Stefan Bradl: Erster Rookie im British Talent Cup
Stefan Bradl führt 2022 in der zweiten Saison für neun deutsche Talente die «Stefan Bradl Rookies Days» durch. Denn seit mehr als zehn Jahren ist kein deutscher Stammfahrer mehr in die Motorrad-GP-Weltmeisterschaft gekommen, die letzten waren Florian Alt (er blieb nur ein Jahr) und Philipp Öttl, der nach 2019 in die Supersport- und dann in die Superbike-WM wechselte.
Stefan Bradl, der Moto2-Weltneister von 2011, der in den letzten drei Jahren häufiger auf der Repsol-Honda sass als Stammfahrer Marc Márquez, hat für seine Talent bei Honda Deutschland acht der beliebten Honda NSF250R-Production Racer besorgt und sie bereits auf Pisten wie Hockenheimring, Lausitzring, auf dem Sachsenring und zuletzt im August auf dem Salzburgring trainieren lassen.
Ziel dieses Nachwuchsprojekts ist es, zuerst einmal wieder vielversprechende deutsche Fahrer in namhafte Nachwuchs-Rennserien zu bringen. Zum Beispiel in den Red Bull Rookies-Cup, in die Junioren-WM und eines Tages in die Moto3-WM.
Der 32-jährige Bayer hat deshalb im Vorjahr erstmals an drei Tagen die «Stefan Bradl Rookies Days» durchgeführt und seine Schützlinge in diesem Jahr bereits auf dem Hockenheimring, auf dem Sachsenring und in Salzburg betreut. Die neun ausgewählten deutschen Talente sind zwischen 11 und 16 Jahre alt.
Die Honda NS250R Production-Racer leisten 48,2 PS und sind 84 kg schwer. Die Bradl-Rookies fahren in der Saison 2022 in Serien wie im ADAC Mini Bike Cup, im Northern Talent Cup, im Austrian Junior Cup, im Ohvale Cup und in der Moto5-Serie in Spanien.
In diesem Jahr sind Richard Irmscher (13), Thias Wenzel (13), Valentino Herrlich (13), Dustin Schneider (14), Luca Göttlicher (16), Ben Wiegner (13), Colin Friba (13), Jason Rudolph (12) und Anina Urlaß (12) mit Begeisterung dabei, wenn MotoGP-Honda-Werkspilot Stefan Bradl seine Ratschläge zum Besten gibt. In Salzburg kamen Wenzel, Wiegner, Anina Urlaß, Richard Irmscher und Phillip Tonn (17) zum Einsatz, der schon eine Saison im Red Bull-Rookies-Cup absolviert hat und jetzt im Intact-Junior-Team beschäftigt ist.
«Wir bezahlen den Teilnehmern alle Kosten, nur um die Anreise, die Unterbringung und die Fahrerausrüstung müssen sie sich selber kümmern», erklärte Stefan Bradl. «Alles andere wird von uns gestellt. Die Bikes haben wir jetzt, aber ein großer finanzieller Posten bleibt jeweils die Streckenmiete, obwohl uns die Betreiber netterweise bei den Preisen überall entgegenkommen.»
Wenn Stefan Bradl seinen Platz bei Repsol-Honda wieder für Marc Márquez räumen muss, wird nur noch ein deutscher GP-Fahrer übrigbleiben – Marcel Schrötter. Lukas Tulovic könnte in der Moto2-WM 2023 den zweiten Intact-Platz erhalten.
Stefan Bradl würde gerne eines seiner Talente in den Red Bull-Rookies-Cup bringen. Bradl: «Aber für 2023 liegt dort das neue Mindest-Einstiegsalter bei 15 Jahren. Da werden die meisten unserer Schützlinge noch zu jung sein. Wir haben zwei Kandidaten, die vom Alter her passen würden, aber die sind fahrerisch noch nicht so weit.»
«Es gibt einige Talente, die mir gut gefallen», sagt Stefan Bradl im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Deshalb haben wir uns die Frage gestellt, wie wir sie weiter individuell fördern und in welcher Serie wir sie mit unseren Motorrädern künftig fahren lassen.»
Inzwischen steht fest: Stefan Bradl wird einige seiner Rookies nächstes Jahr im British Talent Cup fahren lassen. Im kommenden September wird Valentino Herrlich bereits einen Gaststart im BTC absolvieren, wo ebenfalls mit den Honda-Racern gefahren wird.
«Er wird aber bei uns in diesem Rennen nur passiv betreut», schilderte Stefan Bradl im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.
Der siebenfache GP-Sieger benötigte im Vorjahr ein Budget von fast 150.000 Euro, das durch Sponsoren wie Honda Deutschland, Red Bull, Liqui Moly, Intact, SPEEDWEEK.com, 2D Datarecording, MRA und der Hockenheimring GmbH finanziert wurde. Intact ist als einziger Geldgeber aus dem ehrgeizigen Nachwuchsprojekt ausgestiegen; dafür sind in diesem Jahr neu Reifenlieferant Bridgestone und MO Services als Logistik-Partner neu dabei.
«Wir werden auch 2023 nicht an allen Rennen zum British Talent Cup teilnehmen, sondern nur an denen, die nicht mit den deutschen Rennen unserer Talente kollidieren. Außerdem werden wir nicht auf den gefährlichen Straßenkursen mitfahren, sondern vorzugsweise auf GP-Pisten wie in Donington und Silverstone», lautet der Plan von Stefan Bradl, der für sein ambitioniertes Projekt jetzt auch den ADAC an Bord holen will.
Denn als Sachsenring-GP-Promoter hat der ADAC ein gesteigertes Interesse daran, auch in den nächsten drei bis fünf Jahren jeweils aussichtsreiche Lokalmatadore in Hohenstein-Ernstthal am Start zu haben.
Valentino Herrlichs Debüt im BTC ist übrigens für 10./11. September in Snetterton vorgesehen.