Pit Beirer über Lecuona: «Iker muss jetzt Gas geben»
Iker Lecuona hat mit seinen 21 Jahren in einer zweiten MotoGP-Saison einen schweren Stand gegens einen drei MotoGP-Markenkollegen Binder, Oliveira und Petrucci, die alle schon Rennen in der Königsklasse gewonnen haben. Der spanische KTM- Tech3-Werkspilot hingegen hat zwar in seiner Debütsaison 2020 drei Top-Ten-Ränge erzielt und in den Trainings oft vielversprechende Leistungen gezeigt, aber die Saison 2021 hat für Lecuona holprig begonnen.
Der ehemalige Supermoto-Spezialist, der mit 16 Jahren direkt in die Moto2-WM kam und dort in Silverstone 2016 als Ersatzfahrer debütierte, wurde für 2020 ein Jahr früher als geplant in die MotoGP-WM befördert, weil KTM damals einen Ersatz bei Tech3 brauchte, als Binder statt des frühzeitig abgewanderten Zarco gleich direkt ins Red Bull Factory Team transferiert wurde.
Lecuona hatte bis zu diesem Zeitpunkt in der Moto2-Klasse nur zwei Podestplätze errungen. Er durfte im Tech3-Team dann bereits in Valencia 2019 als Ersatz für den verletzten Oliveira (Schulter-OP) einspringen und zeigte recht ansprechende Leistungen.
Beim Saisonstart 2020 wurden jedoch körperliche Mängel offenkundig. Lecuona musste in Jerez im Juli im ersten Rennen nach einem Kreislaufkollaps und einem Black-out das Rennen aufgeben. Als er an der Box entkräftet abstieg, erkundigte er sich bei seiner Crew nach dem Datum…
Doch schon beim Österreich-GP Mitte August sicherte er sich Platz 9, eine Woche später beim Steiermark-GP Platz 10. Beim Teruel-GP in Aragón traf er noch einmal als Neunter ein. Dann infizierte er sich im familiären Umfeld mit dem Coronavirus und musste auf die letzten drei Grand Prix verzichten.
Seither hat Iker Lecuona nicht viel geleistet, was die KTM-Verantwortlichen und Teambesitzer Hervé Poncharal zufriedengestellt hätte. Bei den Katar-Tests trat er ins Fettnäpfchen, als er bei einem Interview erzählte, er habe dasselbe Bike wie in Aragón 2020. Die Tech3-Mannschaft hat aber im Dezember in Munderfing komplett neue Bikes für alle Fahrer aufgebaut.
In der Saison 2021 ist Lecuona konstant schwächster KTM-Pilot. Klar, die KTM RC16 offenbarte beim Saisonstart gewisse Schwächen, aber die Rückstände des Spaniers fielen teilweise bedenklich aus.
KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer ärgerte sich im März auch, weil Lecuona zum Katar-Test kam und dann vor dem Grand Prix wieder heimfliegen wollte – weil er unter «arm pump» litt und sich vor dem Grand Prix operieren lassen wollte. Dazu wäre den ganzen Winter hindurch Zeit gewesen.
Lecuona kam dann in Doha zweimal nicht in die Punkte. Im ersten WM-Lauf landete er mit 21 sec Rückstand auf Platz 17, im zweiten stürzte er bei Halbzeit. In Portugal reichte es nach der Unterarm-OP dann für Platz 15 und den ersten Punkt der Saison.
Nach dem Portugal-GP sprach Hervé Poncharal deshalb Klartext: «Positiv war eigentlich nur die Tatsache, dass Iker einen Punkt geholt hat. Aber ehrlich gesagt, ich weiß im Moment nicht, was ich sagen soll. Ich bin sprachlos und glaube, er ist es auch. Iker war im Vorjahr voller Energie. Er hat zwar manchmal Fehler gemacht, aber er hat gepusht. Dieses Jahr funktioniert aus irgendeinem Grund nichts mehr. Es gibt keinen Funken mehr.»
Dass sich Iker Lecuona nie bemüht hat, ein verständliches Englisch zu lernen, wird ihm inzwischen bei KTM auch übel genommen. Red Bull hatte nie wirklich Interesse an ihm.
Doch Lecuona hat jetzt noch rund 15 Rennen vor sich, um sich zu bewähren und zu empfehlen.
Pit Beirer erwartet von Lecuona eine klare Steigerung. Der Spanier sitzt auf einem Schleudersitz, weil sich bei KTM gerade die Red Bull-Ajo-Moto2-Talente Remy Gardner (23) und Rául Fernández (20) nachhaltig für die MotoGP-Klasse empfehlen.
«Ich will jetzt noch nicht über unser Fahreraufgebot für das nächste Jahr reden. Aber Iker muss zumindest jetzt anfangen, Gas zu geben. Er hat zehn Tage vor dem Portugal-GP diese Arm-Operation gehabt. Man meint ja immer, das sei eine kleine Operation und in wenigen Tagen sei wieder alles gut. Aber die Mediziner wissen, so ein Eingriff ist auch nach 14 Tagen nicht ganz verheilt. Deshalb möchte ich abwarten, bis Iker schmerzfrei ist. In Portugal hat er noch ganz schön auf die Zähne beißen müssen; er hat noch ganz schöne Schmerzen gehabt. Aber demnächst muss er wieder den Haudegen raushängen lassen, was ihm letztes Jahr oft gut gelungen ist.»
«Momentan hockt Iker fast ein bisschen zu anständig in seiner Box und macht seinen Job», ist dem KTM-Rennchef aufgefallen. «Und was dabei auskommt, kommt halt raus. Das reicht aber in dieser Liga natürlich nicht.»
MotoGP-Ergebnis, Portimão, 18. April:
1. Quartararo, Yamaha, 41:46,412 min
2. Bagnaia, Ducati, + 4,809 sec
3. Mir, Suzuki, + 4,948
4. Morbidelli, Yamaha, + 5,127
5. Binder, KTM, + 6,668
6. Aleix Espargaró, Aprilia, + 8,885
7. Marc Márquez, Honda, + 13,208
8. Alex Márquez, Honda, + 17,992
9. Enea Bastianini, Ducati, + 22,369
10. Nakagami, Honda, + 23,676
11. Viñales, Yamaha, + 23,761
12. Marini, Ducati, + 29,660
13. Petrucci, KTM, + 29,836
14. Savadori, Aprilia, + 38,941
15. Lecuona, KTM, + 50,642
16. Oliveira, KTM, + 1 Runde
MotoGP-WM-Stand nach 3 von 19 Rennen:
1. Quartararo, 61 Punkte. 2. Bagnaia 46. 3. Viñales 41. 4. Zarco 40. 5. Mir 38. 6. Aleix Espargaró 25. 7. Rins 23. 8. Binder 21. 9. Bastianini 18. 10. Martin 17. 11. Morbidelli 17. 12. Miller 14. 13. Pol Espargaró 11. 14. Marc Márquez 9. 15. Alex Márquez 8. 16. Bradl 7. 17. Nakagami 6. 18. Marini 4. 19. Rossi 4. 20. Oliveira 4. 21. Petrucci 3. 22. Savadori 2. 23. Lecuona 1.
Stand Marken-WM:
1. Yamaha, 75 Punkte. 2. Ducati 60. 3. Suzuki 42. 4. Aprilia 25. 5. KTM 22. 6. Honda 20.
Stand Team-WM:
1. Monster Energy Yamaha, 102 Punkte. 2. Suzuki Ecstar 61. 3. Ducati Lenovo 60. 4. Pramac Ducati 60. 5. Aprilia Gresini 27. 6. Repsol Honda 27. 7. Red Bull KTM 25. 8. Esponsorama Ducati 22. 9. Petronas Yamaha SRT 21. 10. LCR Honda 14. 11. Tech3 KTM 4.