Lin Jarvis: «Bin von Fabios WM-Führung überrascht»

Von Günther Wiesinger
«Nach den Wintertests und ersten Rennen habe ich nicht erwartet, dass wir nach sechs Grand Prix in der WM führen», sagt Yamaha-Rennchef Lin Jarvis. «Das haben wir Fabio zu verdanken.»

Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing, ist seit einem Gespräch mit Quartararo-Manager Eric Mahé in Jerez am Freitag überzeugt, dass der Weltmeister und WM-Spitzenreiter auch in den kommenden zwei Jahren mit der 1000-ccm-Reihenvierzylinder um die Wette fahren wird. Und der Engländer hofft auch, dass der Titelkampf durch die jüngsten und kommenden Technik-Updates erfolgreich gestaltet werden kann.

Es zeichnet sich zwar ab, dass «El Diablo» vielleicht nicht die fünf Siege und insgesamt acht Podestplätze von 2021 erreichen wird, denn bisher musste er auch schon einen siebten, achten und neunten Platz hinnehmen, aber die Beständigkeit könnte den Ausschlag geben – so wie bei Joan Mir (Suzuki) 2020, der damals nur ein Rennen gewann.

Dass Jerez ein gutes Pflaster für den schnellen Franzosen sein werde, war klar: Vier Pole-Positions bei den ersten vier MotoGP-Events und zwei Siege war die Jerez-Bilanz des Yamaha-Stars vor dem Spanien-GP 2022. Lin Jarvis erzählt im SPEEDWEEK.com-Interview, warum ihn die WM-Führung überrascht und wieso er für die kommenden Rennen zuversichtlich ist. 

Fabio Quartararo hat bei den letzten zwei Grand Prix 45 von 50 möglichen Punkten erreicht. Jetzt kommt mit Le Mans noch eine Yamaha-Strecke, doch in Mugello und Catalunya könnte es schwieriger werden. Dort ist die Zielgerade jeweils 1 km lang.

Ja, in Mugello und Catalunya wird stark mit Ducati zu rechnen sein, auch mit Suzuki.

Aber in Barcelona waren wir 2021 trotzdem schnell. Fabio hat dort gegen Oliveira um den Sieg gefightet, er war Zweiter, dann hat sich sein Reißverschluss geöffnet, er ist auf Platz 6 zurückgefallen.

Nachher kommt der Sachsenring, dort war die Performance von Fabio im Vorjahr okay, er ist auf Platz 3 gelandet. Und nachher hat er in Assen gewonnen.

Es werden weitere Rennstrecken kommen, auf denen wir ausgezeichnet abschneiden können. Silverstone ist auch gut für uns.

Ich bin trotzdem etwas überrascht, dass wir nach sechs WM-Läufen in der WM führen. Als die Meisterschaft konnte ich mir diese Situation nicht vorstellen, ich habe befürchtet, dass unsere Schwierigkeiten größer sein würden. Denn ich habe gedacht, unsere Konkurrenten würden beständiger sein.

Aber in den ersten sechs Rennen gab es viele unterschiedliche Fahrer an der Spitze.

Das bedeutet: Du musst bei jedem Grand die bestmögliche Anzahl an Punkten holen und Ausfälle vermeiden, wenn es geht.
Gleichzeitig brauchst du auch Glück, wie man bei Joan Mir in Portugal gesehen hat, als er von Miller touchiert wurde.

Unter schwierigen technischen Voraussetzungen haben wir beachtliche Erfolge errungen. Und das liegt an Fabio. Denn er ist in der Lage, das Potenzial der M1 maximal auszunutzen.

Der Crash am Samstag in Jerez hätte auch üble Folgen haben können. Es sah anfangs nicht nach einem glimpflichen Ausgang aus.

Für mich sah es so aus, als sei in der Zielkurve der Hinterreifen weggerutscht.

Und dann zeigten die TV-Bilder in Zeitlupe, dass Quartararo im Bereich seiner Fortpflanzungsorgane offenbar vom Hinterrad getroffen wurde.

Ja, es hat ihn vielleicht zweimal erwischt. Sein Manager Eric Mahé hat mir erzählt, Fabio hat sich eher angeschlagen, als er zu hastig wieder aufs Motorrad gesprungen ist und sich beim In-den-Sattel-Springen am Tank weh getan hat.

Ergebnisse MotoGP Jerez (1. Mai):

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 25 Runden in 41:00,554 min
2. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,285 sec
3. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +10,977
4. Marc Márquez (E), Honda, +12,676
5. Jack Miller (AUS), Ducati, +12,957
6. Joan Mir (E), Suzuki, +13,934
7. Takaaki Nakagami (J), Honda, +14,929
8. Enea Bastianini (I), Ducati, +18,436
9. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +18,830
10. Brad Binder (ZA), KTM, +20,056
11. Pol Espargaró (E), Honda, +20,856
12. Miguel Oliveira (P), KTM, +23,131
13. Alex Márquez (E), Honda, +25,306
14. Maverick Vinales (E), Aprilia, +27,358
15. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +27,519
16. Luca Marini (I), Ducati, +29,278
17. Andrea Dovizioso (I), Yamaha, +35,204
18. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +35,361
19. Alex Rins (E), Suzuki, +38,922
20. Remy Gardner (AUS), KTM, +43,378
21. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +44,299
22. Jorge Martin (E), Ducati, +1:07,681 min
– Stefan Bradl (D), Honda, 15 Runden zurück
– Johann Zarco (F), Ducati, 16 Runden zurück
– Darryn Binder (ZA), Yamaha, 20 Runden zurück

WM-Stand nach 6 von 21 Grand Prix:

1. Quartararo 89 Punkte. 2. Aleix Espargaró 82. 3. Bastianini 69. 4. Rins 69. 5. Bagnaia 56. 6. Mir 56. 7. Zarco 51. 8. Brad Binder 48. 9. Marc Márquez 44. 10. Oliveira 43. 11. Miller 42. 12. Pol Espargaró 35. 13. Martin 28. 14. Viñales 27. 15. Nakagami 21. 16. Morbidelli 18. 17. Alex Márquez 16. 18. Bezzecchi 15. 19. Marini 14. 20. Dovizioso 8. 21. Darryn Binder 6. 22. Gardner 3.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 131 Punkte. 2. Yamaha 89. 3. Aprilia 83. 4. Suzuki 80. 5. KTM 76. 6. Honda 57.

Team-WM:

1. Suzuki Ecstar 125 Punkte. 2. Aprilia Racing 109. 3. Monster Energy Yamaha 107. 4. Ducati Lenovo 98. 5. Red Bull KTM Factory 91. 6. Pramac Racing 79. 7. Repsol Honda 79. 8. Gresini Racing MotoGP 69. 9. LCR Honda 37. 10. Mooney VR46 Racing 29. 11. WithU Yamaha RNF 14. 12. Tech3 KTM Factory 3.

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