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HRC in Misano: Pol Espargaró mit seinem Katar-GP-Bike

Von Günther Wiesinger
Das MotoGP-Comeback von Marc Márquez nach 100 Tagen zog beim Misano-Test zwar alle Blicke auf sich, schnellster Honda-Pilot war am Dienstag aber Pol Espargaró.

Honda erlebte auch am ersten Tag des MotoGP-Tests in Misano keinen Durchbruch, obwohl von Marc Márquez und Stefan Bradl in einigen Bereichen Updates getestet wurden. Der Spanier wurde zum Beispiel mit einer neuen Aerodynamik gesehen, die nach Meinung einiger Experten von Aprilia abgekupfert wurde.

Dazu wurde die Aluminium-Schwinge von Kalex getestet, die allerdings sauber abgedeckt und getarnt wurde. Denn Honda fährt seit vier Jahren mit Karbon-Hinterradschwingen, auch Aprilia, Ducati und KTM setzen auf die Karbonfaser. «Die Rückkehr zu Aluschwingen wirkt für mich wie eine Verzweiflungstat», ätzte ein gegnerischer Techniker.

Bei Honda hat sich seit einigen Monaten die Überzeugung festgesetzt, dass besonders im Bereich der Aerodynamik der Zug der Zeit völlig verschlafen wurde. Aprilia und Ducati sind in diesen Bereichen überlegen, auch Suzuki, KTM und Yamaha sind bei den «Aero Bodys» ins Hintertreffen geraten.

Honda hat wie alle anderen Werke in den letzten Jahren einige Innovationen verschlafen, die von Ducati-Genie Gigi Dall’Igna eingeführt wurden. Das begann bei den Winglets, beim umstrittenen Hinterradspoiler, dessen Wirkung immer zweifelhaft war, es setzte sich beim Holeshot-Device (Schnellstart-Vorrichtung) fort, dann beim Rear Ride Height Device und gipfelte 2022 beim Front Ride Height Device (nach 2022 verboten) und bei den Pokémon-Flügeln am Heck.

In der Vergangenheit war Honda immer führend, wenn es um neue Technologien ging. Aber seit 2019 regiert offenbar die Einfallslosigkeit: Deshalb hat Marc Márquez 2022 bisher keinen Podestplatz erreicht.

Er drehte gestern nur 39 Runden, seine Fitness lässt nach der langen Pause natürlich noch zu wünschen übrig. Deshalb ist die Teilnahme am Aragón-GP noch fraglich.

Interessant hingegen: Repsol-Honda-Werkspilot Pol Espargaró, der in den letzten sieben Grand Prix nur zwei Punkte (für einen 14. Platz) ergattert hat, war am ersten Misano-Testtag ständig unter den Top-Ten, in der ersten Session war er sogar Neunter, er verlor nur 0,5 sec auf die Bestzeit und war den ganzen Tag über bester Honda-Pilot.

Dabei wird Espargaró wegen seines Wechsels in Tech3-GASGAS-Team nicht mehr mit technischen Updates versorgt.

Aber bei Repsol war zu hören, Pol habe für den Test gebeten, sein Katar-GP-Bike fahren zu dürfen, mit dem er bei Saisonstart auf dem vielversprechenden dritten Platz gelandet war.

Die HRC-Ingenieure haben diesen Wunsch erfüllt – und Pol Espargaró war plötzlich über eine einzelne Runde und in der Rennpace klar schneller als in den letzten Monaten mit dem neuesten Material.

Der Moto2-Weltmeister von 2013 hatte schon im Mai und Juni bei enttäuschenden Ergebnissen immer über fehlende Traktion am Hinterrad geklagt. Marc Márquez hatte nämlich nach dem Saisonstart das fehlende Gefühl für den Vorderreifen beklagt, deshalb dürfte bei Repsol die Fahrwerks-Geometrie geändert worden sein – zum Leidwesen von Pol.

Ob der 31-jährige Spanier sein Katar-Motorrad auch bei den restlichen Rennen einsetzen darf, muss noch geklärt werden.
Auch weitere personelle Änderungen stehen bei HRC an: Die Data-Recording-Spezialistin Jenny Anderson, die Pol Espargaró vor zwei Jahren von KTM mitbrachte und die seit fast zwei Jahren für Marc Márquez (und Stefan Bradl) arbeitet, wird ersetzt.

Bis zum Erreichen des Ziels von Marc Márquez hat Honda noch einen weiten Weg vor sich, wenn man die gestrigen Test-Ergebnisse berücksichtigt. «Ich will das beste Bike auf dem Grid», forderte der 59-fache MotoGP-Sieger beim Österreich-GP.

Misano-Test, Dienstag, kombinierte Zeitenliste (6. September):

1. Bagnaia, Ducati, 1:31,292 min
2. Marini, Ducati, 1:31,473
3. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:31,531
4. Martin, Ducati, 1:31,554
5. Viñales, Aprilia, 1:31,557
6. Quartararo, Yamaha, 1:31,588
7. Bezzecchi, Ducati, 1:31,591
8. Zarco, Ducati, 1:31,606
9. Pol Espargaró, Honda, 1:31,707
10. Bastianini, Ducati, 1:31,741
11. Brad Binder, KTM, 1:31,916
12. Rins, Suzuki, 1:31,936
13. Di Giannantonio, Ducati, 1:31,950
14. Morbidelli, Yamaha, 1:32,048
15. Miller, Ducati, 1:32,145
16. Oliveira, KTM, 1:32,336
17. Marc Márquez, Honda, 1:32,395
18. Raúl Fernández, KTM, 1:32,395
19. Alex Márquez, Honda, 1:32,408
20. Nakagami, Honda, 1:32,467
21. Pirro, Ducati, 1:32,562
22. Bradl, Honda, 1:32,634
23. Pedrosa, KTM, 1:32,739
24. Gardner, KTM, 1:32,739
25. Darryn Binder, Yamaha, 1:32,820
26. Savadori, Aprilia, 1:33,379
27. Aegerter, Suzuki, 1:33,907
28. Dovizioso, Yamaha, 1:34,897

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