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Matteo Ballerin (WITHU): Der Deal mit dem Yamaha-Team

Von Günther Wiesinger
Matteo Ballerin ist Eigentümer des aufstrebenden Energiekonzerns WITHU. Er erklärt seine Geschäftsidee und sagt, warum er Sponsor im GP-Sport wurde, wie es zum Deal mit dem Yamaha-MotoGP-Kundenteam mit Dovizioso kam.

Seit einigen Jahren tritt der italienische Energiekonzern WITHU als Sponsor im Motorrad-GP-Sport auf. Doch Matteo Ballerin (48), Chief Executive Officer (CEO) von WITHU, ist bisher in der Öffentlichkeit wenig in Erscheinung getreten. SPEEDWEEK.com hat den italienischen Unternehmer beim Valencia-GP getroffen und ihn zu seinen Beweggründen befragt.

WITHU ist mit einem interessanten Geschäftsmodell erfolgreich geworden. Die Firma, die unter dem Dach des Mutterkonzerns «Europe Energy» angesiedelt ist, bietet den Kunden vier Produkte in einer einzigen APP an: Elektrizität, Gas, Mobiltelefonie und Internet.

«Das sind lauter Dinge des täglichen Gebrauchs, und unsere Kunden bekommen für alle vier Produkte nur eine Rechnung im Monat, damit machen wir ihnen das Leben leichter», erklärt Matteo Ballerin. «Mit unserer App kannst du in diesen vier Bereichen alle deine Probleme lösen. Wir bewegen uns in einem Markt mit vielen Anbietern, und es ist für den Verbraucher nicht so einfach zu verstehen, ob er Geld spart oder nicht. Bei den Stromhändlern sind die Kosten für den Kunden schwierig zu verstehen, auch im Mobilfunkgeschäft ist es ähnlich, denn du kannst dir 1000 unterschiedliche Angebote holen. Ich helfe den Kunden Geld zu sparen, und was noch wichtiger ist, ich helfe ihnen Zeit zu sparen und erleichtere ihnen das Leben. Das ist der Grund, warum wir WITHU gestartet haben.»

Die Firma wurde 2007 gegründet. Aber bis 2015 war es nur eine Großhandelsfirma, die große Firmen mit Strom belieferte. Ballerin: «Erst 2015 haben wir begonnen, auch ins Geschäft mit Privatkunden, Familien oder kleinen Firmen einzusteigen. Die Marke WITHU wurde 2018 geboren.»

Matteo Ballerin lebt in Verona. «Eine schöne Stadt, aber nicht sehr finanzstark. Deshalb haben wir für unsere Expansion Teilhaber gesucht, eine Bank, ein großes Unternehmen. Wir waren eine kleine Firma und wollten unsere Marke in der Öffentlichkeit bekannter machen. Ich habe mir deshalb über Sport-Sponsorship Gedanken gemacht. Ich bin ein Anhänger von Valentino – und uns gefiel MotoGP. Wir haben auch über Fußball nachgedacht. Aber da musst du in Italien bei Juventus oder AC Milan einsteigen. Das wäre sehr teuer gewesen. Ich hätte einen kleinen Club sponsoren können, zum Beispiel Hellas Verona und Vicenza. Aber MotoGP ist ein positiver Sport, mir gefiel diese Szene, der Wettkampf Mann gegen Mann. Fabio Barchitta von der Agentur Fastback hat mich in die MotoGP-Welt eingeführt.»

Matteo Ballerin besuchte 2017 erstmals einen Grand Prix – er kam zum Finale nach Valencia. «Ich war Gast des Marc VDS-Teams – und 2018 sind wir bei Marc VDS als Sponsor eingestiegen. Fabio hat diesen Deal vermittelt.»

«Ich bin auf Fabio gestoßen, als ich um 2 Uhr in der Nacht, ich konnte nicht schlafen, damals die Finanzzeitschrift ‚24 ore’ studiert habe. Da gab es eine Seite über Formel 1 und MotoGP. Es ging um Einschaltquoten und Sponsorship. Da habe ich gelesen, dass in Europa das Verhältnis von Kosten und Ertrag in der MotoGP besser ist als in der Formel 1. Ich habe noch in derselben Nacht im Internet nach einer Agentur gesucht, die Motorsport-Sponsoren vermittelt. So bin ich auf Fabio und drei andere Agenturen gestoßen. Die andern drei haben mir identische Offerten gemailt, alle für dasselbe Team. Fabio hat mich als einziger persönlich besucht, er kam in mein Büro, wir haben uns unterhalten. Er flog nachher zu den Rennen in Asien. Von dort hat er mich angerufen und mir den Vorschlag mit Marc VDS unterbreitet. Sie sind 2017 mit Morbidelli Moto2-Weltmeister geworden. Ein Jahr später fuhren sie mit Joan Mir und Alex Márquez, also habe ich zugesagt. 2018 kam es jedoch zu den Problemen bei Marc VDS, also sind wir danach mit Franco Morbidelli zu Petronas-Yamaha umgestiegen.»

2019 warb WITHU-Chef Ballerin bei Petronas mit seiner Marke «Europe Energy», das ist der Mutterkonzern, zu dem der Brand WITHU gehört. Nur in Mugello wurde auf dem Bike Werbung für WITHU gemacht.

Die neue Petronas-Truppe zeigte anfangs kein Interesse am  MotoE-Weltcup. Doch Matteo Ballerin gründete mit Johan Stigefelt die Firma «One Energy Racing», die dann das MotoE-Team des Sepang-Circuit-Teams betrieb.

Denn die Dorna verpflichtete ab 2019 alle MotoGP-Kundenteams zur Teilnahme am MotoE-Weltcup. 51 Prozent von «One Energy Racing» gehörten Stigefelt, 49 Prozent gehörten Ballerin, der aber öffentlich nie als Teamteilhaber in Erscheinung trat. «Das habe ich nie bekannt gemacht», erzählte er im Interview mit SPEEDWEEK.com.

Ballerin fand bald Gefallen am Leben im GP-Paddock, denn er konnte Teamgäste einladen – zumindest bis zum Ausbruch der Covid-19-Pandemie.

Der erfolgreiche Unternehmer machte dann Bekanntschaft mit den Verantwortlichen von VR46 und investierte auch dort – im Sky VR46 Moto2-Team und dazu 2021 auch bei Luca Marini im Sky VR46-Ducati-MotoGP-Team.

«Vor zwei Jahren habe ich meine Zusammenarbeit mit Fabio Barchitta beendet, weil ich oft genug im Paddock war, inzwischen genug persönliche Kontakte habe und meine Geschäfte selber einfädeln konnte», schilderte Matteo Ballerin.

Im vergangenen Sommer ergriff Matteo Ballerin recht zügig die Gelegenheit, beim neuen Yamaha-RNF-Team von Razlan Razali als neuer Hauptsponsor für 2022 einzusteigen, als Petronas den Drei-Jahres-Sponsorship-Vertrag überraschend nicht verlängerte.

Ballerin: «Als Petronas den Ausstieg angekündigt hat, war ich der Erste, den das Team angerufen und gefragt hat. Ich dachte: Warum nicht?»


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