Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Stefan Bradl: «Márquez-Gegner haben nicht geschlafen»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl traute Marc Márquez im März zu, selbst im Fall eines Katar-Starts gleich aufs Podium zu fahren. Doch das hat der Honda-Star bisher erst einmal geschafft. Testfahrer Stefan Bradl erläutert die Hintergründe.

Die Honda Racing Corporation durchschreitet in der MotoGP-Saison 2021 ein Wellental, darüber kann auch der grandiose Sieg von Marc Márquez in Sachsen nicht hinwegtäuschen. Der triste fünfte Platz 5 in der Konstrukteurswertung (nur Aprilia liegt dahinter) ist für den weltgrößten Motorrad-Hersteller ein Armutszeugnis. Schon 2020 wurde Honda in der Marken von KTM besiegt – die erst 2017 eingestiegen sind und bis dahin als Offroad-Hersteller galten.

Honda kommt bei der Weiterentwicklung der schwer zu fahrenden Honda RC213V nicht voran. Sogar Lorenzo war an diesem Bike gescheitert, der hingegen bei Ducati im schon im ersten Jahr in Sepang gewonnen hätte, wenn er wegen der Titelchancen von Andrea Dovizioso keine Stallorder bekommen hätte.

Testfahrer Stefan Bradl hat in den letzten dreieinhalb Jahren unzählige Testkilometer in Jerez abgespult, zuletzt auch in Misano, dazu hat er 2021 die drei Renneinsätze in Doha (statt Marc Márquez) und Jerez (mit einer Wildcard für das HRC Test Team) absolviert. Aber auch der Bayer sieht keinen Durchbruch, die Konkurrenzfähigkeit von Honda lässt weiter zu wünschen übrig.

«Ich habe aber nicht die große Angst, dass Honda in der MotoGP komplett den Faden verliert. Es ist eher so, dass ein Durchhänger zu beobachten ist, wo technisch gesehen nicht alles rund läuft und fahrerisch vielleicht im Moment auch nicht», sagt Bradl.

Aber HRC fällt auf den Kopf, dass Repsol-Honda-Teammanager Alberto Puig letztes Jahr immer betont hat, am Motorrad sei nichts auszusetzen, es fehle einfach der beste Fahrer… Und man habe mit diesem immerhin sechs Titel in sieben Jahren gewonnen.

Trotzdem wird immer deutlicher: Die totale Konzentration auf Márquez, auf dessen Bedürfnisse das Bike maßgeschneidert wurde, hat seine Tücken. Denn nach Superstar Jorge Lorenzo 2019 kommt auch Pol Espargaró (5 Podestplätze 2020 auf KTM, dazu WM-Fünfter) damit nicht zurecht. Er scheint nur in der Sturzstatistik an erster Stelle auf.

Dass die LCR-Fahrer Taka Nakagami und Alex Márquez mehr können als ihre aktuellen Ergebnisse zeigen, ist auch klar. Sie haben letztes Jahr für Pole-Positions und Podestplätze gesorgt und liegen jetzt in der WM auf den Rängen 11 und 15.

«Dazu kommt, dass Marc nach seiner langen Verletzungspause noch nicht auf seinem besten Niveau ist», gibt Bradl zu bedenken. «Außerdem merkt er, dass er momentan die technischen Problem von Honda nicht so umfahren kann, wie er es vielleicht in der Vergangenheit gemacht hat.»

Marc Márquez hat vor dem Triumph beim Deutschland-GP drei Rennstürze in Serie fabriziert. Bradl: «Er muss zuerst wieder reinfinden. Die Gegner haben ja während seiner Abwesenheit auch nicht geschlafen, sie haben sich alle verbessert. Da gilt für die Hersteller genauso wie für die Fahrer. Momentan geht es bei Honda ein bisschen drunter und drüber da muss geschaut werden, dass wieder eine Richtung reinkommt. Das merke ich selber.»

Die MotoGP-WM 2021 ist gnadenlos. Marc Márquez stand in Sachsen auf dem fünften Startplatz, in Assen musste er von Platz 20 losfahren. Bei Viñales war es quasi umgekehrt. Er verbesserte sich innerhalb von acht Tagen vom letzten auf den ersten Startplatz und im Rennen vom letzten auf den zweiten Platz.

«Bei Viñales war es etwas Kopfsache, da hat er mentale Aspekt mit der bevorstehenden Trennung von Yamaha mitgespielt», meint Bradl. «das hat ihn vermutlich belastet. Aber Marc hat in Assen vielleicht im FP2 und im Qualifying zwei Fehler gemacht, dadurch ist der 20. Startplatz zustande gekommen. Es war eine Ausnahme, dass es so schlecht gelaufen ist. Davon bin ich überzeugt. Zwei, drei kleine Fehler in der Quali-Runde, die kosten zwei oder drei Zehntel, dann stehst du statt in der zweiten Reihe auf Platz 17 oder 20. Dann ist dein Rennen auch ruiniert. Es zählt quasi jedes einzelne Training und davon wirklich jede einzelne Runde. Dadurch bekommst du die nötige Konstanz und sicherst dir den direkten Aufstieg ins Q2. Deshalb ist es immer schwieriger geworden, einmal in einer Session neues Material zu vergleichen oder etwas auszuprobieren. Es geht im FP1 am Freitagfrüh sofort knallhart los. Es wird sofort um die Rundenzeit gekämpft. Denn jeder will ins Q2 oder zumindest einigermaßen dabei sein.»

Stand Fahrer-WM nach 9 Rennen von 19 Rennen:

1. Quartararo, 156 Punkte. 2. Zarco 122. 3. Bagnaia 109. 4. Mir 101. 5. Miller 100. 6. Viñales 95. 7. Oliveira 85. 8. Aleix Espargaró 61. 9. Binder 60. 10. Marc Márquez 50. 11. Nakagami 41. 12. Pol Espargaró 41. 13. Morbidelli 40. 14. Rins 33. 15. Alex Márquez 27. 16. Bastianini 27. 17. Petrucci 26. 18. Martin 23. 19. Rossi 17. 20. Marini 14. 21. Lecuona 13. 22. Bradl 11. 23. Savadori 4. 24. Pirro 3. 25. Rabat 1.

Stand Konstrukteurs-WM:

1. Yamaha, 184 Punkte. 2. Ducati 167. 3. KTM 114. 4. Suzuki 105. 5. Honda 86. 6. Aprilia 62.

Stand Team-WM:

1. Monster Energy Yamaha, 251 Punkte. 2. Ducati Lenovo 209. 3. Pramac Racing 149. 4. Red Bull KTM Factory Racing 145. 5. Suzuki Ecstar 134. 6. Repsol Honda 98. 7. LCR Honda 68. 8. Aprilia Racing Team Gresini 65. 9. Petronas Yamaha SRT 57. 10. Esponsorama Racing Ducati 41. 11. Tech3 KTM Factory Racing 39.

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