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Brad Binder (KTM): «Wir kommen der Spitze näher»

Von Günther Wiesinger
Red Bull-KTM-Werkspilot Brad Binder, WM.Sechster 2022 mit drei zweiten Plätzen, spricht offen über die Schwächen der KTM RC16 und über die Fortschritte, die beim Aragón-GP sichtbar wurden.

Brad Binder (27) hat in den letzten zwei Jahren bei 39 MotoGP-WM-Läufen 37 Mal gepunktet und in den Jahren 2021 und 2022 mit der KTM RC16 einige starke und schwache Phasen erlebt. So begann die Saison 2021 mit den zwei Grand Prix in Doha enttäuschend, eventuell auch eine Auswirkung der verlorenen «concession»-Privilegien nach den drei KTM-Siegen von 2020, als Binder in Brünn und Oliveira in Spielberg und Portimão in der Königsklasse triumphierten.

Es dauerte dann 2021 bis zum Mugello-GP im Juni, ehe KTM wieder Podestplätzen eroberte. 2022 hingegen startete Red Bull-KTM mit Platz 2 von Binder in Doha vielversprechend, Miguel Oliveira setzte mit dem Sieg im Regenrennen in Mandalika im Aprilia nach. Doch nachher vergingen 14 Rennen ohne Top-3-Ergebnis des Südafrikaners bis zum nächsten Podestplatz (Rang 2) Ende September in Motegi.

Brad Binder kam 2022 bei drei Grand Prix in der Startaufstellung nicht einmal unter die Top-15. Im «BMW Qualifier Award» kam er mit 85 Punkten über Platz 14 nicht hinaus. In den Rennen sammelte er bei gleicher Punktevergabe 188 Punkte ein! «Brad Attack» hat 2022 nur einen Startplatz in der ersten Reihe geschafft und in den Rennen oft zehn und mehr Plätze aufgeholt.

Im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com spricht Brad Binder, der MotoGP-WM-Sechste der letzten zwei Jahre, über die Stärken und Schwächen seiner 1000-ccm-V4-Maschine.

Brad, KTM litt 2022 bei vielen Rennen unter den schwachen Qualifying-Leistungen. Erst für den Aragón-GP gab es Technik-Updates. KTM hat genau analysiert, in welchen Bereichen der Kurven Zeit verloren wurde. Es gab Detailverbesserungen am Chassis, an der Elektronik, an der Suspension und am Motor.

Exakt. Wir sind dadurch klar konkurrenzfähiger geworden.

Es hat sich bestätigt, was wir das ganze Jahr über gesagt haben. Wir haben immer festgestellt, dass wir in allen Bereichen kleine Nachteile haben. Wir hatten nicht das beste Bremsverhalten, wir hatten nicht das erstaunlichste Turning, und unser Drive aus den Kurven raus war nicht fantastisch.

Aber wir haben dann auf all diesen Gebieten kleine Fortschritte gemacht, die wir schon beim Misano-Test feststellen konnten.
Und viele kleine Schritte addieren sich zu besseren Rundenzeiten.

KTM-Sportdirektor Pit Beirer hat festgestellt: Es gibt längst nicht mehr die eine Komponente, die eine halbe Sekunde bringt, deshalb ist die Detailarbeit so wichtig.

Ja, diese Strategie hat sich bewährt. Wir sind in Aragón auf Platz 4 gelandet, haben das Podest ganz knapp verpasst, dann kam der zweite Platz in Japan. Miguel hat den Buriram-GP gewonnen.

Unsere Performance war okay, ziemlich gut.

Du hast vor dem Australien-GP in drei Rennen 39 Punkte kassiert, WM-Leader Fabio Quartararo nur acht. Aber beim Phillip Island-GP hast du nur Platz 10 geschafft, Oliveira Platz 12. Dort kam die Quali-Schwäche vorübergehend zurück. Wie ist sie 2022 entstanden?

Für mich ist da eine Kombination von Sachverhalten schuld. Wenn wir auf Strecken mit geringem Griplevel gefahren sind, haben wir in den Sessions und im Quali recht gut abgeschnitten.

Aber unsere Konkurrenten konnten die neuen Reifen mehr zu ihrem Vorteil nutzen als wir, wenn ihnen der Fahrbahnbelag genug Grip offerierte.

Wir waren auf rutschigen Pisten stärker, also bei sehr mangelhaftem Gripniveau. In diesem Jahr ist mir aufgefallen: Wenn die Pisten «slippery» waren, hat uns das sehr stark geholfen.

Wir mussten außerdem genau herausfinden, warum wir bei der Performance über eine einzelne Runde nicht konkurrenzfähig waren.

Aber wie gesagt: Ab Aragón haben wir uns in diesem Punkt verbessert.

Doch das Quali bleibt auf manchen Pisten eine Schwachstelle, an der wir arbeiten müssen.

Die MotoGP-WM ist gnadenlos geworden. In Aragón bist du im Rennen 16,6 sec schnell gefahren als bei Platz 7 im Vorjahr. Trotzdem hat es nur für Platz 4 gereicht. Die Entwicklungsgeschwindigkeit sprengt alle Grenzen.

Ja, das ist die größte Herausforderung heutzutage. Keiner sitzt mit verschränkten Armen untätig herum. Bei sämtlichen Werken sind alle Ingenieure pausenlos an der Arbeit; man erblickt jedes Wochenende Verbesserungen.

Es ist klar, dass auch bei KTM unermüdlich geschuftet wird. Aber leider hatten wir im Frühjahr vorübergehend Mühe, als die Konkurrenz einen Schritt nach vorne machte.

Aber wir haben im September wieder einen Fortschritt erzielt und einiges wieder wettgemacht.

Wir kommen der Spitze näher; das ist unbestritten.

Die besten KTM MotoGP Quali-Ergebnisse

Johann Zarco: Platz 3 Brünn 2019

Pol Espargaró: Platz 2 in Misano 2019

Pol Espargaró: Pole-Position Steiermark-GP 2020

Pol Espargaró: Pole-Position Valencia-GP 2020

Miguel Oliveira: Pole-Position Portimão-GP 2020
Brad Binder: Platz 6 Mugello 2021

Miguel Oliveira: Platz 4 Catalunya-GP 2021
Brad Binder: Platz 3 beim Motegi-GP 2022
Brad Binder: Platz 4 beim Mandalika-GP 2022

 

Die besten Rennergebnisse von KTM in der MotoGP

Mandalika 2022: Oliveira Platz 1

Buriram 2022: Oliveira Platz 1
Valencia 2022: Binder Platz 2, Oliveira Platz 5
Motegi 2022: Binder Platz 2, Oliveira Platz 5
Spielberg 2021: Brad Binder Platz 1

Sachsenring 2021: Oliveira Platz 2, Binder Platz 4
Mugello 2021: Oliveira Platz 2, Binder Platz 5
Spielberg-2 2020: Oliveira Platz 1, Pol Espargaró 3, Binder Platz 8
Valencia-1 2020: Pol Espargaró Platz 3, Oliveira Platz 5, Binder Platz 7
Valencia-2 2020: Pol Espargaró Platz3, Binder Platz 5, Oliveira

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