MotoGP-Kolumne: Marquez ins Ducati-Werksteam

Marc Márquez (Honda): «Es kann zum Stillstand kommen»

Von Günther Wiesinger
Repsol-Honda-Star Marc Márquez nennt die Schwachstellen der RC213V beim Namen. «Es fehlt an Traktion, Motorleistung ist ausreichend vorhanden», versichert er. Er will demnächst um die Top-5 fighten.

Nach dem 13. Rang am Freitag reihte sich Repsol-Honda-Werkspilot Marc Márquez am Samstag bei wechselhaftem Wetter an der zwölften Position ein. Er verlor 0,7 sec auf die Bestzeit von Jorge Martin (Pramac-Ducati). Der 29-jährige Spanier übte sich tapfer in Zweckoptimismus. «Ich glaube, wir können das Bike schrittweise verbessern und es schaffen, beim Portimão-Test um die Top-5 zu fighten. Denn Malaysia gehört zu meinen übelsten Rennstrecken, was Resultate und Fahrstil betrifft. Aber ich räume ein: Wir sind weit hinten. Ich vermute, wir können uns ein bisschen steigern. Ich verlange aber auch vom Bike Fortschritte. Im Moment sind wir nicht in der Lage, um die Top-5 zu kämpfen. Doch ich habe Vertrauen zu Honda, und wir haben bis zum Portimão-Test noch einen Monat Zeit.»

Doch falls bei HRC noch neue Updates geplant sind, müssen diese aus Japan innerhalb von zwei Wochen nach Portugal verfrachtet werden, wo am 11./12. März gefahren wird. Doch am Sonntag gab es die ersten Lichtblicke: Um 13 Uhr lag Márquez nach einer spektakulären Runde an dritter Stelle, kurz vor 15 Uhr hielt er sich an sechster Position. Rückstand auf Jorge Martin: 0,462 sec. 

«Von HRC wurde nach Valencia im November immer gesagt, in Sepang werden wir einen ersten Schritt sehen, in Portimão den nächsten», klammert sich Marc an einen Strohhalm. «Wir werden es zumindest versuchen. Aber manchmal hast du auf dem Computer gewisse Ergebnisse, die sich in der Realität nicht bewähren, wenn sie auf die Rennstrecke gebracht werden. Wir müssen Druck machen und pushen. Natürlich möchte ich daran glauben, dass wir näher an die Spitze herankommen. Es sind erst zwei von fünf Testtagen 2023 vorbei. Ein Urteil kann ich erst nach dem letzten Tag abgeben.»

«Ich habe noch kein neues Zauberteil an der Honda gesehen», bemerkte ein anderer Honda-Stammfahrer, als kein Japaner zuhörte.

Wo verliert Marc Márquez mit der Honda Zeit? Wo sucht er die verlorenen sieben Zehntelsekunden? «Durch meinen Fahrstil habe ich Mühe mit der Front. Aber noch mehr bin ich auf der Suche nach der richtigen Gasannahme, denn beim Rausfahren aus den Kurven nehmen uns die Ducati die meiste Zeit ab. Es besteht ein großer Unterschied zu diesen Bikes beim Rausfahren und bei der Beschleunigung. Es geht um die ersten Meter, nachher ist der Motor kraftvoll. Im Top-Speed sind wir mit diesem Motor gut dabei. Aber wir erreichen den Top-Speed spät, weil es an der Beschleunigung hapert. Der Motor ist nicht schwach. Aber wir haben einfach keine Traktion.»

Genau diese Schwachstelle existiert seit drei Jahren und führte dazu, dass die neuen weichen Reifen in den Qualis nicht ausgequetscht werden, durch den Wheelspin die Hinterreifen und die Rennpace ruiniert werden

Und das soll jetzt in zwei, drei Wochen aus der Welt geschafft werden?

«Wir kümmern uns auch um alle anderen Gebiete, aber es gibt zwei Bereiche, die ich tiefer erforsche», schilderte Márquez. «Wir spielen auch gar nicht mit dem Set-up herum, das wird auch am Sonntag hier nicht stattfinden. Wir lassen das Set-up unverändert und probieren einfach die neuen Dinge aus.»

Man hört bei Marc Márquez heraus, dass bei der Honda RC213V die verbesserte Traktion auch über die neue Aerodynamik erreicht werden soll, durch mehr Downforce beim Beschleunigen. Denn die neue Aluschwinge von Kalex konnte das Problem nicht aus der Welt schaffen.

«Wir haben genug Motorpower. Jetzt müssen wir einen Weg finden, wie wir effizienter werden können. Das ist am wichtigsten. Die Motorleistung ist vorhanden. Aber wir müssen verstehen, warum wir sie nicht effizient nützen können. Wir haben die Power, aber wir bringen sie nicht auf den Boden», klagt Márquez.

Márquez weiter: «Woran das liegt, darüber kann ich kein definitives Urteil abgeben. Für mich ist es ein Mangel an Hinterradgrip. Aber wir wissen: Wenn du das Turning verbesserst, hast du auch einen besseren Exit aus den Kurven. Wichtig ist, dass Ken Kawauchi, unser neuer Technical Manager, frische Ideen reinbringt. Er kommt von Suzuki, dort gab es eine anderen Motoren-Philosophie, das stimmt. Auch die Elektronik hat dort anders funktioniert. Alex Rins und Joan Mir sind am Samstag mit diesem anderen Elektronik-Set-up gefahren. Sie haben sich damit etwas gesteigert. Ich habe es bisher nicht probiert, weil die Zeit nicht gereicht hat. Doch wir müssen solche neuen Ideen ausprobieren. Wenn du viele Jahre mit demselben Fabrikat fährst und immer dieselben Ideen verfolgt werden, kann es zum Stillstand kommen. Deshalb müssen wir für neue Ideen aufgeschlossen sein. Und ich muss bereit und willens sein, meinen Fahrstil daran anzupassen.»


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