«Alter Hase» Aleix Espargaró überraschte sich selbst

Von Simon Patterson
Aleix Espargaró (32)

Aleix Espargaró (32)

Vor dem Start der MotoGP-Saison 2022 hätte kaum jemand darauf gewettet, dass Aprilia-Werksfahrer Aleix Espargaró als erster Verfolger von Titelverteidiger Fabio Quartararo in die Sommerpause gehen würde.

Aleix Espargaró nahm in Assen am vergangenen Wochenende nach der viel diskutierten Kollision mit Fabio Quartararo als Vierter noch 13 Punkte mit, während der WM-Leader nach einem zweiten Sturz den ersten Nuller der Saison schrieb. Der Aprilia-Star liegt somit nur noch 21 Punkte hinter dem Titelverteidiger und erfüllte seine eigene Zielsetzung, sich mit weniger als einem Rennen Rückstand in den Sommerurlaub zu verabschieden.

«Ich bin ein alter Hase im Paddock», schmunzelte der 32-jährige Aleix Espargaró, als er auf seine zugetroffene Vorhersage angesprochen wurde. «Ich mag es, den Verlauf der Dinge zu analysieren. Ich kenne diese Kategorie, ich kenne das Motorrad, ich kenne meine Rivalen. Ich weiß, wie viel Selbstvertrauen Fabio hat, und ich nahm mir auch viel Zeit, um die Videos der Rennen und der Sessions – einfach alles – zu analysieren. Ich weiß, wie er fährt und dass sein Level an Selbstvertrauen super hoch ist. Es ist aber nicht so einfach, diesen Level zu halten und keine Fehler zu machen, wenn du so schnell bist. Fabio war am Sonntag nicht arrogant, aber weil er sich super und viel schneller als der Rest fühlt, hat er dieses Manöver falsch eingeschätzt. Ich wusste, dass so etwas passieren konnte. Und von dem Moment an sagte ich mir: ‚Fabio ist fast perfekt, er macht keine Fehler, wenn er jetzt diesen einen gemacht hat, musst du ihn nutzen.‘»

Das gelang dem Familienvater nach einer beeindruckenden Aufholjagd samt doppeltem Überholmanöver in der letzten Schikane.

Wünscht sich der WM-Zweite nach dem ersten Fehler seines Titelrivalen eigentlich, dass das nächste Rennen schon morgen und nicht erst am 7. August in Silverstone stattfinden würde? «Ganz ehrlich, ich bin super müde», winkte Aleix ab. «Ich brauche eine Pause – keine fünf Wochen, aber vor allem mental ist dieses Jahr für mich komplett anders als die vergangenen. Ich nehme an, das ist normal, ich kämpfe ja um den Titel. Am Samstag saß ich in Assen mit meinem Sohn im Motorhome, wir schauten einen Film und ich war einfach so müde. Ich brauche eine Pause, damit mein Kopf einmal abschalten kann. Ich bin aber glücklich, weil ich ja gesagt hatte, dass ich mit weniger als einem Rennen Rückstand in die Pause gehen wollte – jetzt sind es 21 Punkte. Ich werde weiter pushen.»

Der Aprilia-Star rätselt aber, ob er die Dutch TT am Ende als Gewinn im Hinblick auf die WM-Tabelle oder als verlorene Siegchance einstufen soll. «Das ist schwierig zu sagen», grübelte Espargaró. «Denn ich glaube, ich hätte gewinnen können. Wäre Fabio auf Platz 2 gelandet, hätte ich fünf Punkte aufgeholt. So waren es aber 13. Aus WM-Sicht ist es also besser, aber ich habe einen Sieg verloren – und ich habe erst einen GP-Sieg in meiner Karriere. Ich hätte also lieber nur fünf Punkte aufgeholt und den Sieg geholt, wenn ich ehrlich bin.»

Fakt ist: Aleix Espargaró ist der einzige Fahrer, der in den ersten elf Grand Prix der laufenden Saison immer in die Punkteränge fuhr.

Überraschte er sich in dieser ersten Saisonhälfte selbst? «Zu 100 Prozent», grinste der Spanier. «Vor Assen hatte Fabio die exakt selben Punkte wie zu diesem Zeitpunkt im Vorjahr – und er ist der Titelverteidiger. Ich liege jetzt 21 Punkte hinter ihm. Das bedeutet, dass mein Level in dieser ersten Saisonhälfte herausragend war.»

MotoGP-Ergebnis, Assen (26. Juni):

1. Bagnaia, Ducati, 26 Rdn. in 40:25,205 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 0,444 sec
3. Viñales, Aprilia, + 1,209
4. Aleix Espargaró, Aprilia, + 2,585
5. Brad Binder, KTM, + 2,721
6. Miller, Ducati, + 3,045
7. Martin, Ducati, + 4,340
8. Mir, Suzuki, + 8,185
9. Oliveira, KTM, + 8,325
10. Rins, Suzuki, + 8,596
11. Bastianini, Ducati, + 9,783
12. Nakagami, Honda, + 10,617
13. Zarco, Ducati, + 14,405
14. Di Giannantonio, Ducati, + 17,681
15. Alex Márquez, Honda, + 25,866
16. Dovizioso, Yamaha, + 29,711
17. Marini, Ducati, + 30,296
18. Bradl, Honda, + 32,225
19. Gardner, KTM, + 34,947
20. Savadori, Aprilia, + 35,798
– Fernández, KTM, 8 Runden zurück
– Quartararo, Yamaha, 15 Runden zurück
– Darryn Binder, Yamaha, 18 Runden zurück
– Morbidelli, Yamaha, 18 Runden zurück

MotoGP-Fahrer-WM nach 11 von 20 Grand Prix:

1. Quartararo 172 Punkte. 2. Aleix Espargaró 151. 3. Zarco 114. 4. Bagnaia 106. 5. Bastianini 105. 6. Brad Binder 93. 7. Miller 91. 8. Mir 77. 9. Rins 75. 10. Oliveira 71. 11. Martin 70. 12. Viñales 62. 13. Marc Márquez 60. 14. Bezzecchi 55. 15. Marini 52. 16. Nakagami 42. 17. Pol Espargaró 40. 18. Alex Márquez 27. 19. Morbidelli 25. 20. Di Giannantonio 18. 21. Darryn Binder 10. 22. Dovizioso 10. 23. Gardner 9. 24. Raúl Fernández 5.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 246 Punkte. 2. Yamaha 172. 3. Aprilia 155. 4. KTM 121. 5. Suzuki 101. 6. Honda 85.

Team-WM:
1. Aprilia Racing 213 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 197. 3. Ducati Lenovo Team 197. 4. Prima Pramac Racing 184. 5. Red Bull KTM Factory 164. 6. Suzuki Ecstar 152. 7. Gresini Racing 123. 8. Mooney VR46 Racing 107. 9 Repsol Honda 100. 10. LCR Honda 69. 11. WithU Yamaha RNF 20. 12. Tech3 KTM Factory 14.

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