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MotoGP-TV-Rechte: Neuer Vertrag mit ServusTV absehbar

Von Günther Wiesinger
2023 ist die fünfte Saison von ServusTV mit den Rechten für Deutschland

2023 ist die fünfte Saison von ServusTV mit den Rechten für Deutschland

Nach fünf Jahren läuft der Vertrag zwischen der Dorna und ServusTV über die MotoGP-Live-Rechte im Free-TV ab. RTL hat das Interesse verloren, Servus ist wieder in der Favoritenrolle.

Im vergangenen Frühjahr ließ der im Januar 2023 zurückgetretene Dorna-TV-Manager Manel Arroyo durchblicken, der Ende 2023 auslaufende MotoGP-Vertrag des österreichischen Privatsenders ServusTV werde aller Voraussicht nach verlängert, denn man sei mit der Qualität und dem Aufwand zufrieden, den Servus für die Übertagungen in Deutschland und Österreich im Free-TV betreibt.

Trotzdem wurde der neue Vertrag bisher nicht unterschrieben. Das hat mehrere Gründe. Erstens hörte sich die Dorna als Inhaber der kommerziellen GP-Rechte auch die Angebote und Anfragen anderer Sender an, zweitens meldete der Premium-Sender RTL im vergangenen Herbst ernsthaftes Interesse an, dessen Marktanteil die Dorna hellhörig machte. Und drittens sind die Verhandlungen momentan zum Stillstand gekommen, weil bei der Dorna zuerst ein geeigneter Nachfolger für Manel Arroyo gesucht werden muss, der seine Aufgabe mehr als 30 Jahre lang mit viel Umsicht und Erfahrung erfüllt hat.

In Sepang war zu hören, bei der Dorna hätten sich 24 Experten für den Job als TV-Chef beworben; inzwischen sind bei den Hearings vier in die engere Wahl gekommen. Eine endgültige Entscheidung soll spätestens im März fallen. Dann werden die Verhandlungen mit den diversen TV-Stationen weitergeführt.

Bei RTL ist das Interesse inzwischen erlahmt. Da spielt wohl auch mit, dass RTL 2006 quotentechnisch 2006 mit der MotoGP trotz aufwändiger Berichterstattung keine dicken Bäume ausgerissen hat. Der Marktanteil lag zwischen mageren 5 und 7 Prozent, obwohl 40 Mitarbeitende zu den Grand Prix geschickt wurden.

RTL ist nach 2022 aus der Formel 1 ausgestiegen, für die MotoGP fehlt aber das deutsche Zugpferd. Außerdem hat sich die RTL-Gruppe überraschend ein umfangreiches Rechtepaket der amerikanischen Profiliga NFL gesichert und dabei ProSiebenSat.1 ausgestochen. Die Kölner Sendergruppe bietet 2023 rund 80 Liveübertragungen pro Saison. Neben diesem Projekt und den Fußball-Länderspielen gibt es bei RTL offenbar keine Kapazitäten für MotoGP, obwohl die Gruppe bei Bedarf auch auf den Nachrichtensender ntv ausweichen könnte.

Fakt ist: Die meisten TV-Sender fokussieren sich inzwischen auf Live-Events, weil es die einzige Möglichkeit ist, beim Kampf um Marktanteile noch einigermassen erfolgreich gegen neue Konkurrenten wie You-Tube, Netflix und alle möglichen Streaming-Dienste zu bestehen.

ServusTV hat sich im Sommer 2018 bei der Dorna für fünf Jahre (inklusive 2023) die Free-TV-Live Übertragungsrechte gesichert. Bis Ende 2018 war Eurosport in Deutschland im Besitz der exklusiven Live-Rechte für Free- und Pay-TV, Eurosport 1 über Kabel, Satellit und Digital-Terrestrisch. Über viele Jahre hinweg gab es im Motorrad-GP-Sport immer wieder Wechsel bei den TV-Verträgen.

Eurosport war über viele Jahre hinweg immer ein wichtiger Player.

Ende der 1990er-Jahre kommentierte Rudi Moser teilweise mit Dieter Braun. 2003 war erstmals das Duo Ron Rinnguth und Jürgen Fuchs zu hören. «Bei unserem ersten Rennen in Suzuka passierte gleich der Todessturz von Daijiro Kato», erinnert sich Rinnguth, der ab 2004 neben dem neuen Experten Dirk Raudies am Mikrofon zu hören war.

Am 5. November 2002 meldete aber sogar der deutsche Premium-Sender RTL, man werde in der Saison 2003 drei auserwählte Grand Prix live im Free-TV übertragen.

Eurosport übertrug 2015 auf beiden Kanälen bereits via ES 360 HD (High Definition). 2016 verstärkte Eurosport den Einsatz, es gab mehr Sendezeit für die Motorrad-GP. Es kommentierten Jan Stecker, Johannes Orasche, Harry Weber und Experte Ralf Waldmann auf ES1 und ES2.

Gleichzeitig übernahm ServusTV erstmals die Free-TV-Rechte für den österreichischen Sendebereich in den Jahren 2017, 2018 und 2019. Nicht zuletzt, weil das rot-weiß-rote Red Bull KTM-Team in der Weltmeisterschaft jetzt auch werksseitig neben der Moto3 auch in den Klassen Moto2 und MotoGP antrat.

2016 zog ServusTV bei der Dorna beim Bieterstreit gegen den langjährigen Dorna-Partner Eurosport noch den Kürzeren.

ServusTV übernahm danach auch die TV-Rechte für die Superbike-WM in Konkurrenz zu Eurosport. Dort trat Dirk Raudies mit Lenz Leberkern als Experte auf, der schon von 2004 bis 2008 als GP-Experte TV-Erfahrung gesammelt hatte. Sandro Cortese gewann dann 2018 die Supersport-WM auf der R6-Yamaha.

Im Frühjahr 2022 war bei der Dorna anfangs zu hören, die Vertragsverlängerung mit ServusTV für den deutschsprachigem Raum sei nur Formsache, denn der zum Red Bull Media House gehörende Privatsender leiste professionelle Arbeit. Außerdem hat die Dorna mit Red Bull auch anderweitige Vereinbarungen, die zur höchsten Zufriedenheit funktionieren. Zum Beispiel seit 2007 mit dem Red Bull Rookies-Cup, seit 2016 mit dem unbefristeten Österreich-GP-Vertrag in Spielberg, seit mehr als 20 Jahren mit den zwei jährlichen Naming-Rights-Verträgen für die Grand Prix in Jerez/Spanien und Austin/Texas sowie durch die vielen Sponsorship-Deals mit Teams und Fahrern in allen drei GP-Klassen.

Eine Verlängerung des Ende 2023 auslaufendem TV-Vertrags zwischen der Dorna und ServusTV wäre also keine Überraschung.

Der Deal mit ServusTV habe für die spanischen Rechte-Inhaber Priorität, heisst es bei der Dorna. Aber vorläufig werden auch Gespräche mit anderen Interessenten geführt. Eine endgültige Entscheidung dürfte bis Mai fallen und könnte dann wie üblich beim GP von Österreich im August verlautbart werden.


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