KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Suzuki hört auf: Privatteam als Ersatz nicht geplant

Von Günther Wiesinger
Die Suzuki-MotoGP-Box wird am Jahresende für immer ausgeräumt

Die Suzuki-MotoGP-Box wird am Jahresende für immer ausgeräumt

Besonders in Italien wird schon spekuliert, ob nach dem Suzuki-Rückzug Aprilia endlich ein Kundenteam bekommt oder gar Leopard in die MotoGP aufsteigt. Aber das ist alles Unsinn.

Das Suzuki-Ecstar-Team hat den Vertragspartner Dorna Sports S. L. gestern nach dem Ende des MotoGP-Montag-Tests auf dem Circuito de Jerez nur telefonisch vom geplanten Rückzug per Saisonende 2022 informiert. Die Mannschaft von Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta wartet jetzt noch auf eine offizielle Information aus Japan, doch gestern konnte wegen eines Feiertags in Japan keine Kommunikation stattfinden. Außerdem war es in Hamamatsu schon Mitternacht, als die überraschenden Neuigkeiten in Jerez durchsickerten.

Während sich jetzt die Rechtsabteilung der Dorna mit diesem geplanten Vertragsbruch beschäftigt, wird vor allem in Italien schon heftig spekuliert, wer den Platz von Suzuki übernehmen könnte.

Jetzt werde Platz für ein Aprilia-Kundenteam, war zu lesen, auch Leopard Racing plane ja seit Jahren den Aufstieg von der Moto3 in die MotoGP. Aber das wird alles nicht passieren. 

Denn zuerst muss Suzuki den Vertrag offiziell auflösen, und bis dann womöglich vor Gericht entschieden wurde, ob sich die Dorna an den Japanern schadlos halten kann, wird sich kein neues Team für die MotoGP-WM 2023 vorbereiten können.

«Wir müssen uns zum Beispiel mit WithU-RNF bis spätestens Ende Juni über einen neuen Vertrag für 2023 einigen. Sonst können wir das Material für die Saison 2023 nicht rechtzeitig bereitstellen», sagt Lin Jarvis, der Managing Director von Yamaha Motor Racing.

Auch KTM hat den ersten Drei-Jahres-Vertrag mit Tech3 als neues MotoGP-Kundenteam schon im Januar 2018 unterzeichnet und dann sofort das Material bestellt, damit im November 2018 mit dem neuen KTM-Tech3-Team in Valencia getestet werden konnte. Dabei hatte Tech3 nach 19 Jahren mit Yamaha in der «premier class» längst die komplette bewährte Technik-Mannschaft beisammen! Ein komplett neues MotoGP-Tram müsste irgendwann im Sommer bei null beginnen.

Das bedeutet klipp und klar: Wenn das Suzuki-Top-Management keinen Rückzieher macht, werden wir 2023 nur elf statt zwölf MotoGP-Teams erleben.

Unterdessen warten die MotoGP-Anhänger, die Suzuki-Fans und nicht zuletzt die Dorna-Manager auf eine Begründung zum Rückzug von Suzuki.

Bisher existieren nur Vermutungen: Umsatzeinbrüche durch die Coronakrise, eine zu erwartende Umsatzflaute durch den Ukrainekrieg und die weltweiten Logistikprobleme sowie die steigende Inflation. Dazu erhöhten die gestiegenen Fahrergagen und das geplante Kundenteam die Kosten. Der neue Business-Plan von Projektleiter Shinichi Sahara und Teammanager Livio Suppo wurde nicht abgesegnet.

Die Suzuki-Ecstar-Truppe wurde gestern von der Hiobsbotschaft wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Sahara und Suppo wollten bisher keine Stellungnahme abgeben, sie wirkten erschüttert. 

Suzuki hat sich schon Ende September 2017 in einer Hauruck-Aktion mit den Werksteams aus der Motocross-WM (MX2 und MXGP) zurückgezogen und damals in der Sportwelt viel Glaubwürdigkeit eingebüsst. 

Aber ein Rückzug, der nach 6 Rennen verlautbart wird, obwohl der Vertrag über fünf Jahre läuft und erst im November 2021 unterschrieben wurde, für so ein eigentümliches Geschäftsmodell hat niemand Verständnis. 

Offenbar wollte Suzuki-Präsident Hiroshi Tsuda das MotoGP-Engagement wie geplant weiterführen. Aber der Suzuki-Vorstand stimmte mehrheitlich dagegen. 

Es sind auch die Werksfahrer Alex Rins (er hat 2022 schon zwei Podestplätze erreicht) und Joan Mir zu bedauern, die in der Fahrer-WM die Plätze 4 und 6 innehaben und jetzt befürchten müssen, dass Suzuki die Entwicklung der vielversprechenden neuen GSX-RR nicht mehr ernsthaft weiterbetreibt. 

Ergebnisse MotoGP Jerez (1. Mai):

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 25 Runden in 41:00,554 min
2. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,285 sec
3. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +10,977
4. Marc Márquez (E), Honda, +12,676
5. Jack Miller (AUS), Ducati, +12,957
6. Joan Mir (E), Suzuki, +13,934
7. Takaaki Nakagami (J), Honda, +14,929
8. Enea Bastianini (I), Ducati, +18,436
9. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +18,830
10. Brad Binder (ZA), KTM, +20,056
11. Pol Espargaró (E), Honda, +20,856
12. Miguel Oliveira (P), KTM, +23,131
13. Alex Márquez (E), Honda, +25,306
14. Maverick Vinales (E), Aprilia, +27,358
15. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +27,519
16. Luca Marini (I), Ducati, +29,278
17. Andrea Dovizioso (I), Yamaha, +35,204
18. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +35,361
19. Alex Rins (E), Suzuki, +38,922
20. Remy Gardner (AUS), KTM, +43,378
21. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +44,299
22. Jorge Martin (E), Ducati, +1:07,681 min
– Stefan Bradl (D), Honda, 15 Runden zurück
– Johann Zarco (F), Ducati, 16 Runden zurück
– Darryn Binder (ZA), Yamaha, 20 Runden zurück

WM-Stand nach 6 von 21 Grand Prix:

1. Quartararo 89 Punkte. 2. Aleix Espargaró 82. 3. Bastianini 69. 4. Rins 69. 5. Bagnaia 56. 6. Mir 56. 7. Zarco 51. 8. Brad Binder 48. 9. Marc Márquez 44. 10. Oliveira 43. 11. Miller 42. 12. Pol Espargaró 35. 13. Martin 28. 14. Viñales 27. 15. Nakagami 21. 16. Morbidelli 18. 17. Alex Márquez 16. 18. Bezzecchi 15. 19. Marini 14. 20. Dovizioso 8. 21. Darryn Binder 6. 22. Gardner 3.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 131 Punkte. 2. Yamaha 89. 3. Aprilia 83. 4. Suzuki 80. 5. KTM 76. 6. Honda 57.

Team-WM:

1. Suzuki Ecstar, 125 Punkte. 2. Aprilia Racing 109. 3. Monster Energy Yamaha 107. 4. Ducati Lenovo 98. 5. Red Bull KTM Factory 91. 6. Pramac Racing 79. 7. Repsol Honda 79. 8. Gresini Racing MotoGP 69. 9. LCR Honda 37. 10. Mooney VR46 Racing 29. 11. WithU Yamaha RNF 14. 12. Tech3 KTM Factory 3.


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