Kevin Schwantz: Teamchef in der Moto2 für Honda!
Viele namhafte ehemalige GP-Sieger oder Weltmeister haben sich nach der Karriere im Paddock als Teammanager oder Teambesitzer betätigt, dazu gehören Agostini, Pileri, Roberts, Rainey, Gresini, Pons, Cecchinello, Martinez und zahlreiche andere Ex-Rennfahrer. Der Texaner Kevin Schwantz, 1993 Halbliter-Weltmeister auf Suzuki, war immer wieder als Teammanager im Gespräch, beim Suzuki-Werksteam oder bei einem geplanten Suzuki-Kundenteam mit Jorge Martinez. Auch im vergangenen Winter, als Davide Brivio das Suzuki Ecstar-Team Richtung Alpine in der Formel 1 verließ, wurde Schwantz als möglicher Nachfolger genannt.
Aber es hat sich nie ergeben, Kevin behielt nach dem Rücktritt 1995 seinen Wohnsitz in Austin/Texas. Er kam jedoch regelmäßig zu den Rennen, nicht nur in Indy, Laguna Seca und Austin, auch in Europa. Oft waren diese Aufenthalte mit Promotions-Aktivitäten bei einem Suzuki-Landesimporteur verbunden.
Als die Moto2-WM für 2010 gestartet wurde und die 250-ccm-Zweitakter ablöste, dachte Kevin sogar über ein eigenes Team nach, um amerikanische Talente in die WM zu bringen. Doch die Geschichte hatte einen Haken: Suzuki-Urgestein Schwantz hätte mit den Honda CBR600-Einheitsmotoren fahren müssen.
«Ich bin immer noch mit Leib und Seele an der MotoGP-Serie interessiert und wollte schon immer ein Team leiten. Ich behalte die Dinge im Auge und halte mir die Optionen offen», erklärte er 2009. «Es müsste nur jemand anrufen und fragen. Ich habe mein Telefon immer dabei. Also wenn jemand Interesse hat, ruft mich einfach an.»
Beim Indianapolis-GP 2009 durfte Kevin Schwantz den Moto2-Prototyp des Blusens-Teams probefahren. «Die Idee, die dahinter steckt, ist gut», lautete sein Urteil. «Allerdings geht es in eine Richtung, von der wir schon gesehen haben, dass sie wesentlich mehr Geld kostet als der Zweitakt-Rennsport.»
Doch die Dorna übernahm die Kosten für die Motoren, die Teams bezahlen nur 20.000 Euro im Jahr dafür.
Damals war klar, 40 Teams wollten in der neuen Moto2 mitmachen. Das 250er-Feld war hingegen am Ende dieser Ära schon deutlich geschrumpft. Kevin beteuerte: «Mein Herz wird immer den Zweitaktern gehören. Aber ich verstehe, dass sich die Technologie in eine andere Richtung entwickelt und die Zweitakter nicht die effizienteste Technologie abbilden, die existiert.»
Woran sich heute niemand mehr erinnert: Kevin Schwantz trat dann wirklich einmal als Moto2-Teamchef in Aktion. Und zwar für den Rivalen American Honda.
Der US-Landesimporteur entschied sich zur Teilnahme am Red Bull Indianapolis Grand Prix Ende August 2010. Der Einsatz wurde ausgerechnet von Suzuki-Star Schwantz geleitet, der damals auch die «Schwantz School» betrieb und dort die Honda CBR 600RR-Maschinen einsetzte.
Der Fahrer war kein Unbekannter: American Honda besorgte für Superbike-Ass Roger Lee Hayden eine Moriwaki MD600-Moto2-Maschine für diesen Wildcard-Einsatz. Nickys Bruder Roger war damals 27, das maximale Alter für Wildcards lag bei 28.
Technisch wurde der Einsatz von der Crew von Erion Racing geleitet, einem Top-Honda-Team aus der US-Meisterschaft.
Roger Lee Hayden schaffte im Qualifying unter 40 Piloten den 26. Startplatz mit 1,2 sec Rückstand. Im Rennen sicherte er sich den 17. Rang, er verlor 31,8 sec auf Sieger Toni Elias.
Dass Roger Lee mit Kevins legendärer Startnummer 34 antrat, war Ehrensache.