Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Andrea Dovizioso: Eine GP-Rückkehr mit Hindernissen

Kolumne von Günther Wiesinger
Andrea Dovizioso musste nach der Trennung von Ducati etliche Demütigungen einstecken. KTM, Yamaha und Honda lehnten 2020 eine Zusammenarbeit mit ihm ab. Aber jetzt kommt er schon in Misano zurück in die WM!

Es war eine Bauchentscheidung, als sich Andrea Dovizioso und sein Manager Simone Battistella im August 2020 beim Spielberg-GP entschlossen, nach sechs Jahren keinen neuen Vertrag bei Ducati mehr zu unterscheiben. Ducati wollte einen Generationswechsel und setzt auf Talente wie Jorge Martin und Pecco Bagnaia sowie den neun Jahre jüngeren Jack Miller und Rookies wie Bastianini und Marini. Dovi wurde hingehalten.

Dovizioso war bei Ducati Corse immer wieder brüskiert worden, zum Beispiel durch das Engagement von Jorge Lorenzo, der in den zwei Jahren 2017 und 2018 eine Gage von total 25 Millionen Euro kassierte, während der Italiener mit ca. 1,5 Millionen abgespeist wurde.

2020 sollte der dreifache MotoGP-Vizeweltmeister dann endlich 4 Millionen erhalten, diese Betrag wurde jedoch wegen der Coronakrise drastisch reduziert und sollte offenbar für 2021 bei ca. 2 Millionen bleiben. Gleichzeitig hatte Marc Márquez für eine geschätzte Jahresgabe von 20 Millionen für vier weitere Jahre (bis Ende 2024) bei HRC unterschrieben. Und er hatte bei HRC für die verpfuschte Saison 2020 (drei Oberarm-Operationen, zwei Hauttransplantationen, kein einziger WM-Punkt) die volle Gage erhalten. Trotz Covid.

Vor einem Jahr war bald absehbar, dass Dovizioso ein Jahr Rennpause einlegen muss, denn die lukrativen Teamplätze war vergeben, bei Aprilia passte er neben Aleix Espargaró nicht in das Gehaltsschema. Für den Teamkollegen war kaum Geld übrig, es reicht e nicht einmal für Bradley Smith, sondern nur für den völlig überforderten Savadori.

Aber immerhin einigten sich Dovizioso und Aprilia später auf einen Testvertrag für 2021. Gleichzeitig wurde um einen Aprilia-Werksvertrag für 2022 gefeilscht. MotoGP-Rennen wollte Dovi 2021 für Aprilia nur fahren, wenn so ein Einsatz mit einem Werksvertrag für die kommende Saison verknüpft worden wäre.

Aprilia: Plötzlich kam Viñales

Dovizioso spulte also für Aprilia mit seinen 35 Jahren rund zehn Testtage ab, als sich vor der Dutch-TT in Assen plötzlich für das italienische Werk eine neue Gelegenheit mit Maverick Viñales ergab, der nach dem letzten Platz beim Deutschland-GP seinen Yamaha-Vertrag für 2022 vorzeitig auflöste.

Damit schien ein Dovizioso-Comeback in der MotoGP-WM als Stammfahrer für immer gestorben zu sein, denn Petronas-Yamaha-Teamchef Razlan Razali beteuerte im Juli, sein Rennstall sei das Yamaha-Junior-Team, deshalb würden Fahrer wie Rea und Dovizioso nicht in Frage kommen.

Doch Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing, ahnte schon beim Steiermark-GP (6. bis 8.8.), dass angesichts der prekären Situation auf dem Fahrermarkt Kompromisse notwendig sein würden. Als dann noch Petronas beim Kundenteam als Sponsor ausstieg und der neue italienische Sponsor WITHu Ansprüche auf einen italienischen Fahrer stellte, wurde Dovizioso wieder ein reizvolles Thema. Denn auch Rossi hatte ihm für sein VR46-Duvcati-Team einen Korb gegeben. «Unser MotoGP-Team haben wir für die hauseigenen Talente aus der VR46 Riders Academy gegründet», stellte Vale mit Bedauern fest.

Eine Rückkehr zu Ducati kam für Dovi ohnedies nicht in Frage.

Da für 2022 mit Rossi und Petrucci sowieso zwei italienische MotoGP-Fahrer aus dem Feld verschwinden, passt die Rückkehr des 15-fachen MotoGP-Siegers auch für die Dorna tadellos ins Konzept. Dovi bleibt ein Zugpferd für die Rennen in Mugello und Misano und ein poüpulärer Interview-Partner für die Medien.

Der Bedarf an spanischen MotoGP-Piloten ist für die Dorna gedeckt – mit Marc und Alex Márquez, mit Pol und Aleix Espargaró, mit Viñales, Rins, Mir, Martin und Rául Fernández bleiben auch nach dem Abgang von Iker Lecuona wieder neun Spanier im Feld. Und sieben Italiener: Bagnaia, Dovizioso, Morbidelli, Marini, Bastianini, Di Giannantonio und Bezzecchi.

Großbritannien und Deutschland werden auch 2022 keinen MotoGP-Stammfahrer entsenden, dafür Frankreich zwei (Quartararo und Zarco) und Südafrika (Brad und Darryn Binder) ebenfalls zwei, Australien wird mit Jack Miller und Remy Gardner ausrücken, Japan mit Taka Nakagami, Portugal mit Oliveira.

«Ich bin noch Rennfahrer», beteuert Dovizioso

Jetzt trotz der Petronas-Yamaha-Neuzugang dem Jugendwahn und nimmt es noch einmal mit der jungen Generation auf. Natürlich wäre Andrea Dovizioso lieber in einem renommierten Werksteam in die WM zurückgekehrt, aber bei Suzuki, Honda und KTM waren alle Türen zu.

Bei Petronas-Yamaha wird Andrea 2022 wie Darryn Binder eine A-spec-Maschine erhalten, also ein Werksmotorrad mit dem technischen Stand vom Valencia-GP-Finale 2021. Das muss kein gravierender Nachteil sein, denn Fabio Quartararo hat mit diesem Bike in dieser Saison schon fünf Siege gefeiert und es bei zwölf Grand Prix elf Mal in die erste Startreihe befördert.

Dazu haben Morbidelli und Quartararo bei Petronas mit ihren A-spec-Yamaha im Jahr 2020 immerhin je drei GP-Siege gefeiert; Morbidelli ist damit sogar Vizeweltmeister geworden.

«Ich bin noch ein Rennfahrer», hielt Dovizioso bereits vor seinem ersten Aprilia-Test Mitte April fest. Mit 35 Jahren kann er weitere Erfolge erzielen. Rossi hat mit 37 Jahren noch in Assen gewonnen.
Der populäre Dovi ahnte schon im Juli, dass durch den Weggang von Viñales und den Rücktritt von Rossi ein Motorrad für ihn frei werden könnte.

Der 15-fache MotoGP-Sieger, der sich 2021 auch mit regionalen Motocross-Rennen fit hält, wehrte sich das ganze Jahr dagegen, als Rentner und Testfahrer abgestempelt zu werden.

«Ich fühle mich immer noch konkurrenzfähig, ich fühle mich stark. Das Jahr 2020 war vom Feeling und den Situationen her miserabel, aber trotzdem bin ich WM-Vierter geworden und habe ein Rennen gewonnen. Ich fühle mich stark», versichert der ehemalige «Desmo Dovi», der in Misano (17. bis 19. September) bereits auf der Petronas-Yamaha von Morbidelli wieder um Punkte fighten wird.

So sehen die MotoGP-Teams 2022 aus

Repsol-Honda
Marc Márquez, Pol Espargaró

Ducati Lenovo Team
Jack Miller, Pecco Bagnaia

Monster Energy Yamaha
Franco Morbidelli, Fabio Quartararo

Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir

Red Bull KTM Factory Racing
Brad Binder, Miguel Oliveira

Aprilia Racing Team
Aleix Espargaró, Maverick Viñales

Pramac Racing
Jorge Martin, Johann Zarco

Sky VR46 Ducati Racing
Luca Marini, Marco Bezzecchi

Petronas Yamaha SRT
Andrea Dovizioso, Darryn Binder

LCR Honda
Alex Márquez, Takaaki Nakagami

KTM Tech3 Factory Racing
Remy Gardner, Rául Fernández

Flexbox Gresini Ducati Racing
Enea Bastianini, Fabio Di Giannantonio

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