsorama Ducati 22. 9. Petronas Yamaha SRT 21. 10. LCR Honda 14. 11. Tech3 KTM 4.

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