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Jack Miller (KTM): Fast unfreiwillige Darmentleerung

Von Günther Wiesinger
Red Bull-KTM-Pilot Jack Miller verlor in Sepang 1,356 sec auf die Bestzeit von Bezzecchi. Der Australier berichtete über Fortschritte und weiß, wo er Zeit herausholen kann. Im Turn 1 bekam er es mit der Angst zu tun.

Während seine ehemaligen Ducati-Markenkollegen am ersten Tag in Sepang das MotoGP-Geschehen gemeinsam mit Aprilia dominierten, kam Red Bull-KTM-Neuzugang Jack Miller nach 53 gezeiteten Runden über den 16. Platz nicht hinaus. Dass er damit noch der beste Fahrer mit einem Fabrikat aus Österreich war, mochte ihn nicht ernsthaft zu trösten.

«Aber man darf nicht vergessen, dass ich die KTM bisher nur einen Tag in Valencia gefahren bin. Seither bin ich drei Monate lang auf keiner Straßenrennmaschine gesessen. Die ersten paar Runden da draußen waren dann ein Schock für mein System. Aber wir haben uns durch unser Testprogramm gearbeitet, und ich habe mich im Laufe des Tages auf dem Motorrad wohler. gefühlt. Wir verbessern uns Schritt für Schritt. Ich finde mich mit dem Bike immer besser zurecht und finde die Richtung, in die wir gehen müssen. Ich spüre allmählich, was das Motorrad will und was es braucht.»

«Es war ein guter erster Tag. Wir haben Fortschritte gemacht, was mein Feeling mit dem Motorrad betrifft», berichtete «Thriller Miller». «Aber wir haben noch einige Arbeit vor uns. Da geht es um die Basisabstimmung bezüglich der Fahrwerks-Geometrie und Details beim Suspension-Setting. Dazu haben wir bei der Elektronik noch einiges zu erledigen, obwohl wir bei der Motorbremse heute schon klare Fortschritte erreicht haben. Wir nähern uns jetzt dem Bereich, bei dem ich zufrieden bin. Wir müssen noch die Traction Control anders einstellen und den Drehmomentverlauf. Samstagfrüh wird auch die Suspension noch einmal ein Thema sein. Aber insgesamt bin ich bereits happy. Nach insgesamt zwei Tagen auf der KTM habe ich ein Basisverständnis. Ich weiß, wie sich das Bike verhält, und wir wissen, wo ich stehe.»

«Bei der Ducati bekam ich vom Vorderreifen immer ein großartiges Feedback. Du fühlst dich dann nie sehr beängstigt, du meinst, du bist noch nicht am Limit», schilderte Jack. «Du bekommst dadurch viel Vertrauen zum ‘front end’, zum Vorderteil. Jetzt habe ich noch nicht das maximale Feedback vom Vorderreifen. Um diesen Aspekt werden wir uns jetzt zwei Tage lang kümmern. Wir müssen versuchen, für das Limit des Vorderreifens mehr Spielraum zu bekommen. Auf diesem Gebiet haben wir heute schon Fortschritte erzielt.»

Mit etwas Wehmut beobachtete Miller am ersten Tag die sagenhafte Performance von Ducati. «Alle Jungs von Ducati haben gleich von der ersten Runde an Freitagfrüh richtig Gas gegeben, Pecco war gleich in seinem ersten Run sehr eindrucksvoll. Und Jorge Martin und Bastianini sind dann niedrige 1:58er-Zeiten gefahren. Ich zweifle daran, dass diese Jungs seit dem WM-Finale einen freien Tag hatten…»

Doch Miller siegt den nächsten zwei Testtagen mit Zuversicht entgegen. «Wir sind bereits in einer guten Position. Und wir haben noch viel neueres Material, das wir probieren müssen. Wir haben noch neue Komponenten für alle Bereiche. Ich werde mich langsam durch die Testteile wühlen, sobald ich mich noch komfortabler auf dem Bike fühle.»

«Den Schwerpunkt müssen wir jetzt auf das ‘torque delivery departement’ legen», ist Miller überzeugt. «Es ist mühsam, dieses Ding aus den langsamen Kurven rauszukriegen. Zum Glück gibt es hier nicht viele solche Stellen. Sepang ist eine gute Teststrecke, weil du hier in den 15 Kurven alles vereint hast, langsame Kurven, schnelle Kurven, flüssige Kurvenkombinationen. Dazu kommen Stop-Start-Kurven und Ecken, aus denen du hart rausbeschleunigen musst. Wir müssen uns also um den Drehmomentverlauf kümmern.»

Miller: «Bei KTM verlässt man sich viel stärker auf die elektronischen Systeme, als ich das haben möchte. Ich will da mehr in der Hand haben. Mir reicht es, wenn mir das System einen Tritt in den Arsch gibt, sobald ich zu viel Wheelspin veranstalte. Samstagfrüh werden wir die Systeme deshalb anders einstellen. Außerdem werden wir mit der Geometrie rumspielen. Jeder Schritt, den wir da am Freitag gemacht haben, hat sich vorne positiv ausgewirkt. Das Bike bremst jetzt besser und fühlt sich komfortabler an. Ich fühle mich jetzt beim Bremsen deutlich sicherer. Am Samstag werden wir uns noch um die Suspension hinten kümmern. Da geht es um die Feder-Vorspannung. Ich komme ja von einem anderen Suspension-Hersteller; das ist eine massive Veränderung. Ich muss noch besser verstehen, wie die Gabel und das Federbein arbeiten und welches Set-up ich da brauche. Aber wir kommen der Sache näher.»

Jack Miller, vierfacher MotoGP-Sieger und in den letzten zwei Jahren WM-Vierter und WM-Fünfter, macht kein Geheimnis daraus, dass er nach drei Monaten Pause in den ersten Runden auf der 300-PS-Rakete aus Munderfing ziemlich erschrocken ist.

Es bestand sogar die Gefahr einer unfreiwilligen Darmentleerung.   

«Ich musste in der Früh am Freitag zuerst einmal meine Augen wieder in Schwung bringen», erzählte der 28-jährige Australier. «Im Turn One habe ich mich fast angeschissen... Ich habe in der ersten Runde gedacht, ich schaffe diese Kurve auf keinen Fall. Niemals! Wenn du so lange MotoGP fährst wie ich, kennst du deine Bremspunkte – mehr oder weniger. Und in der ersten Runde nach einer langen Pause verlegst du sie zuerst ein bisschen weiter nach vorne. Als ich dann zum ersten Mal mit mehr als 300 km/h Richtung erste Kurve gebraust bin, dachte ich, es besteht keine Chance, das Bike rechtzeitig abzubremsen. Aber irgendwie habe ich die Kurve gerade noch geschafft. Wenn du nach einer Pause wieder auf diese Dinger springst, ist das irre.  Wirklich überwältigend.»

Ergebnis IRTA-MotoGP-Test Sepang, 10.2.:

1. Bezzecchi, Ducati, 1:58,470 min
2. Viñales, Aprilia, + 0,130 sec
3. Bastianini, Ducati, + 0,262
4. Martin, Ducati, + 0,267
5. Bagnaia, Ducati, + 0,387
6. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,471
7. Zarco, Ducati, + 0,496
8. Di Giannantonio, Ducati, + 0,551
9. Alex Márquez, Ducati, + 0,566
10. Morbidelli, Yamaha, + 0,648
11. Quartararo, Yamaha, + 0,952
12. Marc Márquez, Honda, + 0,954
13. Marini, Ducati, + 0,999
14. Oliveira, Aprilia, + 1,260
15. Raúl Fernández, Aprilia, + 1,343
16. Miller, KTM, + 1,356
17. Mir, Honda, + 1,362
18. Rins, Honda, + 1,493
19. Augusto Fernández, GASGAS, + 1,557
20. Pol Espargaró, GASGAS, + 1,608
21. Brad Binder, KTM, + 1,615
22. Nakagami, Honda, + 2,734
23. Nakasuga, Yamaha, + 2,769
24. Bradl, Honda, + 5,031 (nur 2 Runden)


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