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Überraschung: Klappt Saudi-Arabien-GP bereits 2024?

Von Günther Wiesinger
Die Formel-1-Piste in Jeddah taugt nicht für MotoGP, das monströse Mehrzweck-Rennstreckenprojekt in Neom wird erst 2027 fertig. Trotzdem könnte die MotoGP bereits 2024 im Wüstenstaat auftreten.

Die Dorna Sports S.L. hat beim Misano-GP im September eine hochrangige Delegation aus Saudi-Arabien empfangen, weil in diesem Land im Mittleren Osten so bald wie möglich nach der Dakar-Rallye, der Formel E, Extreme E und dem Formel-1-GP auch ein Motorrad-GP ausgetragen werden soll.

2021 fand erstmals ein Formel-1-GP in Saudi-Arabien statt, seither steht der temporäre Jeddah Corniche Circuit im Kalender. Für die Formel 1 ist das nach Bahrain, Abu Dhabi und Katar bereits das vierte Rennen im Nahen Osten. Die MotoGP kam 2004 erstmals nach Katar, ein zweites Land in dieser aufstrebenden Weltgegend hat sich bisher nicht ernsthaft für die Motorrad-WM interessiert. Nur Abu Dhabi hat die Dirna-Manager einmal zu einer Besichtigung des Yas-Marina-Circuits eingeladen, der aber für die MotoGP nicht taugt.

Die Daten der 2021 erstmals befahrenen F1-Piste «Jeddah Corniche Circuit» in der Hafenstadt Dschidda (das ist die zweitgrößte Stadt des Landes) sind eindrucksvoll: 6,175 km lang, 27 Kurven, es wird bei Flutlicht gefahren.

Trotzdem wird inzwischen in Saudi-Arabien jetzt eine neue Mehrzweck-Rennstrecke geplant und gebaut. Bis zur Fertigstellung werden aber mindestens fünf oder gar acht Jahre Jahre vergehen. Bisher rechnen die optimistischen Saudis mit einer Inbetriebnahme des GP-Circuits für 2027. Es kann aber auch bis 2030 dauern.

Jedenfalls haben Promoter Dorna Sports und die Saudi Motorsport Company (SMC) beim Misano-GP eine Absichtserklärung unterschrieben, mit der sie bekräftigten, dass die MotoGP ins Königreich gebracht werden soll.

Modellregion Neom mit Mehrzweck-Rennstrecke

Doch die Saudis planen kurz vor dem Roten Meer nicht nur eine komplett neue Stadt, sondern sie stampfen dort eine Modellregion mit der Bezeichnung Neom aus dem Boden. Diese Region soll sich über eine Größe erstrecken, die dem deutschen Bundesland Hessen entspricht. Diese künftige Stadt soll sich über 170 km ausdehnen und bis auf eine Höhe von 500 Meter wachsen. Die Baukosten wurden mit 500 Milliarden Dollar veranschlagt, für die erste Bauphase wohlgemerkt. Ein Teil der neuen Rennstrecke soll sich in lichter Höhe über der Stadt ausdehnen, mit riesigen Sturzräumen und so weiter. Angesichts der Gesamtkosten nehmen sich die Baukosten für dieses Mega-Projekt mit ca. 3 Milliarden US-Dollar vergleichsweise preiswert aus. 

Doch die Dorna-Manager wollen nicht sieben oder acht Jahre auf die Fertigstellung dieses Milliardenprojekts warten, das Hochgeschwindigkeitszüge, Techno-Parks, Industrie-Cluster und Tourismuszentren beinhalten soll.

Deshalb haben die Dorna-Verantwortlichen vorgeschlagen, als Zwischenlösung in der Nähe eines existierenden Ballungszentrums eine neue permanente Rennstrecke mit überschaubaren Baukosten von ca. 80 Millionen Euro zu errichten, die vielleicht schon 2024 eingeweiht werden könnte.

Übrigens: Die Saudis haben die Formel-1-Piste in Jeddah in neun Monaten aus dem Sand gestampft und zeigten in Misano riesiges Interesse an der MotoGP-Weltmeisterschaft. Ihre Delegation umfasste nicht weniger als elf Personen. Zu ihnen zählte auch der 39-jährige Sportminister Prinz Abdul Aziz bin Turki Al-Faisal, der in Europa aufgewachsen ist, die University of London besuchte und sie 2006 mit einem Examen in Politikwissenschaft abschloss.

Nebenbei frönte der Prinz immer wieder seinem Hobby, dem Automobilsport, so ließ er sich 2005 bei der Formula BMW School in Bahrain zum Autorennfahrer ausbilden. Prinz Abdul Aziz nahm an zahlreichen Autorennen teil und gewann einige Meisterschaften, darunter die Porsche GT3 Championship 2012, die Porsche GT3 Cup Challenge Middle East, die Formula BMW Bahrain, die ADAC GT Masters Round, die Porsche GT3 CCME (die er neunmal gewann), dazu bestritt er das 24-h-Rennen in Dubai und nahm 2021 im Rahmen der Formel-1-WM in Jeddah am Porsche- Cup-Rennen teil. Zweimal trat der Prinz beim «Gulf 12 Hours Race» an. 2014 siegte er, 2015 landete er auf Platz 2. Im Jahr 2011 gewann Prinz Abdul Aziz außerdem das FIA GT3-Rennen in Portugal.

Prinz Abdul Aziz Al Faisal, der Red Bull-Athlet aus Saudi-Arabien, ist seit Jahren mit dem zweifachen Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner eng befreundet und schloss den Tiroler beim Zusammentreffen in Misano herzlich in die Arme. Auch KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer und Dorna-VIP-Gast Jan Ullrich machten die Bekanntschaft der Prinzen.

«Der Prinz hat überraschend sogar vor zehn Jahren unser ‘Fullgas-Fest’ im Zillertal besucht», berichtete Kini, der über die MotoGP-Pläne der Saudis bestens informiert ist und 2021 auch den Jeddah-F1-GP besucht hat. «Prinz Adul Aziz ist jetzt die Nummer 3 in Saudi-Arabien und wird der nächste Kronprinz.»

Auch der Präsident des saudischen Motorsport-Verband SAMF, die für Autos und Motorräder zuständig ist, war in Misano zu Gast. «His Royal Highness» Prince Khalid bin Sultan Al-Abdullah Al-Faisal, traf sich mit Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta am Samstag sogar zu einem Abendessen und wurde dann in den MotoGP-Boxen herumgeführt.
Inzwischen wird zwischen der Dorna und den Saudis beraten, ob es nicht sinnvoller sei, als Zwischenlösung eine temporäre MotoGP-Rennstrecke zu bauen, die die rund 80 Millionen Euro kosten würde. Dann könnte Saudi-Arabien bereits 2024 oder 2025 einen MotoGP-WM-Kauf veranstalten.

Denn die neue Rennstrecke für 2027 soll Milliarden kosten, und ob das ganze Stadtprojetzt mit dem momentan geplanten Aufwand Wirklichkeit wird, steht noch in den Sternen.

Der MotoGP-Termin 2024 oder 2025 wäre auf einer weniger aufwändigen Piste keine Illusion, denn die Araber haben die Formel-1-Rennstrecke in neun Monaten fertiggestellt.

«Das Interesse der Saudis ist unglaublich groß», räumte Carmelo Ezpeleta im Gespräch mit SPEEDWEEK.com ein.

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