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Valentino Rossi: Er darf sich keinen Fehler leisten

Von Günther Wiesinger
Valentino Rossi

Valentino Rossi

Valentino Rossi hat in den letzten vier sieglosen Jahren viel Kredit verspielt. Wenn er jetzt weiterfährt, dann muss er sicher sein, dass er den Abwärtstrend wirklich stoppen kann.

Valentino Rossi lässt sich nicht in die Karten blicken. Er hat die Sommerpause genutzt, um eine Entscheidung über seine Karriere zu treffen. Soll er weiterfahren oder als Rennfahrer zurücktreten? Absolviert er eine zweite Saison bei Petronas SRT Yamaha – oder engagiert sich er sich als Teamprinzipal selber für sein neues VR46 Ducati Team?

Der neunfache Weltmeister äußert sich nicht konkret. Und Kumpel Uccio Salucci ließ vor zwei Tagen im Gespräch mit den italienischen Kollegen von Sky Sport auch alles offen. «Es sind noch viele Rennen zu fahren. Vale ist fest entschlossen, er trainiert wie verrückt. Als wir aus dem Urlaub zurückgekommen sind, schwang er sich gleich auf ein Motorrad», verriet Alessio «Uccio» Salucci.

«Falls wir die Karriere in diesem Jahr beenden, wollen wir es nicht so tun», verwies Vales rechte Hand auf die enttäuschenden Ergebnisse aus der ersten Saisonhälfte: Der neunfache Weltmeister liegt nach neun Rennen und einem mageren zehnten Platz in Mugello als persönliche Bestleistung nur auf dem 19. WM-Rang.

«Wir wollen schon ab Österreich stark sein. Sicherlich nicht in den Top-5 – aber auch nicht so, wie es zuletzt war. Wir haben das Gefühl, etwas besser dabei sein zu können», erklärte Uccio.

Nach mehr als vier sieglosen Jahren kommt Rossi bei Yamaha auf keinen grünen Zweig mehr. Außerdem hat Petronas-Yamaha-Teamprinzipal Razlan Razali in der vergangenen Woche erklärt, sein Team sei eigentlich für junge Rookies und Nachwuchsfahrer vorgesehen. Immerhin hat Petronas für 2021 schon Fabio Quartararo ans Werksteam abgeliefert, 2022 wird Franky Morbidelli folgen.

Razali erteilte Johnny Rea (34) und Andrea Dovizioso (35) eine klare Absage. Und Rossi gilt mit 42 Jahren auch nicht gerade als Zukunftshoffnung.

Aber die Spekulationen über einen Wechsel von Rossi in sein eigenes VR46-Ducati-Team reißen nicht ab. Die italienischen Medien sind überzeugt, der 115-fache GP-Sieger werde mit der Werks-Desmosedici GP22 in der kommenden Saison selbst ausrücken.

Aber was Rossis Laufbahn betrifft, haben sich seit 2013 und 2014 schon jeder noch so renommierte GP-Berichterstatter mehrmals getäuscht. «The Doctor» erzählt uns seit acht oder neun Jahren, er werde im Juni entscheiden, ob er weiterfährt.

Jetzt beginnt der August 2021, und wir tappen weiter im Dunkeln.
Selbst die Ducati-Teamführung rätselt momentan noch über die Besetzung des Sky VR46-Teams.

Hört Rossi auf und konzentriert sich als Teambesitzer auf die vorgesehenen MotoGP-Fahrer Luca Martini mit der GP22 und Rookie Marco Bezzecchi mit der GP21?

Niemand weiß es.

Bei der Dorna wurde nach den beiden Katar-GP 2021 bereits gemutmaßt, Rossi werde bei anhaltend schlechten Ergebnissen bereits nach dem ersten Saisondrittel den Krempel hinschmeißen.
Doch es war klar: Rossi wird nicht vertragsbrüchig, außerdem will er. nach einem Jahr der Geisterrennen endlich wieder vor Zuschauern fahren – auch in Misano, wo 23.500 Fans zugelassen sein werden.

Jetzt sind manche Dorna-Funktionäre überzeugt, Rossi werde aufhören.

Aber warum lädt seine Königliche Hoheit Prinz Abdulaziz bin Abdullah bin Saud bin AdulAziz Al Saud demnächst in seine private Residenz ein, um interessante Neuigkeiten über das neues Fünf-Jahres-Projekt im Motorsport kundzutun. Weil er Marini und Bezecchi als Fahrer im VR46-Team vorstellen will.

Der saudische Prinz hat sich schon vor drei Monaten Rossi als Nummer-1-Fahrer gewünscht.

«Der Prinz pusht mich immer, im nächsten Jahr mit Ducati in meinem Team zu fahren. Wir haben ein paar Mal miteinander geredet. Aber ich hatte nicht erwartet, dass er es in der Pressemitteilung erwähnen würde», berichtete der neunfache Weltmeister Ende Juni in Assen schmunzelnd. «Ich weiß, aber, dass er es mit mir und meinem Bruder versuchen möchte. Ich sehe das im Moment aber als sehr schwierig – nicht nur im Hinblick auf die Ducati, sondern generell im nächsten Jahr mit meinem Team zu fahren.»

Denn als zweiter Fahrer neben Marini ist eigentlich der Moto2-WM-Dritte Marco Bezzecchi vorgesehen. Er könnte aber auch ins Petronas-Yamaha-Team delegiert werden.

Ungereimtheiten existieren auch in Zusammengang mit der saudischen Erdölgesellschaft Aramco. «Saudi Aramco engagiert sich bereits intensiv im Motorsport und in der Formel 1 und wird 2022 zusammen mit dem VR46-Team in die MotoGP einsteigen», wurde im Frühjahr in einer Pressemitteilung verkündet.

Inzwischen bestreitet Saudi Aramco, eine Vereinbarung mit VR46 und der MotoGP-WM getroffen zu haben.

Saudi Aramco gilt als größte Erdölfördergesellschaft der Welt und machte im Vorjahr mit dem Börsegang Schlagzeilen. Aramco setzte 2018 stolze 299 Milliarden Euro um. Der Gewinn wurde 111 Milliarden beziffert.

Das saudische Unternehmen TANAL Entertainment Sport & Media, die Holding in Besitz seiner Königlichen Hoheit Prinz Abdulaziz bin Abdullah bin Saud bin AdulAziz Al Saud, will aber unter dem Projekt «Saudi Vision 2030» saudi-arabische Firmen wie Aramco für die MotoGP begeistern.

Rossi zählt zu den populärsten Sportlern der Gegenwart. Er spielt in der Liga von Usain Bolt, Roger Federer, Marcel Hirscher, Tiger Woods, Novak Djokovic, Lionel Messi und Cristiano Ronaldo.
Ganz klar, dass die Öffentlichkeit regen Anteil an der Zukunft von Rossi nimmt.

Der 42-jährige Italiener steckt im Dilemma. Könnte er mit der Ducati seinen angekratzten Ruf noch einmal aufpolieren? Oder geht die Abwärtsspirale (2020 WM-15., jetzt WM-19.) weiter?

Voraussichtlich wird uns Valentino Rossi noch vor dem Steiermark-GP (6. bis 8. August) reinen Wein einschenken.

Niemand weiß, ob er sich einen Gefallen tut, wenn er seine GP-Karriere nach 26 Jahren beendet. Er hat schon unfassbare 433 Grand Prix bestritten und die einzigartige Anzahl von 235 Podestplätzen eingesammelt.

Nur Rossi kann abschätzen, ob es an ihn, an der Yamaha, am Reihenmotor-Konzept oder an den Reifen liegt und ob er mit dem Ducati-Paket besser zurechtkäme.

Zumindest würde Vale mit der Rakete aus Borgo Panigale nicht mehr dauernd 10 bis 13 km/h verlieren.

«Es existieren mehrere offene Situationen, aber gleichzeitig auch einfache. Denn das wird sich alles ein bisschen von alleine zusammenfügen. Die nächsten zehn, maximal 15 Tage sind dafür entscheidend», formulierte Uccio vor zwei Tagen.

Allmählich lächle ich jedenfalls nicht mehr über die Bemerkung von Papa Graziano Rossi, der drei 250er-GP gewann und vor ein paar Jahren ankündigt: «Valentino hört erst auf, wenn er 46 ist.»

So könnten die MotoGP-Teams 2022 aussehen

Repsol-Honda
Marc Márquez, Pol Espargaró

Ducati Lenovo Team
Jack Miller, Pecco Bagnaia

Monster Energy Yamaha
Franco Morbidelli, Fabio Quartararo

Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir

Red Bull KTM Factory Racing
Brad Binder, Miguel Oliveira

Aprilia Racing Team
Aleix Espargaró, Andrea Dovizioso? Maverick Viñales?

Pramac Racing
Jorge Martin, Johann Zarco

Sky VR46 Racing
Luca Marini, Marco Bezzecchi? Valentino Rossi?

Petronas Yamaha SRT
Augusto Fernandez? Marco Bezzecchi? Johnny Rea?

LCR Honda
Alex Márquez, Takaaki Nakagami

KTM Tech3 Factory Racing
Remy Gardner, Rául Fernández

Gresini Ducati Racing
Enea Bastianini, Fabio Di Giannantonio

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