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Soichiro Honda: Ein Motorsport-Pionier mit Visionen

Von Thorsten Horn
Soichiro Honda verkörpert wie kein Zweiter den Aufstieg der japanischen Fahrzeugindustrie. Auch im Rennsport waren und sind Motorräder und Autos mit seinem Namen tonangebend. Heute vor 30 Jahren verstarb der Visionär.

Soichiro Honda wurde am 17. November 1906 in Hamamatsu in der Präfektur Shizuoka auf Honshu, der Hauptinsel Japans, geboren. Hamamatsu liegt gut 100 Kilometer südwestlich von Tokio. Honda kam dort als erstes von den insgesamt fünf Kindern der Familie zur Welt.

An seiner schulischen Entwicklung hatte Soichiro ein eher geringes Interesse, an der Technik und Mechanik hingegen ungleich mehr. So trat er bewusst in Tokio eine Lehre in einer Reparaturwerkstatt für Fahr- und Motorräder und später auch für Autos an.

Mit Unterstützung seines dortigen Chefs Art Shokai kehrte Honda 1928 in seine Heimatstadt Hamamatsu zurück, um dort eine Niederlassung aufzubauen und als Direktor zu führen. Parallel war er nach Feierabend bei seinem Chef, der auch Autorennen fuhr, als Rennmechaniker im Einsatz.

1931 meldete Soichiro Honda sein erstes Patent an, mit dem Metallfelgen an die Stelle der bis dahin üblichen Holzfelgen treten sollten.

Im Juli 1936 bestritt Soichiro Honda selbst als Fahrer sein erstes Autorennen. Nach mehreren teilweise schweren Unfällen erlangte er irgendwann die Einsicht, sich auf das Konstruieren zu beschränken. Er gründete 1937 mit «Tokai Seiki Heavy Industry» seine erste eigene Firma, sie stellte Kolben und Kolbenringe her. Dies tat Mister Honda nicht in erster Linie des Profits wegen, sondern weil er sich der bis dahin dauernden ständigen thermischen Probleme der Verbrennungsmotoren allgemein bzw. speziell dieser Bauteile annehmen wollte. Unzählige unorthodoxe Versuche führte er mit verschiedenen Materialien und Metalllegierungen durch und erkannte dabei, dass sein Ausbildungsstand nicht ausreichte. Somit begann er mit 31 Jahren noch ein Studium an einer Technischen Universität.

Im November 1937 erfand Soichiro Honda bereits den aus einer Silikon-Metall-Mischung bestehenden «Super-Kolbenring». Mit diesem wurde er Marktführer und Hauptlieferant bei Toyota.

Im Zweiten Weltkrieg produzierte «Tokai Seiki Heavy Industry» auch für die japanische Armee. Für die Massenproduktion wurden in rauen Mengen auch weniger gut ausgebildete Arbeitskräfte benötigt, dem Soichiro Honda mit der Umstellung auf vollautomatisierte und Roboter-unterstützte Fertigung entgegentrat.

Durch die kriegerische Zerstörung sowie einem verheerenden Erdbeben war Soichiro Hondas Fabrik nach Kriegsende schwer gezeichnet und dennoch so interessant, dass er diese für ein damaliges Vermögen an Toyota verkaufen konnte. Danach war Leere in seinem Kopf, doch nach einem Jahr «Urlaub» und einem Selbstfindungsprozess gründete er im Oktober 1946 in Hamamatsu das «Honda Technical Research Institute» und begann mit der Produktion von Mofas mit Hilfsmotoren. Diese erwiesen vor allem bei der verarmten Bevölkerung als Verkaufsschlager.

Die Gründung der «Honda Motor Company»

Am 24. September 1948 gründete Soichiro Honda dann die «Honda Motor Company», sein letztes und größtes Imperium. Anfangs fertigte man 50- bzw. 98-ccm-Motoren, die in Fahrräder eines Geschäftspartners montiert und als Mofas vertrieben wurden. Da der Fahrradproduzent bei den gelieferten Stückzahlen nicht Schritt halten konnte, entschloss sich Honda, komplette Fahrzeuge selbst zu bauen. Das erste eigene komplette Honda-Motorrad war das Modell «Dream Typ D» mit luftgekühltem 98-ccm-Zweitaktmotor.

Diese Technologie erschien Soichiro Honda allerdings nicht als zukunftsfähig, sodass er ab 1951 mit der Honda Dream Typ E mit 146-ccm-Viertaktmotor zur für ihn sinnvoller erscheinenden Viertakttechnik überschwenkte und auf dieser Schiene für das ganze zivile Leben blieb.

Beseelt von der Philosophie, den weltweiten Motorradverkauf mit Erfolgen im Rennsport anzukurbeln, besuchte Mister Honda 1954 die Tourist Trophy auf der Isle of Man, um herauszufinden, wie die erfolgreichen europäischen Hersteller den Rennsport betrieben.

Dabei schaute er sich alles genau an, kaufte Räder, Reifen, Vergaser, Bremsen, Stoßdämpfer, Kupplungen und Ketten und nahm diese mit nach Japan, um sie zu kopieren bzw. zu verbessern. Dem Vorwurf des Kopierens trat er energisch entgegen, doch wurden japanische Produkte damals in Europa generell als eher minderwertige Ware betrachtet.

Die ersten Rennmaschinen wurden ausschließlich in Japan viel getestet und bei nationalen Rennen eingesetzt. Erst 1959, als man sich konkurrenzfähig fühlte, kehrte Honda mit einem eigenem Werksteam auf die Isle of Man zurück und debütierte in der Motorrad-Weltmeisterschaft. Beim zweiten Grand Prix des Jahres hatte die 125-ccm-Klasse auf der Insel Man ihren Saisonauftakt, bei dem am 3. Juni Naomi Taniguchi als Sechster des 125-ccm-Rennens den ersten WM-Punkt für Honda errang. Ihm folgten, allerdings außerhalb der damaligen Punkteränge, seine Landsleute Giichi Suzuki und Teisuke Tanaka. Mit mehr als sieben Minuten Rückstand von Naomi Taniguchi auf den Sieger Tarquinio Provini (MV Agusta) hatte man allerdings eine ziemliche Ohrfeige bekommen. Doch die Niederlage spornte Soichiro Honda und seine Ingenieure noch mehr an.

1960 beschränkte sich das Honda-Engagement nicht mehr nur auf die Tourist Trophy. Nachdem der Australier Robert «Bob» Brown auf der Insel als Vierter des 250-ccm-Rennens das Podest mit großem Zeitrückstand (auf der Isle of Man wird per Einzelstart gegen die Uhr gefahren) noch deutlich verfehlte, wurde am 24. Juli 1960 beim Großen Preis von Deutschland auf der Solitude bei Stuttgart nach dem Rennen der Viertelliterklasse mit Teisuke Tanaka nach Platz 3 erstmals ein Japaner und zugleich erstmals ein Honda-Fahrer zur Siegerehrung der Top-3 gerufen.

Der WM-Auftakt 1961 ging am 23. April auf dem Montjuich-Kurs in Barcelona über die Bühne. Bei diesem gewann der Australier Tom Phillis das Rennen der Achtelliterklasse vor dem Ostdeutschen Ernst Degner auf MZ und dem in die britische Kolonie Rhodesien (später: Zimbabwe) ausgewanderten Ex-Briten Jim Redman auf einer weiteren Honda. Damit ging Tom Phillis als erster Honda-GP-Sieger in die Geschichte ein.

Der nächste Honda-Meilenstein wurde am 14. Mai 1961 beim Großen Preis von Deutschland, diesmal wieder in Hockenheim, gesetzt. Das Rennen der 250-ccm-Klasse gewann der Japaner Kunimitsu Takahashi auf einer Honda vor seinem Stallgefährten Jim Redman und dem Italiener Tarquinio Provini auf einer Morini. Damit ist Kunimitsu Takahashi der erste Japaner, der einen Lauf zur Motorrad-Weltmeisterschaft sowie auf einem japanischen Motorrad gewinnen konnte. Auch die weiteren Saisonsiege gingen an Honda-Fahrer. Neben Kunimitsu Takahashi waren auch Tom Phillis, Jim Redman und Bob McIntyre, vor allem aber Mike Hailwood erfolgreich. Am Jahresende gingen die Weltmeistertitel an Tom Phillis in der 125-ccm-Klasse und an Mike Hailwood bei den 250ern. In der Viertelliter-WM landeten mit Hailwoord, Phillis, Redmab, Takahashi und McIntyre gleich fünf Hondas-Fahrer auf den ersten fünf Gesamträngen!

Das war die Ouvertüre zu einer beispiellosen und bis heute währenden Erfolgsgeschichte. Mit bislang insgesamt 61 WM-Titelgewinnen steht Honda unangefochten an der Spitze der Liste der errungenen Motorrad-Weltmeisterschaften.

Über die Motorrad-WM hinaus

Als 1988 die Superbike-WM die Motorrad-GP-Straßenweltmeisterschaft ergänzte, fuhr der erste Weltmeister, der US-Amerikaner Fred Merkel, ebenfalls eine Honda. Neben ihm wurden auch seine Landsleute John Kocinski und Colin Edwards sowie der Brite James Toseland auf Honda-Motorrädern Superbike-Weltmeister, sodass aktuell sechs SBK-Titelfür Honda zu Buche stehen.

Doch Soichiro Honda war kein reiner Motorrad-Verfechter, sondern ein Fahrzeug-Fanatiker auf ganzer Breite. Parallel zu den ersten großen Honda-Erfolgen im internationalen Rennsport wollte man auch im Automobilbau Fuß fassen. Auch dazu sollte ab 1964 der Motorsport den Weg ebnen bzw. den Bekanntheitsgrad rasch steigern. Allerdings musste man einige Rückschläge verkraften. Beim Saisonfinale der Formel 1 1965 feierte man in Mexiko-Stadt mit dem US-Amerikaner Richie Ginther am Steuer den ersten Sieg in der Königsklasse des Motorsports.

Nachdem der Franzose Jo Schlesser beim Großen Preis von Frankreich am 7. Juli 1968 in Rouen in einem Honda tödlich verunglückt war, beschloss Soichiro Honda den Rückzug seines Teams aus der Formel 1 per Saisonende.

In den 1980er-Jahren kehrte Honda zurück und feierte 1987 als Motorenlieferant von Williams mit dem Brasilianer Nelson Piquet am Steuer den ersten Formel-1-WM-Titel. Daran schloss sich eine Siegesserie mit vier weiteren WM-Titeln in Folge (1988 bis 1991) mit McLaren sowie den Piloten Ayrton Senna und Alain Prost an.

Den letzten WM-Titel konnte Soichiro Honda nicht mehr mitfeiern. Er verstarb am 5. August 1991 nach einem arbeitsreichen, aber erfüllten Leben im Alter von 84 Jahren.

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