Stefan Pierer (KTM): «Damit hat keiner gerechnet»

Von Günther Wiesinger
Red Bull KTM gelang beim Österreich-GP dank Brad Binder der fünfte Sieg in der MotoGP-Klasse. Stefan Pierer, Heinz Kinigadner und Hérve Poncharal zeigten sich begeistert.

Die Mitglieder Red Bull KTM-Factory Team lagen sich nach der Zieldurchfahrt von Sieger Brad Binder in den Armen. Motorsport-Direktor Pit Beirer wurde von allem Umstehenden gedrückt und gefeiert, Firmenchef Stefan Pierer und Vorstand Hubert Trunkenpolz (seinem Familiennamen entstammt das T von KTM) konnten sich vor Gratulationen nicht mehr retten. Die österreichische Schauspiel-Legende Tobias Moretti, Motorrad- und KTM-Fan erster Güte, war hingerissen, auch sein Tiroler Landsmann Heinz Kinigadner zeigte sich begeistert.

Der ehemalige 125-ccm-Motocross-Weltmeister Bob Moore (USA) jubelte beim Parc Fermé in den vordersten Reihen mit – er war auf KTM erfolgreicher Cross-WM-Pilot und ist seit einigen Jahren erfolgreicher Manager von Brad Binder!

Brad Binder hatte sich in letzter Zeit manchmal den Vorwurf anhören müssen, er habe seit seinem MotoGP-Premierensieg in Brünn am 8. August 2020 in der MotoGP-Klasse keinen Podestplatz mehr erreicht. Aber er hat trotzdem eine starke Bilanz vorzuweisen: Er war in einem Jahr zweimal auf dem Podest – und jedes Mal als Gewinner! Dazu hat er sich vom achten auf den sechsten WM-Rang verbessert! Und das nur vier Tage nach seinem 26. Geburtstag am 11. August.

Stefan Pierer, ein gebürtiger Steirer, genoss daheim den überraschenden Triumph von Brad Binder beim GP von Österreich, wo in der Heimat von Hauptsponsor Red Bull und KTM sowie auf  der mit fast 12.000 Fans vollbesetzten KTM-Tribüne die Farbe Orange das Gebot der Stunde war.

Insgesamt wurden am Sonntag in Spielberg 86.376 Tickets verkauft, und die Fans bekamen im letzten Drittel des MotoGP-Krimis ein beispielloses Spektakel geboten. Mit einem unerwarteten Happy-End für KTM.

Das österreichische Werk, 2017 in die «premier class» eingestiegen, hat jetzt den fünften Sieg in der MotoGP errungen – drei mit Oliveira, zwei mit Binder.

«Ich habe zwar auf ein Podium von Brad Binder gehofft, aber dass er dann bei diesen schwierigen Verhältnissen so souverän gewinnen würde, damit hat keiner gerechnet. Für so ein Manöver, mit Slicks im strömenden Regen draußen zu bleiben, musst du als Fahrer schon extrem mutig sein», seufzte der sichtlich bewegte Stefan Pierer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Binder fuhr in der ersten richtig nassen Runde genau 5 Sekunden schneller als der ebenfalls mit Slicks bereifte Aleix Espargaró, der nach 25 von 28 Runden hinter ihm noch Zweiter war.

Binder, der Moto3-Weltmeister von 2016, übernahm bereits in Runde 4 den achten Platz und orientierte sich dann nur nach vorne.

«Den fünften MotoGP-Sieg von KTM zu persönlich zu erleben, noch dazu zuhause, das ist einmalig», feute sich Firmenchef Pierer.

In der letzten Runde lag Iker Lecuona sogar noch an dritter Stelle, der Tech3-KTM-Pilot kam dann als Sechster ins Ziel.

«Die Plätze 1 und 3 wären noch schöner gewesen», seufzte Stefan Pierer. «Aber das Ergebnis ist trotzdem super!»

Binder gewann mit 9,9 sec Vorsprung. Aber weil er in der Zielkurve die «track limits» ignorierte, bekam er einen 3-sec-Penalty. Sonst wäre er 12,9 sec vor Bagnaia im Ziel gewesen.

KTM-Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal, im Moto3-Rennen schon mit dem zweiten Platz von Deniz Öncü erfolgreich und am Ende bescherte ihm Lukas Tulovic noch den MotoE-Sieg, brachte seine MotoGP-Fahrer Lecuona und Petrucci auf die Plätze 6 und 12. «In der letzten Runde lag Iker Lecuona im dritten Sektor noch an dritter Stelle», schilderte der Franzose. «Aber dann haben ihn einige Fahrer überholt, die sich Regenreifen geholt hatten. Also sind wir auf Rang 6 gelandet. Schade, es hätten zwei KTM-Fahrer auf dem Podium stehen können. Es fehlten vielleicht drei Sekunden auf Platz 3…»

Poncharal zog den Hut vor der Leistung des überragenden Binder. «Die Performance von Brad ist ein Zeichen eines großartigen Champions, der an sich glaubt.»

Nach dem Qualifying hatte sich noch kein Podestplatz für KTM abgezeichnet. «Aber der Himmel in der Steiermark ist mit KTM und Red Bull», lachte Poncharal begeistert.

Ergebnisse MotoGP Red Bull Ring, 15. August 2021:

1. Brad Binder (ZA), KTM, 28 Runden in 40:46,928 min
2. Pecco Bagnaia (I), Ducati, +9,991 sec
3. Jorge Martin (E), Ducati, +11,570
4. Joan Mir (E), Suzuki, +12,623
5. Luca Marini (I), Ducati, +14,831
6. Iker Lecuona (E), KTM, +14,952
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +16,650
8. Valentino Rossi (I), Yamaha, +17,150
9. Alex Márquez (E), Honda, +17,692
10. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +18,270
11. Jack Miller (AUS), Ducati, +25,144
12. Danilo Petrucci (I), KTM, +25,193
13. Takaaki Nakagami (J), Honda, +25,603
14. Alex Rins (E), Suzuki, +30,642
15. Marc Márquez (E), Honda, +35,459
16. Pol Espargaró (E), Honda, +40,384
17. Cal Crutchlow (GB), Yamaha, +52,950
– Miguel Oliveira (P), KTM, 6 Runden zurück
– Johann Zarco (F), Ducati, 10 Runden zurück
– Enea Bastianini (I), Ducati, 22 Runden zurück

Stand Fahrer-WM nach 11 von 18 Rennen:

1. Quartararo, 181 Punkte. 2. Bagnaia 134. 3. Mir 134. 4. Zarco 132. 5. Miller 105. 6. Binder 98. 7. Viñales 95. 8. Oliveira 85. 9. Aleix Espargaró 67. 10. Martin 64. 11. Marc Márquez 59. 12. Nakagami 55. 13. Rins 44. 14. Alex Márquez 41. 15. Pol Espargaró 41. 16. Morbidelli 40. 17. Bastianini 31. 18. Petrucci 30. 19. Rossi 28. 20. Marini 27. 21. Lecuona 24. 22. Bradl 11. 23. Pedrosa 6. 24. Savadori 4. 25. Pirro 3. 26. Rabat 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 212 Punkte. 2. Yamaha 209. 3. KTM 152. 4. Suzuki 138. 5. Honda 104. 6. Aprilia 68.

Team-WM:

1. Monster Energy Yamaha, 276 Punkte. 2. Ducati Lenovo 239. 3. Pramac Racing 200. 4. Red Bull KTM Factory Racing 183. 5. Suzuki Ecstar 178. 6. Repsol Honda 107. 7. LCR Honda 96. 8. Aprilia Racing Team Gresini 71. 9. Petronas Yamaha SRT 68. 10. Esponsorama Racing Ducati 58. 11. Tech3 KTM Factory Racing 54.

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