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Marc Márquez (Honda): Zwischen Hoffnung und Zweifeln

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez am Donnerstag in Spielberg

Marc Márquez am Donnerstag in Spielberg

Der 59-fache MotoGP-Sieger Marc Márquez trat heute in Spielberg vor die Medien. Er ist einerseits zuversichtlich, anderseits weiß er: «Ein Urteil kann ich erst abgeben, wenn ich ein MotoGP-Bike gefahren bin», sagte er.

Erstmals seit dem Rennsonntag in Mugello am 29. Mai trat Marc Márquez heute kurz vor 16 Uhr vor die Presse. Nach Platz 10 beim Mugello-GP ertrug er die vierte Operation am rechten Oberarm, die vier Tage später in der Mayo Clinic in Rochester (Minnesota, USA) durchgeführt wurde. Der Honda-Star bezeichnete diesen als «letzte Chance». Wenn es den weltberühmten Spezialisten in Amerika nicht gelingen würde, seine rechte Schulter zu stabilisieren, dann werde er womöglich nicht mehr lange Rennen fahren, ließ der 29-jährige Superstar vor knapp drei Monaten durchblicken.

Marc, hast du das Gefühl, die Operation sei gelungen? Traust du dir zu, wieder auf deinen Level von 2019 zurückzukehren, als du zwölf Siege und sechs zweite Plätze errungen hast?

Ich werde in der kommenden Woche in Madrid einen wichtigen Check haben. Es werden auch Röntgenaufnahmen Da wird der Knochen genau untersucht, die Muskulatur, die Nerven. Nachher werde ich wissen, ob ich mit schwereren Gewichten trainieren darf.

Aber ein wahres Urteil kann ich erst abgeben, sobald ich in Zukunft wieder ein MotoGP-Bike gesteuert habe. Dann werde ich sofort verstehen, ob mein Zustand wieder ausreicht, um auf den Toplevel zu kommen oder nicht.

Wir sind optmistisch, denn wir fühlen jeder Woche gesundheitliche Fortschritte.

Es sieht so aus, als würde die Heilung die gewünschten Fortschritte machen.

Die Entscheidung zur Operation war sehr wichtig. Denn es gab die Frage, ob ich meine Karriere beenden muss, denn im Zustand von Mugello konnte ich nicht um Podestplätze fighten.

Weil ich jetzt mein Comeback nicht überstürzen will, überlasse ich alle Entscheidungen den Ärzten. Wir haben uns für einen langsamen, aber sicheren Weg entschieden. Denn diese Genesung ist von sehr großer Bedeutung für mich und für Honda.

Ich kann ehrlich versichern, dass ich mich recht gut fühle.
Gleichzeitig müssen wir festhalten. Mein rechter Oberarm hat vier Operationen ertragen müssen.

Deshalb gebe ich zu, dass zwischendurch immer wieder mal Zweifel aufkommen.

Immerhin funktioniert mein rechter Oberarm momentan normal. Ich mache bereits Übungen, die ich vor der vierten Operation nicht durchführen konnte. Ich habe die Belastung erhöht, und der Arm hat gut darauf reagiert.

Du hast während deiner Verletzungspause erwähnt, dass du diesmal während der Genesung enger in Kontakt mit dem Team bleiben willst als bei den vorherigen Rennpausen?

Man sieht ja, dass Honda in einer schwierigen Phase steckt. Es betrifft nicht nur einen Fahrer, sondern alle vier. Und wenn alle vier Piloten Mühe haben, bedeutet das: Unser Projekt befindet sich nicht in seiner besten Phase.

Als ich in Mugello im Mai auf Platz 10 gefahren bin, hatte ich die Erfahrungen von 2020 udn2021 hinter mir. Da gab es lange Zeiträume, in denen ich nicht an die GP-Strecke gekommen bin.
In diesen Perioden habe ich mich vom Team zu stark abgekoppelt.
Und als ich zurückkam, war alles zu neu für mich.

Deshalb habe ich diesmal mehr Kontakt gehalten, mit meiner Crew um Santi Hernandez und mit Stefan Bradl.

Natürlich fährt auch mein Bruder Honda. Aber ich habe es vorgezogen, lieber das Verhältnis mit meinem eigenen Team aufrecht zu halten.

Ich bin nicht nach Spielberg gekommen, um die anderen Bikes auf der Piste zu beobachten. Ich bin da, um mit den Honda-Managern und den Technikern und Ingenieuren zu sprechen.

Natürlich kann ich nicht entscheiden, was wir ändern und tun müssen. Ich bin nur der Fahrer. Aber ich will in die Entwicklung des Projekts eingebunden sein.

In so einer Schwächephase müssen alle Beteiligten am selben Strang ziehen.

Es kann nicht erwartet werden, dass jetzt ein Kerl den Unterschied ausmacht.

Das Wichtigste ist das Teamwork. Wir müssen überlegen, warum die europäischen Hersteller jetzt so erfolgreich sind.

Gleichzeitig wissen wir, dass die japanischen Methoden jahrelang gut funktioniert haben, wir haben in zehn Jahren sieben Mal die MotoGP-Weltmeisterschaft gewonnen.

Aber die Welt ändert sich. Also müssen wir uns über Veränderungen Gedanken machen.

Du hast kürzlich erwähnt, dass du 2022 zumindest noch einen Grand Prix fahren willst. Aber Honda hofft auf deine Teilnahme am zweitägigen MotoGP-Test am 6. und 7. September in Misano.

Ja, es wäre gut, wenn ich noch eon paar Rennen fahren könnte. Ob es mit dem Misano-Test klappt? Nächste Woche werde ich mehr wissen.

Er könnte noch etwas zu früh sein.

Nach der Operation habe ich meinen rechten Arm sechs Wochen überhaupt nicht bewegt und nicht belastet.

Die Ärzte haben einen konservativen Weg vorgeschlagen, und ich habe ihnen völlig und gerne zugestimmt.

Nach den ersten sechs Wochen der Untätigkeit habe ich begonnen, mit dem Physiotherapeuten meinen Arm zu bewegen. In den letzten vier Wochen habe ich bereits mit elastischen Bändern gearbeitet. Die Gewichte habe ich inzwischen schon leicht erhöht.

Nächste Woche erfahre ich, ob ich die Belastung weiter erhöhen kann. Wenn das Okay kommt, werden wir einen Plan machen. Dann werden wir recht schnell verstehen, für wann wir eine Rückkehr auf die GP-Piste ins Auge fassen können.

Wir haben immer gesagt: Wenn das die eine oder andere Woche länger dauert, ist das nebensächlich.

Das ist besser, als wenn wir wieder zu optimistisch an das Comeback herangehen.

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