Marc Marquez: «Das Ende des Albtraums»

Marc Márquez: «In mir steckt noch der nötige Speed»

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez jubelte nach dem ersten Podestplatz 2022 wie sonst nur nach einem Sieg

Marc Márquez jubelte nach dem ersten Podestplatz 2022 wie sonst nur nach einem Sieg

«Wir sind im Kommen. Aber von ganz unten an die Spitze, das ist eine längere Prozedur», räumte ein erleichterter Marc Márquez nach dem famosen 2. Platz in Australien ein.

Marc Márquez hat zwar in diesem Jahr wegen seiner Doppelsichtigkeit nach vier Stürzen innerhalb von 48 Stunden beim Mandalika-GP und nachher wegen der vierten Oberarm-OP sieben weitere Grand Prix verpasst. Trotzdem ist er auf Platz 13 der Fahrer-WM mit 104 Punkten der beste Honda-Pilot. Repsol-Teamkollege Pol Espargaró (gestern auf Rang 11) hat nur 54 Zähler eingesammelt.

Unglaublich, wie stark sich der 59-fache MotoGP-Sieger seit seinem Comeback in Aragón gesteigert hat. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der 29-jährige Honda-Star am 29. Mai in Mugello vor der OP in der Mayo-Klinik in Minnesota ganz klar einräumte: «Diese Operation ist meine letzte Chance.» Denn mit dem verdreht zusammengewachsenen rechten Oberarmknochen fand Márquez nie mehr zu seiner natürlichen Fahrweise zurück.

Marc Márquez feierte gestern den zweiten Platz mit seiner Crew im Parc Fermé wie einen Sieg. Die Erleichterung war dem Superstar und seiner Mannschaft deutlich anzusehen.

Ist der geschundene Körper des sechsfachen MotoGP-Weltmeisters bald wieder zu 100 Prozent genesen? «Als ich nach der Operation beim Test in Misano zurückgekommen bin, war es sehr wichtig für mich, dass wir ständig Fortschritte sehen. Das Rennen in Japan, dann der WM-Lauf in Thailand – diese Wettkämpfe haben mir wieder richtig Mumm gegeben. Es war wichtig zu sehnen: In mir steckt immer noch der nötige Speed. Und wenn ich mich gut fühle, kann ich diesen Speed ausspielen und abrufen. Aber jetzt müssen wir emsig an der Entwicklung des Bikes arbeiten. Und der Körper muss mit diesen Fortschritten Schritt halten. Das klappt ständig besser. Phillip Island ist wieder ein Linkskurs gewesen, er läuft entgegen dem Uhrzeigersinn. Das hat mir sehr geholfen. Auf Phillip Island gibt es nur zwei Rechtskurven, in denen du enorm pushen muss – das sind sind Turns 4 und 10.»

Márquez ist sich aber bewusst: «Der Sepang Circuit in Malaysia ist ein Rechtskurs. Dort werden wir mehr Mühe haben. das weiß ich. Aber wir haben im Winter viel Zeit, um stärker zu werden. Der Podestplatz in Australien war sehr nützlich, um die Motivation beizubehalten – beim Team, bei mir, bei Honda. Auch für Honda war diese Saison schwierig. Aber sie schuften ohne Unterlass, wie wir an diesem Wochenende gesehen haben. Das Motorrad wird besser und besser.»

Im Finish des 27-Runden-Krimis vor der imposanten Zuschauermenge von 40.197 Fans (so viele gab es zuletzt hier 2012 beim Casey-Stoner-Abschied) wehrte jedoch Suzuki-Star Alex Rins geschickt alle Attacken von Márquez ab.

Auch im Bergabstück bei Turn 10 konnte Marc in der letzten Runde keinen erfolgreichen Angriff mehr starten. «Alex war nicht schneller als ich. Wir waren sehr ebenbürtig. Deshalb wusste ich, wenn er sich sehr gut verteidigt und ihm eine perfekte letzte Runde gelingt, komme ich nicht mehr vorbei. Solche Situationen musst du manchmal akzeptieren. Manchmal kannst du dich irgendwo innen vorbeipressen. Aber wenn ich es mit Gewalt probiert hätte, hätte Pecco das Rennen gewonnen. Ganz sicher. Denn bei solchen Attacken verlieren beide Fahrer Schwung, sie können dann nicht ideal einlenken. Ich habe alles probiert. In der Zielkurve habe ich schon bei der Kurvenmitte in den fünften Gang geschaltet, um anders als üblich raus zu beschleunigen. Aber der Speed war nicht sehr hoch. Ich wusste, die Ziellinie ist zu nahe hinter der Kurve. Ein Vorbeikommen war unmöglich; es klappte einfach nicht. Ich kann Alex nur gratulieren – und Pecco ebenfalls. Er kämpft um die Weltmeisterschaft und ist ein cleveres Rennen gefahren.»

Das Fazit von Marc Márquez: «Wir sind im Kommen. Aber du kannst nicht im Handumdrehen vom tiefsten Wellental ganz an die Spitze kommen. Das ist eine längere Prozedur.»

MotoGP-Ergebnis, Phillip Island (16.10.):

1. Rins, Suzuki, 27 Rdn in 40:50,654 min
2. Marc Márquez, Honda, + 0,186 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 0,224
4. Bezzecchi, Ducati, + 0,534
5. Bastianini, Ducati, + 0,557
6. Marini, Ducati, + 0,688
7. Martin, Ducati, + 0,884
8. Zarco, Ducati, + 3,141
9. Aleix Espargaró, Aprilia, + 4,548
10. Brad Binder, KTM, + 5,949
11. Pol Espargaró, Honda, + 11,048
12. Oliveira, KTM, + 13,606
13. Crutchlow, Yamaha, + 13,890
14. Darryn Binder, Yamaha, + 14,526
15. Gardner, KTM, + 19,470
16. Raúl Fernández, KTM, + 20,645
17. Viñales, Aprilia, + 22,167
18. Mir, Suzuki, + 23,489
19. Nagashima, Honda, + 39,618
20. Di Giannantonio, Ducati, + 39,633
– Morbidelli, Yamaha, 6 Runden zurück
– Quartararo, Yamaha, 17 Runden zurück
– Miller, Ducati, 19 Runden zurück
– Alex Márquez, Honda, 19 Runden zurück

MotoGP-WM-Stand (nach 18 von 20 Rennen):

1. Bagnaia 233 Punkte. 2. Quartararo 219. 3. Aleix Espargaró 206. 4. Bastianini 191. 5. Miller 179. 6. Brad Binder 160. 7. Zarco 159. 8. Rins 137. 9. Martin 136. 10. Oliveira 135. 11. Viñales 122. 12. Marini 111. 13. Marc Márquez 104. 14. Bezzecchi 93. 15. Mir 77. 16. Pol Espargaró 54. 17. Alex Márquez 50. 18. Nakagami 46. 19. Morbidelli 31. 20. Di Giannantonio 23. 21. Dovizioso 15. 22. Darryn Binder 12. 23. Gardner 10. 24. Raúl Fernández 9. 25. Crutchlow 6. 26. Bradl 2.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 407 Punkte (Titelgewinner). 2. Aprilia 242. 3. Yamaha 227. 4. KTM 212. 5. Suzuki 163. 6. Honda 144.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team 412 Punkte. 2. Aprilia Racing 328. 3. Red Bull KTM Factory 295. 4. Prima Pramac Racing 295. 5. Monster Energy Yamaha 250. 6. Gresini Racing 214. 7. Suzuki Ecstar 214. 8. Mooney VR46 Racing 204. 9. Repsol Honda 160. 10. LCR Honda 96. 11. WithU Yamaha RNF 33. 12. Tech3 KTM Factory 19.

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