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Danilo Petrucci: Mit Lecuona versöhnt, jetzt Dakar!

Von Günther Wiesinger
Danilo Petrucci nach dem WM-Finale mit Iker Lecuona

Danilo Petrucci nach dem WM-Finale mit Iker Lecuona

Danilo Petrucci erzählt, warum er sich mit seinem Tech3-KTM-Teamkollegen Iker Lecuona versöhnt hat und warum die Dakar-Stars von KTM, Husky und GASGAS neidisch auf seinen geringen Körperfettanteil blicken.

Am heutigen Montag ist Danilo Petrucci zur Dakar-Rallye nach Saudi-Arabien geflogen, denn seine Karriere in der MotoGP-Weltmeisterschaft hat nach zehn Jahren (2012 mit Ioda-Aprilia und Suter-BMW, dann acht Jahre auf Ducati und ein Jahr bei KTM Tech3) ein Ende gefunden. Am 1. Januar beginnt für Danilo Petrucci mit der ersten Teilnahme an der Dakar-Rallye auf einer Werks-KTM 450 RALLY eine neue Herausforderung. Sie erstreckt sich über 8375 km und endet am 14. Januar nach 4258 WP-km und zwölf Etappen.

«Ich werde bei der Dakar vorsichtig beginnen und dann schauen, wie sich die Rallye für mich entwickelt. Ich muss dann auch checken, wie es meinem lädierten Knöchel geht», erklärte Petrux vor der Abreise.

Im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com spricht der 31-jährige Römer noch einmal über die missglückte MotoGP-Saison 2021 und seinen KTM-Tech3-Teamkollegen Iker Lecuona.

Danilo, es gab in diesem Jahr eine Phase, da warst du auf Lecuona gar nicht gut zu sprechen. Aber nach dem Saisonfinale hast du ihn mit Tränen in den Augen umarmt. Ihr habt euch versöhnt?

Ja, zum Höhepunkt der Saison, im Mai und Juni, haben wir um den einzigen freien Platz bei Tech3 gekämpft, denn es hat sich abgezeichnet, dass der Moto2-Weltmeister aufsteigen wird.

Dann war ich beim Sachsenring-GP in guter Verfassung. Iker war in der Anfangsphase im Rennen sehr aggressiv. Leider war auch Alex Márquez in der ersten Runde sehr angriffslustig. Er wollte Iker verfolgen, er hat sehr stark abgebremst und hat mich gerammt. So habe ich wieder eine Gelegenheit verloren, unter die Top-10 zu kommen.

Ich war wirklich wütend. Aber heute denke ich, Iker ist erst 21 Jahre alt. Er hätte eine dritte MotoGP-Saison verdient. 

Du bist 2021 mehrmals bei den Rennen abgeräumt worden.

Ja, richtig. Ich bin im vergangenen Jahr öfter bei einem MotoGP-Rennen unschuldig zu Sturz gekommen als je zuvor. In den neun Jahren zuvor zusammen ist es nicht so oft passiert! Insgesamt haben mich viermal andere Fahrer aus dem Sattel geholt.

Zum ersten Mal gleich beim ersten Rennen in Doha. Dann von Alex auf dem Sachsenring, danach von Joan Mir in Misano und von Brad Binder beim Algarve-GP in Portimão im November.

Das passiert halt, wenn man so schlechte Startpositionen herausfährt.

(Er lacht.) Ja, sieht so aus…

Du bist zwischendurch mal in ein Loch gefallen, als klar wurde, dass Remy Gardner und Raúl Fernández 2022 bei KTM-Tech3 in die MotoGP aufsteigen und du keinen Platz mehr hast. Du hast auch oft über dein Gewicht gejammert. Jetzt fährst du die Dakar mit 450 ccm und 75 PS und beklagst dich nicht?

Nein, nein. Denn als die Dakar-Werksfahrer der Pierer Mobility gewogen und gemessen wurden, war ich derjenige mit dem geringsten Körperfettanteil aller unserer Rallye-Teams. (Er lacht).

Es haben sich also eines Tages alle Anstrengungen bezahlt gemacht, die ich in der MotoGP zum Abnehmen auf mich genommen habe…

Du hast als Rallye-Fahrer mit 450 ccm und 75 PS weniger körperliche Nachteile als mit 1000 ccm und 290 PS?

Richtig. Die Benavides-Brüder Kevin und Luciano sind zwar ziemlich kleine Jungs und deshalb leicht. Aber beim Körperfettanteil habe ich die besten Werte.

Matthias Walkner sieht man die Fitness auf den ersten Blick nicht unbedingt an. Er macht auch kein Geheimnis daraus, dass er sich zu Weihnachten den Braten hat schmecken lassen.

Ja, Matthias war überrascht. Denn mein Körperfettanteil liegt unter 9 Prozent, bei ihm liegt er bei 15 und 16, wenn ich mich richtig erinnere.

Er hat mich gefragt: «Wie kann ich zu so einem Körperfettanteil kommen? Wie machst du das?»

Ich habe geantwortet: «Ich strenge mich seit zehn Jahren an, um auf diesen Wert zu kommen.»

Der zweifache Dakar-Sieger Toby Price gilt sogar als 100-kg-Brocken.

Ja, aber du musst als Rallye-Fahrer wirklich in Form sein und über viel Kraft verfügen. Es geht nicht in erster Line um das Gewicht oder das Körperfett, sondern um das Navigieren und das Fahren.

Du kannst mehr als 100 kg wiegen wie Toby und trotzdem die Dakar gewinnen. Es geht nicht allein um den Speed und um Zehntelsekunden. Es geht um Stunden und Tage.

Ich kann nur sagen: Alle meine Dakar-Teamkollegen verfügen über eindrucksvolle Fähigkeiten.

Ich habe ihnen vorgeschlagen: Ich könnte euch meinen Körperfettanteil abgeben, aber ihr müsst dafür bitte einiges von eurem Fahrkönnen mit mir tauschen!

Red Bull KTM Factory Rally Team

Toby Price
Kevin Benavides
Matthias Walkner

Husqvarna Factory Rally Team

Luciano Benavides
Skyler Howles

GASGAS Factory Rally Team

Sam Sunderland
Daniel Sanders

KTM Tech3 Factory Rally Team

Danilo Petrucci

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