Paolo Ciabatti: «KTM hat keinen unfairen Vorteil»

Von Günther Wiesinger
Paolo Ciabatti

Paolo Ciabatti

Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti teilt die Meinung von Davide Tardozzi nicht, der KTM wegen des umfangreichen Nachwuchsprogramms einen unfairen Wettbewerbsvorteil nachsagte.

Im September hatte Ducati-Teammanager Davide Tardozzi kritisiert, dass sich KTM einen unfairen Wettbewerbsvorteil verschafft habe, weil sie die jungen Talente bereits im Red Bull Rookies-Cup an sich binden und dann über die eigenen Moto3- und Moto2-Teams in die MotoGP-Klasse schleusen. Er ließ durchblicken, KTM fessle Fahrer wie Binder, Oliveira und Raúl Fernández an die Marke, die Konkurrenz könne sie nicht abwerben.

Das ist natürlich falsch. Denn die Rookies-Cup-Fahrerverträge macht Red Bull und alle KTM-Talente waren nach dem Roookies-Cup frei für andere Teams. Oliveira fuhr danach für Suter-Honda und Mahindra, auch Brad Binder fuhr vor seinem Red Bull-Ajo Team in der kleinsten Klasse für ein privates Team eine Kalex-KTM, eine Suter-Honda und eine Mahindra. Und Raúl Fernández steuerte nach dem Rookies-Cup in der Junioren-WM ebenfalls eine Mahindra. Sogar Jorge Martin, Fabio Di Giannantonio, Bastianini und viele andere Rookies-Cup-Absolventen wechselten zu Honda und anderen Fabrikaten.

Paolo Ciabatti teilt die Kritik von Tardozzi nicht. «Was KTM mit der Academy macht, ist meiner Meinung kein unfairer Wettbewerbsvorteil. Das ist einfach eine gute Planung. KTM hat den Rookies-Cup 2007 gestartet und ihn immer unterstützt. Sie haben die Möglichkeiten vorgefunden, sie hatten die geeigneten Motorräder – und haben es getan. Es ist großartig für den Sport, dass der Rookies-Cup entstanden ist.»

Dazu fahren 2021 und 2022 immerhin drei ehemalige KTM-Schützlinge auf Werks-Ducati in der MotoGP: Johann Zarco, der den ersten Rookies-Cup 2007 gewonnen hat, dazu Jack Miller (Moto3-Vizeweltmeister 2014 auf KTM) und Jorge Martin, der 2020 beim Red Bull KTM-Ajo-Team noch zwei Moto2-WM-Läufe gewonnen hat und auch aus dem Rookies-Cup kommt. Aber Moto3-Weltmeister 2018 wurde er bei Gresini-Honda!

«KTM zieht einen gewissen Nutzen aus dem Investment in die Nachwuchs-Programme», ist sich Ciabatti bewusst. «Aber wir wissen ja, dass der Rookies-Cup nicht im Besitz von KTM ist. Doch sie betreiben Teams in der Moto3- und Moto2-WM, wo sie die Talente aufbauen und fördern können. Wenn wir in der Position von KTM wären, würden wir genau so handeln…»

Bei Ducati denkt Rennchef Gigi Dall’Igna immer wieder über ein Moto3-Rennmotorrad nach Ciabatti: «Aber gegenwärtig haben wir keines. Deshalb müssen wir beim Nachwuchs tun, was wir können. Es stimmt, dass junge, vielversprechende Fahrer wie Raúl Fernández und Pedro Acosta in den Händen von KTM sind. Anderseits haben wir 2021 trotzdem mit Martin, Bastianini und Bagnaia drei Fahrer unter Vertrag, die 24 Jahre oder jünger sind.»

Nachsatz von Ciabatti: «Davide möchte immer Optionen auf alle vielversprechenden Fahrer haben. Aber wir haben genug junge Talente und müssen schon jetzt genau überlegen, was wir ihnen für die Zukunft alles anbieten können. Denn üblicherweise haben wir nur vier Werksmaschinen, auf die wir sie setzen können. Deshalb wird früher oder später immer einer ein besseres Angebot von einem anderen Werksteam kommen.»


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