Gerd Borghoff: Physio-Guru von Schwantz, Rainey & Co.

Von Thorsten Horn
Wiedersehen am Wochenende: Gerd Borghoff und Kevin Schwantz

Wiedersehen am Wochenende: Gerd Borghoff und Kevin Schwantz

Bei der ADAC Sachsenring Classic 2022 boten sich wieder zahlreiche Gelegenheiten, gute alte Bekannte aus der Motorrad-Rennsportszene zu treffen. Zum Beispiel den namhaften Physiotherapeuten-Guru Gerd Borghoff.

Gerd Borghoff gilt als einer der Pioniere im Physiotherapeuten-Geschehen in den Grand-Prix-Fahrerlagern. Der heute 73-jährige Wuppertaler mit dem lockeren Mundwerk kam 1986 erstmals näher mit dem Rennsport in Kontakt. «Stefan Prein kam damals zu mir in die Praxis. Er hatte das Schlüsselbein gebrochen und ich habe ihn wieder hergestellt. Danach wollte er mich bei der Deutschen 125-ccm-Meisterschaft auf dem Nürburgring dabei haben. Mit ihm bin ich dann durch die Lande gezogen und später, als er in die WM ging, auch um die Welt», blickt der Mann von der Wupper und der weltberühmten Schwebebahn auf seine Anfänge zurück.

Zwei Jahre war er mit Stefan Prein im GP-Sport unterwegs. «Im ersten Jahr bin ich aus Freundschaft mitgefahren, dann wollte Stefan mich immer dabeihaben und hat allen erzählt, dass er einen eigenen Physiotherapeuten hat. Da wollten andere das auch haben», beschreibt Gerd Borghoff, wie damals langsam ein neues Business für ihn entstanden ist.

So kam 1989 mit Martin Wimmer im WM-Paddock der nächste Kunde dazu. Mit Martin Wimmer hatte Borghoff dann einen richtigen Vertrag. Er begleitete ihn auch zum Lucky Strike Suzuki 250-Team sowie bei all seinen folgenden Unternehmungen in verschiedenen Rennserien, bis hin zu einem Abstecher zu den vierrädrigen Renngeräten.

Bei Lucky Strike-Suzuki betreute Borghoff zugleich die 500-ccm-Piloten Kevin Schwantz und Didier de Radigues. «Kevin hat sich einmal das Handgelenk gebrochen und sagte zu mir: ‚Tape it!‘. Die Hand war gebrochen und er musste eigentlich in ein Krankenhaus, aber er bestand auf den Verband, denn der Rennarzt hätte ihn für unfit erklärt. Ich habe ihn dann getapt und er ist gefahren.»

Gerd Borghoffs Kundenkreis wurde, verteilt über alle damaligen Klassen inklusive der noch im GP-Programm befindlichen Seitenwagen, immer großer. 1992 wechselte er zum Marlboro Yamaha 500-Team von Kenny Roberts und legte auch bei Weltmeister Wayne Rainey Hand an. «Ich war auch dabei, bevor Wayne in Misano verunglückte und fortan querschnittgelähmt war.»

Rainey hatte sich 1993 in Donington eine Wirbelverletzung zugezogen. Borghoff empfahl ihm dringend eine Rennpause, um den angeknacksten Wirbel verheilen zu lassen. Doch Rainey wollte unbedingt den vierten 500-ccm.WM-Titel in Serie holen – und fuhr weiter. Gerd Borghoff kam aus Protest nicht zu den zwei folgenden Rennen in Brünn und Misano, wo sich der Yamaha-Star dann schwer verletzte. Kevin Schwantz trug dann mit der Suzuki den WM-Titel davon. 

«Ich habe Wayne dann auch in den USA besucht und ihn bei den Anfängen seines schlagartig veränderten Lebens physiotherapeutisch betreut. Danach bin ich aus dem Rennsport ausgestiegen, denn ich wollte nach dieser Geschichte eigentlich keinen Rennfahrer mehr anfassen. Das ging mir ziemlich an die Nieren», blickt Borghoff zurück.

Trotzdem wurde der deutsche Therapeut immer wieder mal schwach, wenngleich nicht mehr so intensiv im Business, sondern eher sporadisch. Zumindest wann immer ihn Martin Wimmer wieder braucht, so wie am letzten Wochenende bei der ADAC Sachsenring Classic. «Einmal Benzin im Blut, dann kann man nicht mehr loslassen. Ich habe bestimmt an die 100 Fahrer mehr oder weniger regelmäßig betreut, darunter einige Weltmeister. Ich denke ich habe gute Arbeit geliefert, sonst hätten sie mich nicht immer wieder genommen», so noch einmal Gerd Borghoff.

Bei der sächsischen Classic-Veranstaltung boten sich ihm auch etliche Gelegenheiten zu einem Wiedersehen mit seinen einstigen Patienten.


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