Piero Taramasso (Michelin): «Können Antworten geben»

Von Mario Furli
Piero Taramasso

Piero Taramasso

Nach dem Silverstone-Rennen stand MotoGP-Reifenlieferant Michelin einmal mehr unfreiwillig im Mittelpunkt. Piero Taramasso mit einem Erklärungsansatz und der Vorschau für die nächste Herausforderung in Aragón.

Von Silverstone bewegte sich der MotoGP-Tross weiter ins spanische Aragón, wo im MotorLand am kommenden Wochenende das 13. Kräftemessen der Saison ansteht. Auf der 5,077 km langen, gegen den Uhrzeigersinn drehenden Strecke mit ihren zehn Link- und sieben Rechtskurven kommt auf den französischen Einheitsreifen-Lieferanten eine weitere Herausforderung zu.

«Im Vorjahr wurden in Aragón einige der Sessions aufgrund der sehr kalten Temperaturen später gestartet – die Asphalttemperatur lag am Freitagmorgen unter 10 Grad», erinnerte Michelins Zweirad-Manager Piero Taramasso an das Aragón-Doppel im Oktober des Vorjahres. «Ich hoffe, die Verhältnisse werden in diesem Jahr besser sein, da das Rennen zu einem etwas früheren Zeitpunkt im Jahr stattfindet.»

In der Reifen-Allocation für den «Gran Premio Tissot de Aragón 2021» sind wie gewohnt die drei Mischungen Soft, Medium und Hard zu finden, vorne jeweils im symmetrischen Design, hinten mit einer verstärkten linken Reifenflanke.

«Das Layout ist eine ziemliche Herausforderung für unsere Reifendesigner, weil es einen Mix aus Kurven – von langsamen und engen bis zu schnellen und flüssigen – und zwei Geraden beinhaltet, auf denen die MotoGP-Bikes einen ziemlich hohen Speed erreichen. Wenn man all diese Faktoren in jeder Runde zusammennimmt, sind die Reifen einer beträchtlichen Belastung ausgesetzt und wir müssen sicherstellen, dass wir allen Fahrern und Team unser gewohnt hohes Performance-Level bieten», betonte Taramasso.

Genau diesem Anspruch wurde Michelin zuletzt offenbar nicht gerecht, in Silverstone klagten GP-Sieger und Weltmeister wie Bagnaia, Miller, Binder, Rossi und Oliveira über die Reifen.

Dazu meinte Taramasso gegenüber GPOne.com: «Generell stellten wir [im Silverstone-Rennen am Sonntag] einen höheren Reifenverschleiß, sowohl vorne als auch hinten, als in den Trainings-Sessions am Freitag und Samstag fest, was zu einem Performanceverlust führte. Wir hatten nach zehn Runden mit einem Drop gerechnet, der kam aber früher, für manche Fahrer schon nach fünf Runden.»

Taramasso räumte ein, dass sich Michelin verbessern müsse, wenn es darum gehe, Vorhersagen zum Verhalten der Reifen über die Renndistanz zu treffen. «Dabei spreche ich von verschiedenen Aspekten: Wenn sich die Temperaturen ändern, die Pace schneller oder langsamer wird oder welche Folgen es hat, wenn im Grid noch einer der zwei Reifen getauscht wird… Dafür müssen wir besser arbeiten, vor allem im FP4 mit vollem Tank, da müssen wir so viele aufeinanderfolgende Runden wie möglich abspulen. Ich weiß, dass es nicht einfach ist, weil die Zeit knapp ist, aber wir haben Ideen, wie wir diesen Aspekt verbessern können.»

Der 5,9 km lange Rundkurs von Silverstone sei grundsätzlich sehr fordernd für die Reifen. «Wir waren erstmals nach zwei Jahren wieder dort und brachten die neue Karkasse des Hinterreifens mit, die im Vorjahr eingeführt worden und dort nie getestet worden war. Diesen bedeutenden – und in bestimmten Fällen unregelmäßigen – Verschleiß stellten wir nur bei einigen Fahrern fest, es war aber nicht auf einzelne Motorräder zurückzuführen, wir hatten ja sechs Hersteller in den Top-6.»

«Wir stellen weitere Nachforschungen zu bestimmten Fällen an, es gibt sehr viele Aspekte, die wir analysieren können, zudem helfen uns die Teams, indem sie uns ihre Daten zur Verfügung stellen. Dadurch werden wir den Fahrern, die nach Erklärungen fragen, Antworten geben können, die auf objektiven Daten beruhen», kündigte der Michelin-Manager.

Mit einigen vor allem auf den sozialen Netzwerken ins Feld geführten Thesen wollte Taramasso aber gleich aufräumen: «Es wird zum Beispiel gesagt, dass Quartararo diese Dinge nie passieren, weil er Franzose ist. Es ist aber unmöglich, einen Fahrer zu bevorteilen, weil die Reifen über das Los zugeteilt werden. Es stimmt auch nicht, dass das Budget gekürzt wurde und wir sparen müssen, glücklicherweise ging unser Unternehmen sehr gut mit der durch Covid-19 verursachten Situation um und ist kerngesund. Vielmehr stehen uns alle Technologien zur Verfügung, um das zu analysieren, was passiert ist.»

Ergebnisse MotoGP Silverstone/GB:

1. Fabio Quartararo, Yamaha, 20 Runden in 40:20,579 min
2. Alex Rins, Suzuki, +2,663 sec
3. Aleix Espargaró, Aprilia, +4,105
4. Jack Miller, Ducati, +4,254
5. Pol Espargaró, Honda, +8,462
6. Brad Binder, KTM, +12,189
7. Iker Lecuona, KTM, +13,560
8. Alex Márquez, Honda, +14,044
9. Joan Mir, Suzuki, +16,226
10. Danilo Petrucci, KTM, +16,287
11. Johann Zarco, Ducati, +16,339
12. Enea Bastianini, Ducati, +17,696
13. Takaaki Nakagami, Honda, +18,285
14. Pecco Bagnaia, Ducati, +20,913
15. Luca Marini, Ducati, +21,018
16. Miguel Oliveira, KTM, +22,022
17. Cal Crutchlow, Yamaha, +23,232
18. Valentino Rossi, Yamaha, +29,758
19. Jake Dixon, Yamaha, +50,845
– Jorge Martin, Ducati, 19 Runden zurück
– Marc Márquez, Honda, 1. Runde nicht beendet

Stand Fahrer-WM nach 12 von 18 Rennen:

1. Quartararo, 206 Punkte. 2. Mir 141. 3. Zarco 137. 4. Bagnaia 136. 5. Miller 118. 6. Binder 108. 7. Viñales 95. 8. Oliveira 85. 9. Aleix Espargaró 83. 10. Martin 64. 11. Rins 64. 12. Marc Márquez 59. 13. Nakagami 58. 14. Pol Espargaró 52. 15. Alex Márquez 50. 16. Morbidelli 40. 17. Petrucci 36. 18. Bastianini 35. 19. Lecuona 33. 20. Marini 28. 21. Rossi 28. 22. Bradl 11. 23. Pedrosa 6. 24. Savadori 4. 25. Pirro 3. 26. Rabat 1.

Konstrukteurs-WM:
1. Yamaha 234. 2. Ducati 225 Punkte. 3. KTM 162. 4. Suzuki 158. 5. Honda 115. 6. Aprilia 84.

Team-WM:
1. Monster Energy Yamaha, 301 Punkte. 2. Ducati Lenovo 254. 3. Pramac Racing 205. 4. Suzuki Ecstar 205. 5. Red Bull KTM Factory Racing 193. 6. Repsol Honda 118. 7. LCR Honda 107. 8. Aprilia Racing Team Gresini 87. 9. Tech3 KTM Factory Racing 69. 10 Petronas Yamaha SRT 68. 11. Esponsorama Racing Ducati 63.

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