Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Pit Beirer (KTM): «Der 2. Platz war mehr als erhofft»

Von Günther Wiesinger
Jubel bei Red Bull KTM: Platz 2 mit Brad Binder in Doha

Jubel bei Red Bull KTM: Platz 2 mit Brad Binder in Doha

Red Bull-KTM gehörte in Katar durch den herausragenden zweiten Platz von Brad Binder zu den positiven Überraschungen. Motorsport-Direktor Pit Beirer analysiert den WM-Auftakt.

Bei der Prognose für die Performance des Red Bull KTM Factory-Teams beim Katar-GP vom 6. März gab sich Pit Beirer vor acht Tagen recht zurückhaltend. «Es wäre schön, wenn Brad Binder und Miguel Oliveira in den Top-Ten mitkämpfen könnten», meinte der KTM-Motorsport-Direktor im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Doch am Sonntag sicherte sich der überragende Südafrikaner Brad Binder nach der Bestzeit im FP1, nach dem ersten Platz im Q1 und dem siebten Startplatz im Rennen den famosen 2. Platz, nur 0,3 Sekunden hinter Sieger Enea Bastianini auf der Gresini-Ducati.

Nach der Heimkehr nach Österreich seufzte Beirer erleichtert: «Mir ist einiges wohler als letzte Woche.» Denn die MotoGP-Testfahrten in Sepang und Mandalika waren für KTM nicht besonders verheißungsvoll verlaufen. Jetzt beantwortete der 250-ccm-Motocross-Vizeweltmeister von 1999 im Exklusiv-Interview die Fragen von SPEEDWEEK.com.

Pit, Platz 2 in der Fahrer- und Marken-WM, Platz 3 in der Team-WM. Wenn dir vor einer Woche jemand so einen Saisonstart prophezeit hätte, hättest du starke Zweifel gehabt. Richtig?

Naja, ganz so wenig Glauben habe ich nicht an meine Mannschaft.
Aber ich habe vorher demütigerweise von Top-Ten-Ergebnisse geredet.

Denn wir haben sechs hervorragende Hersteller, die Zeiten liegen so eng beisammen, und wenn nur die zwei Haupt-Werksfahrer von sechs Herstellern in Betracht ziehst, hast du schon zwölf Topfahrer.
So kann es rasch passieren, dass ein Werksfahrer einmal nicht unter den ersten Zehn liegt.

Deshalb ist für jedes Werksteam und jeden Hersteller ein tiefes Top-Ten-Ergebnis schwierig.

Der zweite Platz war sicher mehr, als wir uns für den Auftakt in Katar erhofft haben. Denn der Losail Circuit war bisher für KTM ein schwieriges Pflaster.

Natürlich haben wir jetzt viele Erkenntnisse gehabt und fleißig daran gearbeitet. Entscheidend ist dann das Resultat, das auf dem Papier steht, und das ist recht gut.

Zurück zu deiner Frage: Ich hätte mich letzte Woche nicht getraut zu sagen: «Wir werden in Katar Zweiter.»

Du bist unter Druck gestanden, weil personelle Veränderungen gab. In der Teamführung durch den neuen Teammanager Francesco Guidotti und im Technik-Bereich, dem jetzt Ex-Ducati-Ingenieur Fabiano Sterlacchini als «Head of MotoGP Technology» vorsteht. Ein Problem: Seit Sommer 2021 bringt bei KTM eigentlich nur Brad Binder die gewünschte Leistung.

Aber natürlich wird unser Projekt ganz vorne gemessen, nicht von hinten her. Da ist unser Benchmark momentan der Brad.

Aber Miguel hat eigentlich auch ein starkes Wochenende gefahren. Es gab drei entscheidende Momente, das FP2, dann FP3 und Q1, wo ein Zehnte gefehlt hat, um sich für das Q2 zu qualifizieren.
Bei dieser langen Rundenzeit in Katar kann man bei einem Zehntel nicht sagen, er fährt schlechter.

Doch er hat dort seine Chance verpasst und fährt durch das schlechte Qualifying oft zu weit hinten los. Der Rest ist ein Teufelskreis. Miguel ist dann bei der Aufholjagd vom 14. Startplatz weg gestürzt. Ab er hat einen guten Speed gehabt. Er ist von Platz 11 auf 10 gefahren und hat dann innerhalb von zwei Runden eine Lücke von zwei Sekunden auf Fabio Quartararo geschlossen.

Es war schon einiges Potenzial da. Wir haben Miguel auf Speed. Er weiß genau, dass er im Qualifying ein bisschen mehr rausquetschen muss. Er versucht alleine zu fahren, er versucht schön zu fahren.

In dieser Liga musste du aber im Quali eine Chaosrunde hinlegen und ins Risiko gehen. Das sieht dann nicht so schön und nicht so sauber aus, aber du musst dann noch ein Zehntel rausquetschen. Das weiß er. Und das wird er beim nächsten Grand Prix auch machen.

Ich bin überzeugt: Wir haben momentan einen starken Brad und auch einen starken Miguel zurück.

Das kommt jetzt bei Miguel beim Ergebnis noch nicht aus. Aber wir haben viele Runden und viele Daten analysiert. Miguel ist schon ein brutal starkes FP4 gefahren. Er ist zurück auf dem Niveau, auf dem er im Frühjahr 2021 war.

Wir haben zwei starke Fahrer für die nächsten Wochen und Monate.

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