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Grassierender Jugendwahn: Warum Petrucci gehen muss

Von Günther Wiesinger
Weil der 19-jährige Raúl Fernandez als KTM-Hoffnung bereits 2022 in die MotoGP kommt, wird mit Danilo Petrucci der nächste Routinier abserviert. Alle Werke suchen den neuen Marc Márquez.

Der Jugendwahn in der MotoGP-WM hat in den Jahren 2014 und 2015 seinen Anfang gefunden, als Jack Miller nach dem zweiten Platz in der Moto3-WM auf der Red Bull Ajo-KTM von der Honda Racing Corporation unter Auslassung des Moto2-Zwischenschritts im direkten Weitsprung bei LCR-Honda in die MotoGP-WM befördert wurde. Im selben Jahr wurde Maverick Viñales (Moto3-Weltmeister 2013, Moto2-Sieger und Moto2-WM-Vierter 2014) nach nur einer Saison von Suzuki mit einer Millionengage geködert und ins neue Suzuki-MotoGP Factory Team gelockt.

Suzuki hatte sich nach der Saison 2011 (damals fuhr nur noch Bautista) aus der Königsklasse zurückgezogen, statt des erfolglosen V4-Motors einen 1000-ccm-Reihen-Vierzylinder entwickelt und war dann für 2015 mit zwei Piloten (Vinales, Alex Espargaró) wieder eingestiegen.

Bradley Smith, 2017 und 2018 MotoGP-Werksfahrer bei Red Bull KTM Factory Racing, nannte die Dinge beim Namen. «Alle Hersteller suchen den neuen Marc Márquez. Aber es gibt keinen neuen Márquez», sagte er, als er nach der Saison 2018 (gegen Miguel Oliveira) ausgetauscht wurde.

Honda hatte 2013, 2014, 2016, 2017 und 2018 mit Márquez in sechs Jahren fünf WM-Titel gewonnen. Die ältere Generation mit Rossi, Dovizioso, Lorenzo, Crutchlow und Co. kam schwer unter Druck.

Selbst Fahrer wie der heute 31-jährige Stefan Bradl fanden keinen Stammplatz mehr in der MotoGP-WM – wie Redding, Bautista, Smith, Folger und etliche andere Kollegen im selben Alter. Selbst die GP-Karriere von Johann Zarco hing Ende 2019 an einem seidenen Faden. Das zweitklassige Avintia Ducati-Team rettete ihn.

Ducati Corse machte nach der Saison 2020 reinen Tisch, trennte sich von Petrucci und Dovizioso und senkte in der MotoGP-WM das Durchschnittsalter der sechs Fahrer auf 24,5 Jahre. Auch in der Superbike-WM gab Ducati der Jugend eine Chance – Rinaldi kam statt Chaz Davies ins aruba.it.-Werksteam.

Denn 2020 hatte sich der Trend zur Jugend in der MotoGP-WM bestätigt … Joan Mir gewann den Titel in Abwesenheit von Marc Márquez völlig überraschend für Suzuki. Ein Saisonsieg reichte.
Andrea Dovizioso, MotoGP-Vizeweltmeister 2017, 2018 und 2019, war nach einigen internen Zwists mit Ducati, 2020 nie in der Lage, um den MotoGP-Titel zu fighten.

Dafür gelangen Red Bull KTM mit den jungen Eigenbau-Fahrern Brad Binder (Brünn) und Miguel Oliveira (Spielberg-2- und Portimão) gleich drei Überraschungssiege. Der ältere Teamleader Pol Espargaró, kam über fünf dritte Plätze und zwei Pole-Positions nicht hinaus.

Kurios: Ausgerechnet HRC hat als Repräsentant des reichsten Herstellers Honda seit Marc Márquez 2013 keinen neuen Titelanwärter gefunden. Nach Pedrosa, der Ende 2018 aussortiert wurde, kamen bei Repsol Lorenzo, Alex Márquez und Pol Espargaró, dazu Taka Nakagami im LCR-Team – keiner von ihnen erwies sich als Offenbarung.

Da sich auch bei Ducati die junge Generation mit Miller, Bagnaia und Jorge Martin sowie Bastianini stark in Szene setzt (neben dem WM-Zweiten Zarco), setzt auch KTM den Weg mit den vielversprechenden Talenten fort.

Deshalb wird der 30-jährige Danilo Petrucci 2022 bei KTM tech3 Factory Racing durch den erst 19-jährigen Raul Fernández ersetzt, der ursprünglich 2021 noch einmal in der Moto3-WM fahren und um den Titel fighten sollte.

Aber KTM stand vor einem Dilemma: Der erst 17-jährige Pedro Acosta hat in seinem ersten Moto3-WM-Jahr die 250-ccm-Klasse bisher nach Belieben dominiert, in Katar gewann er sogar aus der Boxengasse! Deshalb muss er ein Jahr früher als erwartet in die Moto2-Klasse befördert werden.das führte zu einer Art Domino-Effekt, in dessen Sog Raúl Fernández in die MotoGP gespült wird, obwohl er davon im Juni noch nichts wissen wollte.  

Da die Verträge von Iker Lecuona und Danilo Petrucci nur für 2021 gelten, verliert dieses Duo bei Tech3 nach dieser Saison die Stammplätze.

Nach Informationen von SPEEDWEEK.com hat Raúl Fernandez seinen MotoGP-Vertrag bei KTM bereits am 13. Juli unterzeichnet.
KTM hat diese Neuigkeit bisher nicht kommuniziert, weil Danilo Petrucci und ein Manager Alberto Vergani bisher über diese Entscheidung nicht informiert worden sind. Auf entsprechende Anfragen, wurden sie vom KTM-Management auf den Steiermark-GP vertröstet.

Alberto Vergani gibt sich gegenüber SPEEDWEEK.com einsilbig. Kein Wunder, denn es fehlen ihm die offiziellem Informationen. «Ich habe jetzt nichts zu sagen», lautet sein kurzes Statement.
Danilo Petrucci hingegen grübelt seit Monaten darüber nach, ob er mit 184 cm und 78 kg die falsche Statur für die moderne MotoGP-WM der Leichtgewichte und Teenager hat.

So könnten die MotoGP-Teams 2022 aussehen

Repsol-Honda
Marc Márquez, Pol Espargaró

Ducati Lenovo Team
Jack Miller, Pecco Bagnaia

Monster Energy Yamaha
Franco Morbidelli?, Fabio Quartararo

Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir

Red Bull KTM Factory Racing
Brad Binder, Miguel Oliveira

Aprilia Racing Team
Aleix Espargaró, Andrea Dovizioso? Maverick Viñales?

Pramac Racing
Jorge Martin, Johann Zarco

ARAMCO Sky VR46 Racing
Luca Marini, Marco Bezzecchi? Valentino Rossi?

Petronas Yamaha SRT
Augusto Fernandez? Johnny Rea?
Valentino Rossi? Marco Bezzecchi?

LCR Honda
Alex Márquez, Takaaki Nakagami

KTM Tech3 Factory Racing
Remy Gardner, Rául Fernández

Gresini Ducati Racing
Enea Bastianini, Fabio Di Giannantonio

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