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Jack Miller (1.): «Ich hab mir den Arsch aufgerissen»

Von Günther Wiesinger
Der hartgesottene Jerez-MotoGP-Triumphator Jack Miller konnte nach seinem ersten Ducati-Sieg die Tränen kaum im Zaum halten.

Im ganzen Fahrerlager in Jerez fand sich wahrscheinlich keine einzige Seele, die sich nicht über den ersten MotoGP-Triumph von Jack Miller im vierten Jahr bei Ducati gefreut hätte – und bei seinem erst vierten Einsatz im Lenovo-Ducati-Werksteam. Es war der 15. Podestplatz in der MotoGP-Klasse für Jack seit seinem Debüt 2015.

Und wer erinnert sich noch daran, dass er damals frech als Moto3-Vizeweltmeister von 2014 auf der Red Bull Ajo-KTM auf die Moto2-Klasse verzichtete und als einziger Pilot der aktuellen Generation gleich von der 55 PS starken 250er-Moto3 auf die 1000-ccm-Maschine mit damals 280 PS sprang? Das hatte kein Rossi gewagt, kein Lorenzo, kein Stoner, kein Marc Márquez, kein Viñales, kein Quartararo oder Bagnaia.

Beim «Gran Premio Red Bull de España» hatte sich Jack nach dem bescheidenen Saisonstart (er brachte nur 14 Punkte nach Jerez mit) mit seiner Crew auf eine neue Strategie verständigt. Er hat sich schon vom ersten Training an auf Long-runs spezialisiert und so manche einzelne schnelle Runde geopfert – zugunsten einer perfekten Rennvorbereitung.

Der neue Ducati-Held, der schon im Herbst bei den letzten zwei Grand Prix mit zwei sauberen zweiten Plätze geglänzt und sich als Titelanwärter empfohlen hat, wurde mit 25 kostbaren Punkten belohnt. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als sich Kollege Bagnaia anschickte, die neue Nummer 1 bei Ducati zu werden und auch Zarco auf den Platz im Werksteam für 2022 zu schielen begann.

«Ich weiß nicht, ob man behaupten kann, dass ich zurück bin, aber ich kann immerhin erwähnen, dass ich zurück auf dem Podest bin», stellte der Aussie schmunzelnd fest. «Mein erster Sieg im Regen 2016 war ein richtiger Schock, er kam völlig unerwartet. Für diesen Erfolg hingegen habe ich mir jahrelang den Arsch aufgerissen. Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie so gut und so präzise gefahren wie heute. Es fühlt sich fantastisch an, 25 Runden lang so fehlerlos gefahren zu sein.»

Miller lag bereits 1,8 und 1,9 sec hinter Fabio Quartararo, ehe er ihm nach Runde 13 wieder bis auf 0,3 sec naherückte. «Ich behielt meine Pace bei, aber er marschierte nach hinten in meine Richtung», wunderte sich der Ducati-Pilot. «Ich bin also wieder in Führung gegangen und habe auf die Boxentafel geschaut: Da dachte ich mir: ‚Boy, das ist eine lange Zeit, die ich da vorn allein verbringen muss.‘ Ich redete mir ein, ich werde zumindest versuchen, diesen ersten Platz über die Distanz zu bringen. Und ich muss erwähnen, dass sich das Bike tadellos angefühlt hat. Ich kann mich beim Team gar nicht ausreichend bedanken. Die Arbeit, die wir an diesem ganzen Wochenende hier geleistet haben, hat wirklich Dividenden gebracht. Im Rennen habe ich viele konstante Runden vorgelegt. Das hat sich ausgezahlt.»

Auf dem 4,423 km langen «Circuito de Jerez – Ángel Nieto» (mit acht Rechtskurven und fünf Linkskurven) holte Jack bis zum Finish 1,9 sec Vorsprung auf seinen Teamkollegen Bagnaia heraus, der mit dem dritten Podestrang im vierten Rennen die WM-Führung übernommen hat.

Miller konnte seinen klaren und überraschenden Sieg gar nicht fassen. «Erst in der vorletzten Kurve der letzten Runde habe ich überlegt, ob das jetzt wirklich passiert. Ich dachte, das kann jetzt nicht wahr sein. Ich konnte es nicht glauben. Niemals. Ich habe noch nie in meinem Leben ein Rennen auf so eine Weise aufgeführt. Ich war immer in wilde Gefechte bis zur letzten Kurve verwickelt… Heute war es erstaunlich. Ich musste mir für die letzten Runden gar keine Attacken und Manöver einfallen lassen. Das war ungewöhnlich. Aber natürlich hat mir das Problem von Fabio geholfen. Als das passiert ist, habe ich diese Riesenchance beim Schopf gepackt.»

Ergebnisse MotoGP Jerez/E, 2. Mai

1. Jack Miller (AUS), Ducati, 25 Runden in 41:05,602 min
2. Pecco Bagnaia (I), Ducati, +1,912 sec
3. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +2,516
4. Takaaki Nakagami (J), Honda, +3,206
5. Joan Mir (E), Suzuki, +4,256
6. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +5,164
7. Maverick Viñales (E), Yamaha, +5,651
8. Johann Zarco (F), Ducati, +7,161
9. Marc Márquez (E), Honda, +10,494
10. Pol Espargaró (E), Honda, +11,776
11. Miguel Oliveira (P), KTM, +14,766
12. Stefan Bradl (D), Honda, +17,243
13. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +18,907
14. Danilo Petrucci (I), KTM, +20,095
15. Iker Lecuona (E), KTM, +20,277
16. Luca Marini (I), Ducati, +20,922
17. Valentino Rossi (I), Yamaha, +22,731
18. Tito Rabat (E), Ducati, +30,314
19. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +37,912
20. Alex Rins (E), Suzuki, +38,234
– Brad Binder (ZA), KTM, 14 Runden zurück
– Enea Bastianini (I), Ducati, 14 Runden zurück
– Alex Márquez (E), Honda, 1. Runde nicht beendet

Stand Fahrer-WM nach 4 Rennen:

1. Bagnaia, 66 Punkte. 2. Quartararo 64. 3. Viñales 50. 4. Mir 49. 5. Zarco 48. 6. Miller 39. 7. Aleix Espargaró 35. 8. Morbidelli 33. 9. Rins 23. 10. Binder 21. 11. Nakagami 19. 12. Bastianini 18. Martin 17. 14. Pol Espargaró 17. 15. Marc Márquez 16. 16. Bradl 11. 17. Oliveira 9. 18. Alex Márquez 8. 19. Petrucci 5. 20. Marini 4. 21. Rossi 4. 22. Savadori 2. 23. Lecuona 2.

Stand Marken-WM nach 4 Rennen:

1. Yamaha, 91 Punkte. 2. Ducati 85. 3. Suzuki 53. 4. Aprilia 35. 5. Honda 33. 6. KTM 27.

Stand Team-WM:

1. Monster Energy Yamaha 114 Punkte. 2. Ducati Lenovo 105. 3. Suzuki Ecstar 72. 4. Pramac Ducati 65. 5. Repsol Honda 40. 6. Petronas Yamaha SRT 37. 7. Aprilia Racing Team Gresini 37. 8. Red Bull KTM Factory Racing 30. 9. LCR-Honda 27. 10. Esponsorama Ducati 22. 11. Tech3 KTM Factory Racing 7.

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