Skandal um KymiRing: Schulden von 25 Millionen Euro

Von Günther Wiesinger
Die hochtrabenden Pläne von Formel 1 und MotoGP in der finnischen Einöde von Iitti werden wohl für immer begraben. Auch wenn es die KymiRing-Betreiber noch nicht wahrhaben wollen.

Gegen die Gesellschaft der Rennstreckenbetreiber KymiRing in Finnland wurde letzte Woche ein Insolvenzantrag gestellt. Damals ging es nur um fällige Rechnungen von zwei Bauunternehmern in der Höhe von 370.000 Euro und 264.000 Euro. Inzwischen liegen weitere Forderungen von Gläubigern gegen die Besitzer des KymiRing auf dem Tisch. Die Schulden liegen jetzt bei knapp 25 Millionen Euro. Die KymiRing GmbH hat deshalb am Montag einen Sanierungsantrag gestellt. Mit der Unternehmens-Sanierung will die Firma eine Insolvenz vermeiden. Zwei Auftragnehmer des KymiRings mussten hingegen wegen der ausstehenden Zahlungen bereits Insolvenz anmelden, berichtet die Website Iltalehti.fi

Im Mai musste das langersehnte MotoGP-Rennen auf der neuen GP-Strecke zum dritten Mal in Folge abgesagt werden. Es hätte jetzt von 8. bis 10. Juli stattfinden sollen. Doch das Fahrerlager, die Zufahrtsstrassen und die Ambulanzfahrbahn waren Mitte Mai immer noch nicht asphaltiert. 

Die Firma Kymiring GmbH, die die Rennstrecke in Iitti gebaut hat, hat eine Unternehmensumstrukturierung beantragt. Die Website Yle.fi berichtete letzte Woche, dass zwei Auftragnehmer gegen den KymiRing einen Insolvenzantrag gestellt haben. Zu Beginn dieser Woche wurde deshalb auch der Motocross-GP vom 13./14. August abgesagt und nach Hyvinkää verlegt. Durch die angestrebte Sanierung und einen teilweisen Schuldenerlass soll eine Insolvenz des KymiRings vermieden werden.

Die neue Schuldenhöhe lässt vermuten, dass die Rennstreckenbetreiber den Bau der Piste praktisch ohne Eigenkapital in Angriff genommen und auf hohe Zuschüsse der öffentlichen Hand gehofft haben.

Das Amtsgericht Päijät-Häme hat am Dienstag die Einleitung des Sanierungsverfahrens angeordnet. Aus dem Sanierungsantrag des KymiRings geht hervor, dass das Unternehmen eine Gesamtverschuldung von ca. 24,7 Mio. Euro aufweist. Der Antrag des Unternehmens wurde von WS Finance GmbH und Nordea Bank GmbH unterstützt, deren Forderungen sich auf rund 7,9 Millionen Euro belaufen.

Die anderen größten Gläubiger des KymiRings sind laut Antrag A. Ahlström Real Estate GmbH mit rund 12 Millionen Euro, das Lahti-Veranstaltungsunternehmen Lahti Events mit 2 Millionen Euro und Suomen Kuntaperintä GmbH mit 0,5 Millionen Euro.

Zu den Gläubigern gehören außerdem die Firmen Macra GmbH und Maanrakennus Pekka Rautiainen Ky, die gegen den KymiRing den Insolvenzantrag gestellt haben.

Die KymiRing-Verantwortlichen geben in ihrem Antrag an, dass einer der Hauptgründe für die finanziellen Schwierigkeiten die Verzögerung bei der Finanzierung von Rennstrecken- und Infrastruktur-Investitionen gewesen sei. Das führte zur Absage des MotoGP-Events im Sommer 2022, weil die Strecke und die Sicherheitsvorkehrungen nicht rechtzeitig mit den Anforderungen der Dorna, FIM und IRTA in Einklang gebracht werden konnten.

Die verträumten KymiRing-Manager gehen trotz drohender Insolvenz davon aus, dass die Geschäfte des Unternehmens langfristig wettbewerbsfähig und profitabel sein könnten. Die blauäugigen Rennstrecken-Gesellschafter betrachten die Zahlungsunfähigkeit nur als eine vorübergehende Zwickmühle. Sie wollen die Finanzierungsprobleme lösen und die Geschäfte fortführen. 

Aber ohne MotoGP- und Formel-1-Deal wird sich kein Investor finden. 

Angesichts der Schuldenhöhe von 24,7 Millionen Euro, der weltweiten Wirtschaftskrise und der geopolitischen Lage mit dem Krieg des Nachbarstaates Russland ist nicht zu erwarten, dass ein Restrukturierungsverfahren für die Gläubiger ein deutlich besseres Ergebnis erzielen wird als eine Insolvenz.

Kymi-Ring-CEO Riku Rönnholm sagte am Dienstag gegenüber Yle, dass er sich nicht zu den Finanzen oder Operationen des Unternehmens äußern werde, da der Antrag auf Unternehmensumstrukturierung ein laufendes Verfahren sei.

Zweck dieser Unternehmensumstrukturierung sei jedoch, dass der Betrieb und das Geschäft der Strecke weitergeführt werden können, resümierte Rönnholm.

Lahti Events, eine Veranstaltungsfirma der Stadt Lahti, hat eine Vereinbarung mit dem KymiRing, wonach sie für die großen Veranstaltungsproduktionen der Strecke als Promoter verantwortlich ist.

Mit der MotoGP und dem MXGP wurden jedoch bereits beide  Großveranstaltungen des Sommers 2022 abgesagt. Beim Nitro Rallycross-Event Ende August prüft Lahti Events noch, wie es weitergeht.

Derzeit verhandelt die Eventfirma mit dem Streckenbetreiber über eine Entschädigung. Es soll geklärt werden, wie hoch die an Lahti Events zu zahlende Vertragsstrafe für die Absage des MotoGP-Rennens ausfallen soll.

«Wenn der KymiRing eine Unternehmensumstrukturierung beantragt, bedeutet das, dass wir die Gespräche mit ihnen fortsetzen können», erklärte Emilia Mäki, CEO von Lahti Events.

Lahti Events hat dem KymiRing hohe Mietvorauszahlungen für Reservierungen von des Veranstaltungsorts gezahlt, die offenbar irgendwo versickert sind.

Dieses Vorgehen sei laut Mäki in der Veranstaltungsbranche üblich. Die Höhe der im Voraus gezahlten Mietkosten nennt Mäki nicht.

«Das ist Teil der Vertraulichkeitsverpflichtung im Vertrag, und ich werde die Beträge deshalb nicht preisgeben», sagte sie.

Allein für die Promotion des abgesagten MotoGP-Events sollen die KymiRing-Manager ca. 500.000 Euro von der Firma Lahti Events erhalten haben, war im Juni von den zuständigen Personen zu hören.

Wird sich Lahti Events (die Firma gehört zu 100 Prozent der Stadt Lahti) komplett aus der Zusammenarbeit mit den KymiRing-Managern zurückziehen?

Die derzeit laufenden Verhandlungen würden bestimmen, wie das Ergebnis in Bezug auf die MotoGP-Absage aussehen wird. Danach werde geprüft, ob die Zusammenarbeit mit KymiRing fortgesetzt werde, gab Mäki zu verstehen.

Im Klartext: Wenn der KymiRing der Firma Lathi Events die Mietkosten nicht zurückerstattet und die Ausgabe, für die GP-Promotion, dann zieht sich die mit Steuergeld finanzierte Firma Lathi Events von der finnischen Motorsport-Arena zurück. 

Fazit: Die Dorna wird den GP von Finnland 2023 nicht in den Kalender aufnehmen, weil die dringenden Bauarbeiten bis zur Frist vom 20. September 2022 nicht abgeschlossen werden können.

Das bedeutet: Auch in der kommenden Saison werden 20 Grand Prix stattfinden.


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