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Kevin Schwantz: Was sagt er zum Honda-Dilemma?

Von Günther Wiesinger
Honda hat in den letzten eineinhalb Jahren nur ein MotoGP-Rennen gewonnen und total drei Podestplätze errungen. Kevin Schwantz wundert sich über die Japaner und lobt die Nachwuchsarbeit von KTM.

Kevin Schwantz, 500-ccm-Weltmeister 1993 auf Suzuki und 25-facher 500-ccm-GP-Sieger, verkündete beim Mugello-GP 1995 mit 31 Jahren seinen Rücktritt – nach zahlreichen Verletzungen. Doch mit 49 Jahren ließ sich die Suzuki-Legende aus Texas zu einem Comeback überreden. Und zwar für das prestigeträchtige Acht-Stunden-Rennen in Suzuka, dem legendären Suzuka Eight Hours, dem bestbesetzten Rennen im Langstrecken-WM-Kalender. Er landete auf dem dritten Platz – mit Yukio Kagayama und Noriyuki Haga. Das Trio war zusammen 126 Jahre alt.

Schwantz beobachtet den GP-Sport weiter aufmerksam, er ist eng mit Suzuki verbündet und agiert als Botschafter für den Texas-GP, er war auch in den Bau des Circuit of the America (COTA) involviert und schloss damals den ersten GP-Vertrag für den WM-Lauf in Austin mit der Dorna ab.

«Revin‘ Kevin» wundert sich über die mangelnde Konkurrenzfähigkeit von Honda und die Unfähigkeit der Japaner, neben Marc Márquez geeignete Topfahrer für die Honda RC213V zu verpflichten.

Diese Unfähigkeit verschlimmert die Situation des weltgrößten Motorradhersteller in einer Phase, in der Marc Márquez noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist.

Honda brachte schon beim Katar-Test 2020 kein brauchbares neues Material an die Rennstrecke, deshalb wurde nach dem zweiten Abend die Box von LCR-Honda geplündert und dort für die Hoffnungsträger Marc Márquez und Cal Crutchlow 2019-Material von Takaaki Nakagami beiseite geschafft. Es wurde dann eine Mischung von alter und neuer Spezifiaktionen für 2020 homologiert. Und weil die Motoren-Entwicklung für 2021 weitgehend eingefroren wurde, sind bisher keine Fortschritte zu sehen.

Die neuen Komponenten für 2021 haben keinen durchschlagenden Erfolg bewirkt. Im Gegenteil: Taka Nakagami (im Vorjahr in Aragón auf der Pole-Position) und Alex Márquez (er wurde im Herbst 2020 zweimal Zweiter) sind weit von ihrer Vorjahresform entfernt.

Red Bull-KTM hat hingegen aus dem Katar-Desaster von 2021 (in beiden Grand Prix kam keiner der vier Fahrer in die Top-Ten) rasch die Lehren gezogen und beim dritten Rennen in Portugal mit Brad Binder bereits Platz 5 ergattert.

Kevin Schwantz kann über die Ursachen des Honda-Tiefs nur rätseln. «Teammanager Alberto Puig hat sicher seine Fähigkeiten. Ich glaube, die aktuelle Situation überfordert ihn. Er versucht natürlich zu helfen und Rückschlüsse zu ziehen», sagt der 57-jährige Schwantz. «Sie müssen eine Richtung finden, die sie einschlagen müssen. Aber sie zeichnet sich offenbar bisher noch nicht ab.»

Honda: Viele Talent sind entwischt

Honda hat in sieben Jahren (2013 bis 2019) mit Marc Márquez nicht weniger als 56 MotoGP-Siege gefeiert und sechs von sieben Titelgewinnen. In dieser Phase der Euphorie und Überlegenheit wurde die Sucher nach neuen Talenten vernachlässigt. So gingen HRC Talente wie Jack Miller, Franky Morbidelli, Fabio Quartararo, Joan Mir und so weiter durch die Lappen, die in der Moto3 bei Honda unterwegs waren – oder sogar in der MotoGP. Bei Jack Miller reichte die Geduld von HRC nur für drei Jahre, jetzt gewinnt er auf Ducati. Das Talent von Moto2-Weltmeister und MotoGP-Vizeweltmeister Morbidelli wurde bei HRC offenbar nie erkannt. Dabei fuhr er immerhin bei Marc VDS Honda in der MotoGP-WM 2018.

Die Warnleuchten hätten bei HRC spätestens 2019 blinken müssen, als Crutchlow als zweitbester Honda-Pilot in der WM 287 Punkte auf Weltmeister Marc Márquez verlor.

Aber nach dem Flop mit Jorge Lorenzo 2019 wurden die nächsten Fehlkäufe mit Alex Márquez und Pol Espargaró getätigt, während sich zum Beispiel Ducati mit Bagnaia, Martin, Zarco und Bastianini viel nachhaltiger verstärkte und KTM mit Oliveira und Binder beneidenswerte Talente aus der eigenen Gehschule von Aki Ajo für die MotoGP-WM engagierte.

Doch bei solchen Erwähnungen verliert Repsol-Honda-Teammanager Alberto Puig gern die Beherrschung, wie TV-Reporter Simon Crafar am eigenen Leib miterlebte.

Obwohl Marc Márquez auf dem Sachsenring vom fünften Startplatz aus triumphal siegte: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.
Eine Woche später reicht es in Assen nur zum 20. Startplatz und zu Platz 7 im Rennen.

HRC hat die Nachwuchsförderung vernachlässigt und keinen Weg gefunden, die Moto3-Talente zu erkennen, ideal zu fördern und über die Moto2-Klasse in die «premier class» zu bringen. Dabei steht das Honda Team Asia von HRC-Partner Hiroshi Aoyama als ideales Sprungbrett zur Verfügung. Auch Leopard Honda würde sich für eine Zusammenarbeit anbieten. Dieses Team hat mit Danny Kent, Joan Mir und Jorge Martin immerhin drei Moto3-WM-Titel gewonnen. Zwei der drei World Champions befinden sich jetzt in der MotoGP – bei Suzuki und Ducati.

«KTM leistet vorbildliche Nachwuchsarbeit», lobt Kevin Schwantz. «Das Red Bull-Ajo-Team dominiert ja die Moto2-WM in diesem Jahr mit Remy Gardner und Raúl Fernandez fast nach Belieben. Gut, die Motoren sind von Triumph, aber das ist nebensächlich.»

Und in der Moto3-WM wächst bei Red Bull-KTM mit dem 17-jährigen Wunderknaben und WM-Leader Pedro Acosta bereits das nöchte MotoGP-Talent heran, das bei allen gegnerischen Herstellen bereits Begehrlichkeiten geweckt hat. 

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