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Suzuki GSX-RR: Warum sie auf dem Schrottplatz landen

Von Günther Wiesinger
Zoll und Steuern: Deshalb kehren viele Suzuki-Bikes nicht nach Japan zurück

Zoll und Steuern: Deshalb kehren viele Suzuki-Bikes nicht nach Japan zurück

Alex Rins bekommt keine seiner Suzuki-Siegermaschinen. Das wird ihn noch mehr ärgern, wenn er jetzt erfährt, was mit den GSX-RR-Maschinen passiert.

Alex Rins hat zwei der letzten drei MotoGP-Rennen 2022 gewonnen. Der Schwanengesang der MotoGP-Teilnahme des japanischen Herstellers fand am 6. November auf dem Ricardo Tormo Circuit statt, als Pecco Bagnaia mit Platz 9 den Titelgewinn auf der Ducati sicherstellte.

Der Sieg von Suzuki Ecstar-Pilot Alex Rins beim Finale warf wieder einmal die Frage auf, warum Suzuki damals am 2. Mai in Jerez nach dem Montag-Test überraschend den Rücktritt abgekündigt hat, obwohl erst im November 2021 bei der Dorna ein neuer Fünf-Jahres-Vertrag unterzeichnet worden ist.

Die Gründe sind vielfältig: Suzuki braucht Geld für die Entwicklung der E-Mobility im Automobilgeschäft, die Motorradproduktion und die Umsätze, Gewinne sowie die Markanteile im Two-Wheel-Geschäft sinken seit Jahren, die Modelpalette offenbart keine Verkaufsschlager mehr. Also müssen die Kosten reduziert werden.

Außerdem war wenige Tage vor dem Jerez-GP Ende April in der Autoabteilung von Suzuki Motor ein Diesel-Gate geplatzt – wegen illegaler Abgas-Abschaltvorrichtungen bei ca. 25.000 Fahrzeugen.

Suzuki Motorcycles hat in den letzten Jahren gegenüber Honda, Yamaha und sogar Kawasaki klar an Terrain verloren.

Das war von 20 Jahren ganz anders, als Suzuki in Deutschland die Nummer 1 war – vor Honda und Yamaha. Damals diktierte Verkaufschef Bert Poensgen jahrelang mit einer vorwärts gerichteten Strategie das Geschehen der japanischen Motorradwerke in Deutschland.

Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren hat Suzuki mit Joan Mir noch die Fahrer- und mit dem Duo Mir & Rins die MotoGP-Team-WM gewonnen. Rins beendete die WM damals an dritter Position.

Suzuki-Titelgewinne in der Königsklasse (500 ccm/MotoGP)

1976: Barry Sheene (500 ccm)
1977: Barry Sheene (500 ccm)
1981: Marco Lucchinelli (500 ccm)
1982: Franco Uncini (500 ccm)
1993: Kevin Schwantz (500 ccm)
2000: Kenny Roberts jr. (500 ccm)
2020: Joan Mir (MotoGP)

Suzuki hat sich bereits im September 2018 schlagartig aus der Motocross-WM zurückgezogen und 2022 auch das Ende der Teilnahme an der Motorrad-Langstrecken-WM besiegelt. Dabei hat das ruhmreiche Werksteam zwei der letzten drei Titel gewonnen!

Die rigorosen Sparmaßnahmen bedeuten, dass die Suzuki GSX-RR kein neues Betätigungsfeld finden wird, im Gegensatz zu Joan Mir (jetzt bei Repsol-Honda) und Alex Rins (neu bei LCR-Honda).

Übrigens: Alex Rins ärgerte sich, weil ihm Suzuki keines seiner Sieger-Motorräder von 2022 für sein Wohnzimmer überlassen wollte.

Der Grund: Die kostbaren Suzuki GSX-RR werden zum Teil im Suzuki-Museum aufgebahrt, andere Exemplare werden auf dem Schrottplatz landen, zusammen mit Bergen von Ersatzteilen, wie Teamchef Livio Suppo jetzt gegenüber gpone.com bestätigte.

Alle japanischen Werke machen das aus steuerlichen Gründen, sonst müssten für den Import Zoll und Steuern bezahlt werden. «Da die GP-Motorräder nicht mehr benutzbar sind, werden sie zerstört», berichtete Livio Suppo. «Leider ist das keine vage Möglichkeit, sondern eine gesicherte Tatsache. Einige GP-Maschinen werden verschrottet.»

Der Suzuki-Vorstand den Rückzug aus der MotoGP-WM unwiderruflich beschlossen, obwohl dieses Programm weitere Titelgewinne versprach. Derselbe Vorstand betrachtet jedoch die GSX-RR-Bikes des Suzuki Ecstar-Teams als kostbaren Vermögenswert.

An die Suzuki GSX-RR werden sich die Fans nicht nur wegen des Titelgewinns von Joan Mir erinnern. Der Mallorquiner triumphierte in der Corona-Saison 2020 grossteils wegen seiner Konstanz in der nur 14 Rennen umfassenden MotoGP World Championship-Saison. Ein Sieg reichte ihm zu Titelgewinn – beim drittletzten Rennen in Aragón.

Übrigens: Honda hat in den 1960er-Jahren nach jeder GP-Saison bis zu zwei Dutzend wertvoller Werksmaschinen auf ein kleines Boot verfrachtet und die GP-Motorräder aller Klassen vor Amsterdam im Meer versenkt, um die Transportkosten nach Japan zu sparen und eventuelle Zollprobleme zu vermeiden. 

Als der Schweizer Luigi Taveri, als Honda-Werksfahrer 125-ccm-Weltmeister in den Jahren 1962, 1964 und 1966, von dieser Vergeudung Wind bekam, bat er die japanischen Rennmanager freundlich um die Überlassung einiger Werks-Honda. Er durfte dann so viele Prototypen von seinem Mechaniker in die Schweiz kutschieren lassen, wie auf dem Kleintransporter Platz fanden.

Unter den kostbaren Viertakt-Geräten befand sich auch ein unbezahlbares 125-ccm-Fünfzylinder-Einzelstück und eine seltene 250er-Vierzylinder-Honda.

MotoGP-Ergebnis, Valencia (6.11.):

1. Rins, Suzuki, 27 Rdn in 41:22,250 min
2. Brad Binder, KTM, + 0,396 sec
3. Martin, Ducati, + 1,059
4. Quartararo, Yamaha, + 1,911
5. Oliveira, KTM, + 7,122
6. Mir, Suzuki, + 7,735
7. Marini, Ducati, + 8,524
8. Bastianini, Ducati, + 12,038
9. Bagnaia, Ducati, + 14,441
10. Morbidelli, Yamaha, + 14,676
11. Bezzecchi, Ducati, + 17,655
12. Raúl Fernández, KTM, + 24,870
13. Gardner, KTM, + 26,546
14. Nakagami, Honda, + 26,610
15. Di Giannantonio, Ducati, + 31,819
16. Crutchlow, Yamaha, + 1:28,870 min
17. Alex Márquez, Honda, + 1 Runde
– Miller, Ducati, + 5 Runden
– Zarco, Ducati, + 12 Runden
– Viñales, Aprilia, + 12 Runden
– Marc Márquez, Honda, + 18 Runden
– Pol Espargaró, Honda, + 23 Runden
– Darryn Binder, Yamaha, + 23 Runden
– Aleix Espargaró, Aprilia, + 24 Runden

MotoGP-WM-Endstand (nach 20 Rennen):

1.Bagnaia 265. 2. Quartararo 248 Punkte. 3. Bastianini 219. 4. Aleix Espargaró 212. 5. Miller 189. 6. Brad Binder 188. 7. Rins 173. 8. Zarco 166. 9. Martin 152. 10. Oliveira 149. 11. Viñales 122. 12. Marini 120. 13. Marc Márquez 113. 14. Bezzecchi 111. 15. Mir 87. 16. Pol Espargaró 56. 17. Alex Márquez 50. 18. Nakagami 48. 19. Morbidelli 42. 20. Di Giannantonio 24. 21. Dovizioso 15. 22. Raúl Fernández 14. 23. Remy Gardner 13. 24. Darryn Binder 12. 25. Crutchlow 10. 26. Bradl 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 448 Punkte. 2. Yamaha 256. 3. Aprilia 248. 4. KTM 240. 5. Suzuki 199. 6. Honda 155.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo Team 454 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory 337. 3. Aprilia Racing 334. 4. Prima Pramac Racing 318. 5. Monster Energy Yamaha 290. 6. Suzuki Ecstar 260. 7. Gresini Racing 243. 8. Mooney VR46 Racing 231. 9. Repsol Honda 171. 10. LCR Honda 98. 11. WithU Yamaha RNF 37. 12. Tech3 KTM Factory 27.

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