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Luca Cadalora rät Marc Márquez: Zeit für Veränderung

Von Mario Furli
Marc Márquez führte das MotoGP-Feld in Le Mans am vergangenen Wochenende erstmals seit seiner langwierigen Oberarmverletzung wieder an, er verbuchte aber auch zwei Rennstürze. Luca Cadalora: «Die Magie ist verflogen.»

Vor dem Frankreich-GP durfte Marc Márquez sein Krafttraining am rechten Arm zwar intensivieren. Dabei stellte der 28-jährige Spanier allerdings auch fest, wie groß der Unterschied zum linken Arm in puncto Muskelmasse und Kraft noch sei: «Wir sind weit weg von einem guten Level.» Das erschwere auch die Entwicklungsarbeit an der RC213V, weil sein Feedback an die Honda-Ingenieure nicht so präzise wie gewohnt sei, bekannte der Superstar.

Im regnerischen Le Mans beendete der achtfache Weltmeister dann erstmals seit seiner Rückkehr wieder eine Trainings-Session mit Bestzeit, das FP3. Nach dem Motorrad-Wechsel führte er das Feld am Sonntag in einem chaotischen Flag-to-Flag-Rennen zumindest kurzzeitig an – ehe er sogar zwei Stürze einstecken musste. Insgesamt ging er an den drei Tagen des Frankreich-GP ganze vier Mal zu Boden.

Der dreifache Weltmeister und 34-fache GP-Sieger Luca Cadalora sprach mit den Kollegen von GPOne.com über das Comeback von Marc Márquez, der nach neun Monaten Zwangspause erst drei Grand Prix bestritten hat und ganz offensichtlich kämpft, um wieder auf sein früheres Level zurückzufinden.

«Es gibt Momente in der Karriere eines Rennfahrers, in denen sich die Dinge verändern. Es gibt einmal diese Magie, diese Momente, wenn immer alles gut ausgeht. Das habe auch ich erlebt», schickte der 58-jährige Italiener voraus. «Dann kommt ein Moment in deiner Karriere, der mit einem anderen Ereignis zusammenfallen kann – wie ein Sturz mit schwerwiegenderen Folgen oder vielleicht zu Hause ein Streit mit deiner Freundin, deinem Vater, deiner Mutter – und diese Magie verfliegt. Du bist nicht mehr ein unbeschwerter Junge, der gar nicht wusste, warum alles so gut gelaufen ist. Und dann funktionieren die Dinge nicht mehr: Diese Magie ist weg und es fällt einem schwer, das zu akzeptieren. Du musst es aber tun, du musst etwas verändern, du kannst nicht mehr die Dinge tun, die du vorher getan hast. Du kannst wieder siegen, aber du musst dich verändern. Denn wenn du es nicht machst, wird es ein großes Problem.»

Cadalora sieht den sechsfachen MotoGP-Champion Márquez jetzt in dieser Übergangsphase – von der Unbekümmertheit eines Jungen zur Reife eines Erwachsenen: «Márquez hat acht Jahre in dieser Magie verbracht – was unglaublich war. Ich fürchte und ich glaube, auch nach den Stürzen von Le Mans, dass diese Magie verflogen ist. Von nun an muss er seine Herangehensweise an die Rennen also verändern.»

Dazu gehöre auch die Fahrweise, mit der der 82-fache GP-Sieger Probleme überspielen konnte: «Schon in der Moto2 hat Marc Dinge getan, die kein anderer tat, und er hat versucht, diesen Stil auch in die MotoGP zu bringen. Dadurch hat er diese Verbindung zwischen ihm – einem Phänomen, der diese unglaublichen Dinge tun – und dem Motorrad geschaffen, das dafür gemacht ist, diese phänomenalen und unglaublichen Dinge zuzulassen. Wenn du auf dieses Motorrad steigst und Dinge tun willst, die 95 Prozent der anderen Fahrer machen, dann funktioniert es nicht», erklärte der ehemalige Riding-Coach von Valentino Rossi. «Der Punkt ist: Entweder verändert sich auch Márquez ein bisschen und man schneidert das Motorrad so zu, dass es sich auch so fahren lässt, ohne ständig 99 Prozent zu riskieren – oder er wird weiterhin das Risiko eingehen, wie er es immer getan hat.» Was allerdings zu weiteren Verletzungen führen könne.

Cadalora vertritt daher eine klare Position: «Es ist wunderschön, wenn du dich unbesiegbar und unverwundbar fühlst, diese Magie beflügelt – aber das findet auch ein Ende. Vielleicht ist es bei ihm jetzt der Fall, weil nichts mehr in seine Richtung zu laufen scheint. Kaum übertreibt er es ein bisschen, liegt er schon am Boden. Das sind Signale, die man beachten muss. Es wäre der richtige Moment für ihn, um etwas Anderes zu versuchen. So könnte er das Risiko verkleinern und, meiner Meinung nach, trotzdem immer noch sehr stark sein – auch auf eine andere Weise.»

Stand Fahrer-WM nach 5 Rennen von 19 Rennen:

1. Quartararo 80 Punkte. 2. Bagnaia 79. 3. Zarco 68. 4. Miller 64. 5. Viñales 56. 6. Mir 49. 7. Aleix Espargaró 35. 8. Morbidelli 33. 9. Nakagami 28. 10. Pol Espargaró 25. 11. Binder 24. 12. Rins 23. 13. Bastianini 20. 14. Alex Márquez 18. 15. Martin 17. 16. Petrucci 16. 17. Marc Márquez 16. 18. Bradl 11. 19. Rossi 9. 20. Oliveira 9. 21. Marini 9. 22. Lecuona 8. 23. Savadori 2. 24. Rabat 1.

Stand Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 110 Punkte. 2. Yamaha 107. 3. Suzuki 53. 4. Honda 43. 5. KTM 38. 6. Aprilia 35.

Stand Team-WM:
1. Ducati Lenovo 143. 2. Monster Energy Yamaha 136 Punkte. 3. Pramac Racing 86. 4. Suzuki Ecstar 72. 5. Repsol Honda 48. 6. LCR-Honda 46. 7. Petronas Yamaha SRT 42. 8. Aprilia Racing Team Gresini 37. 9. Red Bull KTM Factory Racing 33. 10. Esponsorama Racing Ducati 29. 11. Tech3 KTM Factory Racing 24.

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