Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Jack Miller (Ducati): «Ich werde es nicht vermissen»

Von Günther Wiesinger
Jack Miller wusste schon vor dieser Saison, dass ihm Jorge Martin oder Enea Bastianini den Platz im Ducati-Werksteam abjagen wollen. Diesen Druck werde er nicht vermissen, sagt der künftige KTM-Werkspilot.

Jack Miller erschien mit einer aufgeschürften linken Backe beim Misano-GP. Und der nie um einen guten Spruch verlegene Australier zeigte sich auch diesmal nicht auf den Mund gefallen. «Warst du in eine Schlägerei verwickelt?», erkundigte sich SPEEDWEEK.com bei Ducati-Star. Miller: «I wish.» Das heisst so viel wie: «Leider nicht». Dann erzählte er: «Nach dem Spielberg-GP sind wir in Andorra auf einen Berg hochgewandert, weil dort oben ein See ist, in dem wir fischen wollten. Aber wir haben die Wanderung unterschätzt, es waren ca. 900 Höhenmeter. Auf halbem Weg wurde ich etwas müde, ich wollte mir am Rand des Weges einen Gehstock abbrechen. Aber das hat nicht geklappt; der erste war unbrauchbar. Und beim Versuch, einen besseren abzubrechen, habe ich das Gleichgewicht verloren und bin mit Schwung ins Gebüsch gefallen.»

Dann ergänzte JackAss: «Es ist nicht so schlimm. Ich tröste mich mit dem alten Spruch: Jede Gesichtsverletzung kann nur eine Verbesserung bewirken.»

Jack Miller kommt nach drei Podestplätzen bei den letzten vier Rennen als WM-Fünfter nach Misano. Er liegt in der WM 77 Punkte hinter Leader Fabio Quartararo, sein Ducati-Lenovo-Teamkollege Pecco Bagnaia muss 44 Punkte aufholen.

«Es ist immer schön, wenn man nach ein paar Podiumsergebnissen wieder zurück an die Rennstrecke kommt», stellte Jack fest. «Besonders hier ist es immer aufregend. Das Wetter schaut zwar bisher nicht großartig aus. Also könnte es gut für mich werden… ich freue mich auf das Weekend. Wir haben eine gute Pace, wir sind gut in Form, das Motorrad funktioniert ausgezeichnet. Ich bin gespannt.»

Wird es langsam Zeit, endlich wieder zu gewinnen – erstmals seit Jerez und Le Mans im Mai 2021? Miller: «Ich war zuletzt in Österreich gut dabei, ich konnte um den Sieg fighten, die Aussichten waren besser als bisher bei allen anderen Rennen in dieser Saison. Ich war in guter Position und konnte die Sieganwärter ein bisschen herausfordern. Die Italiener haben hier ihr Heimrennen; sie werden also in Misano stark sein – wie jedes Jahr. Aber wir haben hier gute Chancen, auch in Aragón und in Japan. Das sind lauter Strecken, auf die ich mich freue. Ich kann überall ein gutes Ergebnis erreichen.»

Miller fährt jetzt noch sieben Rennen für Ducati, er hat sieben Markenkollegen im Feld. Bei Red Bull KTM wird er 2023 nur drei Markenkollegen haben. Ein Nachteil oder ein Vorteil? Quartararo wird sogar nur einen Markenkollegen haben, weil Yamaha das Kundenteam verliert.

«Die Situation bei Ducati hat Vor- und Nachteile», schilderte Jack. «Wenn du in einer Schwächephase steckst, kannst du dir die Daten von sieben Kollegen zu Gemüte führen. Dann siehst du, was die Kollegen anders machen. Anderseits: Wenn du vorne mitfährst, studieren sieben Jungs genau, was du machst. Nächstes Jahr haben wir zwei Teams mit zwei Fahrern. Das ist ein ganz anderes Szenario. Aber das wird meine Performance nicht stark betreffen. Wenn ich auf Fabio blicke: Er ist konstant der beste Yamaha-Fahrer. Ich glaube nicht, dass er sich momentan die Daten von anderen Piloten anschaut.»

Was sagt Miller zum Lenovo-Platz von Enea Bastianini? «Ich habe im Mai in Le Mans entschieden, dass ich bei Ducati weggehe. Was sie dann mit meinem Platz machen würden, hat mich nicht mehr stark gekümmert. Ich habe auf mein Herz und mein Gefühl gehört, als ich mich zum Weggang von Ducati entschieden habe. Ich wollte meine Karriere in eine gewisse Richtung lenken und hatte klare Vorstellungen davon, was ich in Zukunft machen will. Welche Entscheidungen bei Ducati jetzt getroffen werden, das berührt mich nicht mehr. Ich werde es überhaupt nicht vermissen, dass ich an jedem Wochenende um meinen Platz im Werksteam kämpfen muss.»

MotoGP-Ergebnis, Spielberg, 21. August

1. Bagnaia, Ducati, 28 Runden in 42:14,886 min
2. Quartararo, Yamaha, + 0,492 sec
3. Miller, Ducati, + 2,163
4. Marini, Ducati, + 8,348
5. Zarco, Ducati, + 8,821
6. Aleix Espargaró, Aprilia, + 11,287
7. Brad Binder, KTM, + 11,642
8. Rins, Suzuki, + 11,780
9. Bezzecchi, Ducati, + 16,987
10. Martin, Ducati, + 17,144
11. Di Giannantonio, Ducati, + 17,471
12. Oliveira, KTM, + 18,035
13. Viñales, Aprilia, + 20,012
14. Alex Márquez, Honda, + 26,880
15. Dovizioso, Yamaha, + 29,744
16. Pol Espargaró, Honda, + 30,994
17. Bradl, Honda, + 37,960
18. Fernández, KTM, + 42,082
19. Savadori, Aprilia, + 46,666
20. Gardner, KTM, + 1 Runde
– Morbidelli, Yamaha
– Darryn Binder, Yamaha
– Nakagami, Honda
– Bastianini, Ducati
– Mir, Suzuki

MotoGP-Fahrer-WM nach 13 von 20 Grand Prix:

1. Quartararo 200 Punkte. 2. Aleix Espargaró 168. 3. Bagnaia 156. 4. Zarco 125. 5. Miller 123. 6. Bastianini 118. 7. Brad Binder 107. 8. Rins 92. 9. Martin 87. 10. Oliveira 85. 11. Viñales 85. 12. Mir 77. 13. Marini 69. 14. Bezzecchi 68. 15. Marc Márquez 60. 16. Nakagami 45. 17. Pol Espargaró 42. 18. Alex Márquez 29. 19. Morbidelli 26. 20. Di Giannantonio 23. 21. Dovizioso 11. 22. Darryn Binder 10. 23. Gardner 9. 24. Raúl Fernández 5.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 296 Punkte. 2. Yamaha 200. 3. Aprilia 185. 4. KTM 140. 5. Suzuki 118. 6. Honda 90.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo Team 279 Punkte. 2. Aprilia Racing 253. 3. Monster Energy Yamaha 226. 4. Prima Pramac Racing 212. 5. Red Bull KTM Factory 192. 6. Suzuki Ecstar 169. 7. Gresini Racing 141. 8. Mooney VR46 Racing 137. 9. Repsol Honda 102. 10. LCR Honda 74. 11. WithU Yamaha RNF 21. 12. Tech3 KTM Factory 14.

 

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