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Jubel bei Honda: Geht das Tal der Tränen zu Ende?

Von Günther Wiesinger
Erstmals seit Motegi 2019 gelang Marc Márquez heute beim Japan-GP im Regen eine völlig unerwartete Pole-Position. Was kann er im Rennen auf trockener Fahrbahn erreichen?

Marc Márquez stellte seine Honda RC213V mit einer Zeit von 1:55,214 min bereits bei seinem zweiten Grand Prix nach der vierten Oberarm-Operation auf den besten Startplatz. Es war die 91. GP-Pole-Position insgesamt für den 29-jährigen Spanier, die 63. in der Moto-Klasse und die erste seit den Japan-GP auf dem Twin Ring Motegi im Jahr 2019, also seit genau 1071 Tagen.

Und das in einem Jahr, in dem Honda erst zweimal in einem freien Training eine Bestzeit erzielt hat, nämlich in Portimão im April mit Marc und dann heute in der Früh im FP2 auf jener 4,8 km langen Piste, die jetzt «Mobility Resort Motegi» heisst und sich im Besitz von Honda befindet.

Die Honda Racing Corporation erlebte 2022 bisher ein Tal der Tränen. Beim Sachsenring-GP heimste erstmals seit 40 Jahren in der Königsklasse kein Honda-Fahrer einen WM-Punkte ein. Seit drei Jahren liegt Honda in der Marken-WM an sechster und letzter Position, in der Team-WM hält sich Repsol-Honda auf Platz 9, LCR-Honda auf Platz 10. Und in der Fahrer-Weltmeisterschaft sind die Honda-Asse mit Marc Márquez sowie Taka Nakagami, Pol Espargaró und Alex Márquez an der Spitze auf den tristen Positionen 15 bis 18 aufgereiht!

Auch wenn die Konkurrenz dem Repsol-Honda-Team heute viel Respekt zollte und die Leistung von Marc Márquez bewunderte. Die Bemerkungen des Honda-Stars von Donnerstag, Honda habe in den letzten drei Jahren stark unter der Pandemie gelitten, wurden von der Konkurrenz verwundert zur Kenntnis genommen.

Denn Suzuki gewann die MotoGP-WM mit Joan Mir 2020, Yamaha mit Fabio Quartararo 2021. Diese beiden Hersteller hatten offensichtliche konkurrenzfähiger Motorräder – und die beständigeren Fahrer.

«Ich bin sehr glücklich für Marc, er hat einen langwierigen Genesungsprozess hinter sich und in den letzten zwei Jahren schwere Zeiten durchgemacht», stellte Repsol-Honda-Teammanager Alberto Puig sichtlich bewegt im Interview mit ServusTV fest. «Die Rückkehr zur Spitze war kompliziert. Aber Marc ist es gelungen, hier die Pole zu erkämpfen. Das ist wichtig, weil wir in Japan sind, in der Heimat von Honda.»

Marc Márquez klagte am Freitag nach der 75 Minuten langen FP1-Session über «arm pump» im linken Unterarm. Was traut Puig seinem Schützling im Rennen zu? «Morgen wird es nicht regnen, also wird die Aufgabe für Marc schwieriger sein. Aber für seinen Kopf ist diese Bestzeit gut. Das ganze Team ist glücklich.»

Übrigens: Honda hat 2022 seit dem dritten Platz von Pol Espargaró in Doha/Katar beim Saisonstart keinen Podestplatz mehr errungen.

Für den den letzten MotoGP-Sieg von Honda sorgte Marc Márquez am 24. Oktober 2021 in Misano beim Emilia-Romagna-GP. Zuvor hatte Marc im Vorjahr auch auf dem Sachsenring und in Texas gewonnen.

Obwohl diese Pole-Position eher dem meisterhaften Marc Márquez als dem Motorrad zuzuschreiben ist und die Siegchancen des Superstars morgen im Trockenen überschaubar sind, war auch bei den Gegnern Erleichterung zu sehen. Denn die Befürchtung, Honda könnte sich bei fortwährender Erfolgslosigkeit bei Suzuki ein Beispiel nehmen und sich aus der MotoGP-WM zurückziehen, geisterte wie ein Gespenst seit Wochen durch das Fahrerlager.

Und ein Blick in die Motorsport-Geschichte von Honda stellte klar: Die stolzen Japaner haben sich nie in einer Phase der Erfolgslosigkeit aus einer Rennserie zurückgezogen.

MotoGP-WM-Stand (nach 15 von 20 Rennen):

1. Quartararo 211 Punkte. 2. Bagnaia 201. 3. Aleix Espargaró 194. 4. Bastianini 163. 5. Miller 134. 6. Zarco 133. 7. Brad Binder 128. 8. Rins 108. 9. Martin 104. 10. Viñales 104. 11. Oliveira 95. 12. Marini 91. 13. Mir 77. 14. Bezzecchi 74. 15. Marc Márquez 60. 16. Nakagami 46. 17. Pol Espargaró 43. 18. Alex Márquez 39. 19. Morbidelli 26. 20. Di Giannantonio 23. 21. Dovizioso 15. 22. Darryn Binder 10. 23. Gardner 9. 24. Raúl Fernández 8. 25. Bradl 2. 26. Crutchlow 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 346 Punkte (Titelgewinner). 2. Aprilia 217. 3. Yamaha 213. 4. KTM 161. 5. Suzuki 134. 6. Honda 100.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo Team 335 Punkte. 2. Aprilia Racing 298. 3. Monster Energy Yamaha 237. 4. Prima Pramac Racing 237. 5. Red Bull KTM Factory 223. 6. Gresini Racing 186. 7. Suzuki Ecstar 185. 8. Mooney VR46 Racing 165. 9. Repsol Honda 105. 10. LCR Honda 85. 11. WithU Yamaha RNF 27. 12. Tech3 KTM Factory 17.


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