Marc Marquez: «Das Ende des Albtraums»

One-Man-Show: Was Honda und Yamaha gemeinsam haben

Kolumne von Michael Scott
One-Man-Show auf One-Man-Bikes: Fabio Quartararo führt die MotoGP-WM auf Yamaha an, Marc Márquez ist auch ohne Start beim Katar-Doppel der beste Honda-Pilot.

Honda und Yamaha sind die MotoGP-Königshäuser, Suzuki der Junior unter den Japanern, Ducati und der Rest die Neuankömmlinge. Die ersten Zwei haben noch etwas gemeinsam: Ihre MotoGP-Bikes sind so speziell, dass damit jeweils nur ein Mann das Beste herausholen kann.

Beide Suzuki-Werksfahrer waren auf demselben Motorrad schon siegreich, KTM hat Oliveira und Binder den Siegerpokal beschert, die Ducati-Fahrer matchen sich Kopf-an-Kopf (bei Aprilia gilt es noch abzuwarten). Nicht so bei den ersten Zwei.

Bei Honda ist das schon eine ganze Weile der Fall: Marc Márquez war auf einem Motorrad, das für andere Fahrer extrem tückisch ist, praktisch unschlagbar. Das ging sogar so weit, dass der dreifache MotoGP-Champion Jorge Lorenzo seine Karriere frühzeitig beendete.

Jorge war Manns genug, um die furchterregende Ducati Desmosedici GP zu zähmen. Dafür brauchte er allerdings mehr als ein volles Jahr. Ein Prozess, für den sein italienischer Arbeitgeber tief in die Tasche greifen musste (eine rekordverdächtige Jahresgage von 12,5 Millionen Euro) und der gleichzeitig für Ernüchterung sorgte, weil man in Borgo Panigale so lange warten musste. Der Erfolg kam dann zu spät.

Als aber Dani Pedrosa sich zum Rücktritt nach der Saison 2018 entschied, schien sich im Repsol Honda Team die perfekte Möglichkeit für Lorenzo aufzutun. Stattdessen folgte ein weiteres Jahr voller Schwierigkeiten und Schmerzen. Es wurde so schlimm, dass der Mallorquiner schon zur Hälfte seines Zwei-Jahres-Vertrages den Rücktritt erklärte.

Seriensieger Marc Márquez fiel dann verletzungsbedingt schon beim ersten Rennen 2020 aus. In seiner Abwesenheit erlebte Honda die erste Saison in vier Jahrzehnten, in der nicht ein einziger Sieg gelang. Für die noch verbliebenen Fahrer waren es schwere Zeiten.

Cal Crutchlow litt im Kampf mit dem Biest unter Armpump-Problemen. Er beendete die Saison nur als Gesamt-18. – sein schlechtestes WM-Ergebnis überhaupt – und trat zurück.

Rookie Alex Márquez schaffte zwar noch zwei Podestplätze (einen davon im Regen), abgesehen davon hatte er aber oft Mühe.

Der bestplatzierte Honda-Pilot war damit Taka Nakagami, mit einem Dutzend Top-10-Ergebnissen, darunter ein paar vierte Ränge. Er saß allerdings auf Hondas Vorjahresbike.

2021 – und Marc gab beim dritten Grand Prix endlich sein Comeback. Bis dahin ging es bei Neuzugang Pol Espargaró auf und ab, wobei die Ergebnisse unter dem lagen, was er zuletzt auf der KTM erreicht hatte. Alex – inzwischen ein LCR-Kundenteam-Fahrer – war hauptsächlich unten, auf dem Boden, um genau zu sein.

Welche Veränderungen Honda im Vergleich zum Vorjahr auch immer vorgenommen hatte, das Gegenteil einer Verbesserung war das Ergebnis.

Nur Nakagami kam halbwegs zurecht… Als er teilweise wieder mit dem alten Bike experimentierte.

Marc kam zurück und verwarf die 2021er-Version schnell. Er erklärte diplomatisch, dass er sich das Comeback nach neun Monaten mit dem, «was ich kenne», erleichtern wolle. Daher sei er auf seine 2020er-Basis zurückgegangen, womit er in Jerez gestürzt war. Wobei es sich dabei um einen Hybrid wie bei Nakagami handeln dürfte.

Márquez hatte seine liebe Mühe damit, aber dem Genie gelang trotzdem der elfte Sachenring-Sieg in Serie. Darauf folgte in Assen – auf dem neuesten Chassis-Update – ein massiver Highsider.

Jetzt zu Yamaha, wo Quartararo im Vorjahr noch schwankende Leistungen zeigte. In dieser Saison, als Werksfahrer auf einer neuen M1, war er über die ersten neun Rennen mehr als ein Musterbeispiel für Konstanz: Fünf Pole-Positions und nur einmal nicht in der ersten Startreihe; vier Siege, zwei weitere Podestplätze und nur einmal außerhalb der Top-5 – in Jerez, als ihn Armpump-Probleme eine souveräne Führung kosteten.

Im Gegensatz zum Vorjahr hat der Franzose jetzt das Vertrauen zur Front. Es fühle sich, so erklärte er, «wie mein Bike» an.

Teamkollege Maverick Viñales versinkt dagegen in der Misere. Es ist sogar so schlimm, dass er sich zur vorzeitigen Trennung von Yamaha entschied. An guten Tagen und bei gutem Grip kann er gewinnen – so geschehen einmal im Vorjahr und einmal zum Auftakt in die laufende Saison… Die Abstürze dazwischen sind erschreckend – bis zum letzten Platz auf dem Sachsenring.

Das reichte dem Jungvater. Er handelte einen frühzeitigen Vertragsausstieg aus und liebäugelt nun mit einem Wechsel zur aufstrebenden Aprilia-Mannschaft.

Die anderen M1-Piloten stecken auch richtig tief in Schwierigkeiten. Der einst unschlagbare Rossi sammelt ein «worst-ever» nach dem anderen, inklusive fünf Nullern und einem einzigen zehnten Platz als magere Saisonbestleistung. Viel deutet darauf hin, dass auch er nach dem Ausweg sucht...

Morbidelli dürfte von den aktuellen Entwicklungen profitieren. Im Vorjahr noch Vizeweltmeister und bester Yamaha-Pilot, erlebte er bis zu seiner Knie-OP aber ebenfalls eine miserable Saison. Das zählt in seinem Fall aber nicht wirklich, weil er noch auf der «A-spec» feststeckt, die auf dem alten 2019er-Bike basiert.

Fahrer sind Individuen; diese Motorräder scheinen es nicht so sehr zu sein. Die einschränkenden technischen Vorschriften – ganz nach dem Motto «one-size-fits-all» – lassen den Ingenieuren wenig Raum, um die Motorräder auf die individuellen Bedürfnisse der Fahrer anzupassen – oder sie zu verändern, falls sich falsch lagen.

Gelingt es ihnen, auch nur auf einen Fahrer zufriedenzustellen, ist das allein schon ein Erfolg.

Stand Fahrer-WM nach 9 Rennen von 19 Rennen:

1. Quartararo, 156 Punkte. 2. Zarco 122. 3. Bagnaia 109. 4. Mir 101. 5. Miller 100. 6. Viñales 95. 7. Oliveira 85. 8. Aleix Espargaró 61. 9. Binder 60. 10. Marc Márquez 50. 11. Nakagami 41. 12. Pol Espargaró 41. 13. Morbidelli 40. 14. Rins 33. 15. Alex Márquez 27. 16. Bastianini 27. 17. Petrucci 26. 18. Martin 23. 19. Rossi 17. 20. Marini 14. 21. Lecuona 13. 22. Bradl 11. 23. Savadori 4. 24. Pirro 3. 25. Rabat 1.

Stand Konstrukteurs-WM:
1. Yamaha, 184 Punkte. 2. Ducati 167. 3. KTM 114. 4. Suzuki 105. 5. Honda 86. 6. Aprilia 62.

Stand Team-WM:
1. Monster Energy Yamaha, 251 Punkte. 2. Ducati Lenovo 209. 3. Pramac Racing 149. 4. Red Bull KTM Factory Racing 145. 5. Suzuki Ecstar 134. 6. Repsol Honda 98. 7. LCR Honda 68. 8. Aprilia Racing Team Gresini 65. 9. Petronas Yamaha SRT 57. 10. Esponsorama Racing Ducati 41. 11. Tech3 KTM Factory Racing 39.

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