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Dani Pedrosa (KTM): «Es gab fundamentale Schwächen»

Von Günther Wiesinger
Red Bull-KTM-Testfahrer Dani Pedrosa (37) nimmt kein Blatt vor den Mund und spricht offen über den schwierigen Beginn bei KTM. Er betont aber: «Ich hatte nie Zweifel, das wir an die Spitze kommen.»

Demnächst jährt sich der erste Arbeitstag von Dani Pedrosa als Red Bull KTM-MotoGP-Testfahrer zum vierten Mal. Denn am 18./19. Dezember 2018 hat Dani Pedrosa in Jerez erstmals die KTM RC16 getestet. Doch beim wichtigen Sepang-Test von 1. bis 3. Februar 2019 fehlte er danach bei der wichtigen Shakedown-Übung der MotoGP-Testteams. Stattdessen musste der damals 33-jährige Spanier alle Testpläne über den Haufen werfen und in den folgenden Monaten ein anspruchsvolles Rehabilitations-Programm über sich ergehen lassen, um körperlich wieder fit zu werden.

Denn kurz nach dem Jahreswechsel 2018/2019 war bei Dani Pedrosa am rechten Schlüsselbein ein komplizierter, doppelter Ermüdungsbruch festgestellt worden. Der dreifache Weltmeister musste sich einer Knochentransplantation unterziehen, dazu wurde das Gewebe operativ repariert und neu instandgesetzt. Das demolierte Schlüsselbein wurde schließlich mit Hilfe von körpereigenen Stammzellen wiederhergestellt.

Diese Heilmethode wurde von den Ärzten als sinnvollste und effektivste Art zur Heilung angesehen. So gelang das in der Vergangenheit bereits mehrfach gebrochene Schlüsselbein wieder zu seiner alten Widerstandsfähigkeit.

Das Schlüsselbein brach sich der 31-fache MotoGP-Sieger Pedrosa bisher insgesamt viermal: In Motegi gleich zwei Mal (2010 auf der linken Seite und 2016 auf der rechten Seite) sowie 2011 in Le Mans (links) und 2013 auf dem Sachsenring (rechts).

Dani Pedrosa konnte sich nach der Operation im Winter erst am 12. Juni 2019 in Brünn wieder auf die KTM RC16 schwingen.

Seither hat sich der 31-malige MotoGP-Sieger und dreifache MotoGP-Vizeweltmeister maßgebliche Verdienste um die Entwicklung der MotoGP-KTM erworben. Durch die Mitwirkung des leichtgewichtigen Spaniers (159 cm groß, ca. 55 kg) gelang bereits 2020 beim dritten Saisonrennen in Brünn dank Brad Binder der erste MotoGP-Sieg von KTM, fünf weitere Erfolge durch Oliveira und einen weiteren durch Binder (Spielberg-2 im Jahr 2021) folgten.

Im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com sprach Dani Pedrosa erstmals über den schwierigen Beginn bei KTM und die unterschiedlichen Phasen der Weiterentwicklung.

Dani, welcher Entwicklungsschritt oder welches Technik-Update hat in den vier Jahren bisher den größten Erfolg gebracht? Der neue Stahlrahmen mit den Flachprofilen hat zum Beispiel vor zwei Jahren viel Aufmerksamkeit erregt.

Unsere Arbeit ist nicht einfach, das möchte ich vorausschicken. Es handelt sich um ein junges Team, das jetzt gerade sechs MotoGP-Jahre hinter sich hat.

Wenn du die korrekten Fortschritte erzielen willst, gehst du einen Schritt nach vorne, dann wieder zwei Schritte zurück; danach vielleicht zwei Schritte vorwärts und einen zurück. Das ist der übliche Prozess.

Bei einem neuen MotoGP-Hersteller brauchst du auch Zeit, um die Infrastruktur im Werk zu verbessern und aufzubauen. Das Rennteam und die Rennabteilung sind stetig gewachsen. Gleichzeitig musste das Motorrad entwickelt werden.

Manchmal kannst du nicht so weit entwickeln, weil das Team noch nicht bereit dazu ist. Das ist normal.

Aber ich spüre, dass sich wir in eine positive Richtung marschieren. Denn wir kommen der Spitze jedes Jahr näher und wir zeigen bessere Rennen.

Als du zu KTM gekommen bist, gab es kritische Stimmen. Yamaha wollte dich zum Beispiel nicht als Testfahrer, weil sie dich als «out of the range» bezeichnet haben, als zu leicht und zu klein. Aber Mike Leitner und KTM haben fest an deine Fähigkeiten geglaubt. Mike sagte, du hast immer die Führungsrolle bei HRC gehabt, wenn es um die Entwicklung ging.

Ich hatte keine Zweifel, dass ich KTM weiterhelfen kann. Denn ich habe bei Honda seit meiner 250-ccm-WM-Zeit Rennmotorräder entwickelt. Ich war daran gewohnt.

Ich musste nur die Art und Weise, wie ich mit den Ingenieuren rede, anpassen. Denn in Japan herrscht eine andere Kultur als in Österreich.

Ich musste alles anders erklären und mit dem Team anders kommunizieren. Man muss sich auch an die Zeitpläne und die Firmenphilosophie gewöhnen.

Bei KTM hast du zum Beispiel einen Stahlrahmen und die WP-Suspension.

Es gab gewisse Dinge, mit denen man arbeiten musste, denn die Philosophie eines Werks kannst du als Testfahrer nicht verändern.
Das war eine größere Herausforderung.

Und für mich war es die erste Erfahrung mit einem Gitterrohrstahlrahmen.

Wenn ich um Modifikationen gebeten und mich erkundigt habe, warum ein bestimmtes Rohr auf eine gewisse Art designt wurde, habe ich mehr Zeit und mehr Tests gebraucht, um den Sinn dahinter zu verstehen. Dadurch hat es länger gedauert, bis wir unsere Etappenziele erreicht haben.

Bei einem Aluminium-Rahmen hätte ich schneller verstanden, wo wir den Hebel ansetzen müssen, weil ich so viele Jahre damit unterwegs war. Da wusste ich genau: Wir nehmen uns dieses Teil vor und lösen damit dieses oder jenes Problem.

Beim Stahlrahmen war 2019 alles neu für mich.

Ich musste also einerseits neue Ideen beisteuern, gleichzeitig habe ich mir das Wissen über Stahlrahmen angeeignet.

Ja, das war eine zusätzliche Herausforderung. Besonders deshalb, weil unser Ausgangspunkt im Winter 2018/2019 auf einem niedrigen Niveau begann. Das Bike lag so weit zurück… Es gab fundamentale Schwächen, die beseitigt werden mussten.

Ja, aber ich war trotzdem immer zuversichtlich, dass wir an die Spitze kommen würden.

Können wir uns darauf einigen, dass der von Ing. Kurt Trieb gebaute V4-Motor seit dem Einsatz der Big-Bang-Version in Jerez 2017 immer zu den Stärken der KTM RC16 gehörte?

Ja, der Motor zählt zu den stärksten Punkten des Motorrads. Er ist ziemlich solide und standfest, das ist der wichtigste Punkt.

Aber es gibt auch beim Motor Bereiche, die verbessert werden können. Das ist sicher.

Die Liste der erfolgreichsten GP-Sieger

1. Giacomo Agostini 122
2. Valentino Rossi 115
3. Ángel Nieto 90
4. Marc Márquez 82
5. Rolf Biland 81
6. Mike Hailwood 76
7. Jorge Lorenzo 68
8. Mick Doohan und Dani Pedrosa, je 54
10. Phil Read 52

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