Brad Binder (KTM): Bleibt Südafrika-GP eine Illusion?

Von Günther Wiesinger
«Ich würde mir wirklich einen Südafrika-GP in Kyalami wünschen», sagt Brad Binder. Aber er vermutet: «Unsere Regierung hat kein Geld für so einen Event.»

Brad Binder, der Moto3-Weltmeister von 2016 und Moto2-Vizeweltmeister von 2019, sehnt seit vielen Jahren die Rückkehr eines Motorrad-GP in Südafrika herbei. Denn endlich hätten die Südafrikaner einen Sieganwärter in der MotoGP und dazu Bruder und Moto3-GP-Sieger Darryn Binder im Liqui Moly Husqvarna-Team in der Moto2-Klasse.

Unterstützung erhielt das Ansinnen des Red Bull-KTM-Werkspiloten durch die letztjährige Meinungsumfrage der Dorna unter den GP-Fans. Da stellte sich heraus, dass sich viele MotoGP-Anhänger eine Rückkehr des Südafrika-GP wünschen. In den letzten 40 Jahren wurde in Kyalami und Welkom gefahren, aber der Phakisa Freeway in Welkom war nur von 1999 bis 2004 GP-Schauplatz, danach verschwand er wegen dauernder Zuschauerpleiten in der ehemaligen Goldgräberstadt endgültig vom GP-Kalender.

Der 27-jährige Brad Binder hat für Red Bull in der Sommerpause 2022 mit einer MotoGP-KTM RC16 den Kyalami Circuit heimgesucht und in seiner Heimat Promotion gemacht.

Doch Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta erklärte auf Anfrage von SPEEDWEEK.com: «Wir hatten vor einigen Jahren mit den Betreibern von Kyalami einmal Gespräche, aber seither ist nichts passiert.»

Immerhin: Kyalami (in der Nähe von Johannesburg gelegen) war von 1983 bis 1985 dreimal GP-Standort, dann noch einmal 1992, die Superbike-WM gastierte 2009 und 2010 noch dort.

Aber heutzutage sind die Übersee-Rennen durch die 2022 extrem gestiegenen Transportkosten so teuer geworden, dass Events wie in Kasachstan und Indien nur durch finanzielle Unterstützung der Regierungen und der lokalen Tourismusbehörden möglich wurden.

Die Logistikkosten sind gestiegen, weil durch die Sanktionen seit Beginn des Ukraine-Kriegs rund 30 Prozent aller weltweiten Frachtflugzeuge gegroundet wurden – sie flogen für russische Unternehmen.

Binder: «Ich möchte einen Heim-GP»

Man darf davon ausgehen, dass die Dorna inzwischen bei den Übersee-Events 10 und mehr Millionen Euro an Gebühren beansprucht; in Europa liegen die Gebühren an die Veranstalter bei ca. 4 Millionen. 

In Südafrika existiert außerdem keine einflussreiche Motorsport-Lobby.

«Die Kosten für die Übersee-Veranstalter sind verrückt. Aber ich hätte liebend gerne in absehbarer Zeit wieder einen Südafrika-GP im Kalender», sagt Brad Binder, der MotoGP-WM-Sechste von 2021 und 2022 und 17-fache GP-Sieger. «Ich möchte einen Heim-GP! Am frustrierendsten ist, dass wir die nötigen Einrichtungen haben. Denn wir haben Kyalami, das ist eine unglaublich schöne Piste, ein ausgezeichneter Circuit, die Infrastruktur lässt keine Wünsche offen, auch was die Boxenanlage und alles andere betrifft. Sie sind besser als auf den meisten aktuellen GP-Pisten, auf denen wir fahren. Es ist alles ziemlich bereit für einen Grand Prix. Man müsste nur an einigen Stellen die Mauern etwas zurückversetzen, damit bei einem Fehler genug Sturzraum vorhanden ist. Wenn das erledigt wäre, würde einem GP in Südafrika nichts mehr im Wege stehen. Aber unsere Regierung hat momentan nicht einmal genug Geld, um die Menschen mit Elektrizität zu versorgen. Und solange wir hungernde Menschen im Land habe, darf man nicht erwarten, dass so hohe Summen für einen Motorrad-GP investiert werden. Auch wenn ich noch so gerne einen Grand Prix in Kyalami fahren würde.»

Auf dem renovierten Kyalami Grand Prix Circuit (4,522 km lang, 16 Kurven) finden heute kaum noch Rennen statt, da er sich in einem Wohngebiet befindet und mit strengen Auflagen zur Lärmvermeidung belegt worden ist.

Stattdessen wurde er teilweise zum Kyalami Office Park umgewandelt, in dem sich kleine und mittelständische Unternehmen angesiedelt haben.

2009 gastierte erstmals seit 2002 wieder die Superbike-Weltmeisterschaft in Kyalami. Nach einer weiteren Veranstaltung im Jahr 2010 wurde der ursprünglich bis 2015 laufende Vertrag zwischen der Regierung der Provinz Gauteng und dem damaligen Superbike-WM-Vermarkter Flammini aufgelöst.

Der provisorische GP-Kalender 2023

26. März: Portimão/Portugal
02. April: Termas de Río Hondo/Argentinien (F1 Australien)
16. April: Circuit of The Americas/Texas (F1 China)
30. April: Jerez/Spanien (F1 Aserbaidschan)
14. Mai: Le Mans/Frankreich
11. Juni: Mugello/Italien
18. Juni: Sachsenring/Deutschland (F1 Kanada)
25. Juni: Assen/Niederlande
09. Juli: Sokol Circuit/Kasachstan** (F1 Grossbritannien)
06. August: Silverstone/GB
20. August: Red Bull Ring/Österreich
03. September: Catalunya/Spanien (F1 Italien)
10. September: Misano/Italien
24. September: Buddh Circuit/Indien** (F1 Japan)
01. Oktober: Motegi/Japan
15. Oktober: Mandalika/Indonesien
22. Oktober: Phillip Island/Australien (F1 Austin)
29. Oktober: Buriram/Thailand (F1 Mexiko)
12. November: Sepang/Malaysia
19. November: Losail Circuit/Katar* (18.11. F1 Las Vegas)
26. November: Valencia/Spanien (F1 Abu Dhabi)

* = Nachtrennen bei Flutlicht
** = Strecke noch nicht homologiert

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