MotoGP-Sprint: Es bleiben noch offene Fragen

Von Günther Wiesinger
Carlos und Carmelo Ezpeleta

Carlos und Carmelo Ezpeleta

Der streitlustige Bastianini-Manager Carlo Pernat will für die neuen Samstag-Sprints Geldprämien aushandeln, sogar von einem Streik war die Rede. Aber Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta fühlt sich nicht zuständig.

Die «Sprint Races» in der MotoGP-WM am Samstag um 15 Uhr werden offiziell künftig nur noch als «Sprint» bezeichnet, denn das Hauptaugenmerk soll weiter auf den Sonntag gerichtet werden. Denn nur am Sonntag um 14 Uhr wird ein Grand Prix-Sieg zu erringen sein, es wird volle 25 Punkte für den Sieg und Punkte bis Platz 15 geben.

In Zusammenhang mit den neuen Samstag-Wettkämpfen (halbe Distanz, halbe Punkte) haben manche Fahrer von Anfang an Kritik geübt. Aber es gab auch Zustimmung. Jack Miller meinte, das sei eine Gelegenheit, zusätzlich Bonusgeld zu kassieren. Brad Binder stellte fest, er bestreite lieber ein Rennen als das halbstündige FP4.

Andere Fahrer sprachen vom zusätzlichen Stress und Verletzungsrisiko. Aber auch das gestrichene FP4 forderte meist viele Sturzopfer.

Aber rund dreieineinhalb Wochen vor dem Saisonstart 2023 werden die Diskussionen zwischen Fahrern, Teams und WM-Promoter Dorna weitergeführt.

Carlo Pernat, Manager des WM-Dritten und Ducati-Werksfahrers Enea Bastianini, goss noch zusätzlich Öl ins Feuer, als er vor wenigen Wochen ankündigte, er werde die Teams und Werke mit sanftem Druck zwingen, den Fahrern Geldprämien für den Sprint auszuschütten. Notfalls müsse die Dorna in die Tasche greifen…

«Ich habe mich beim Sepang-Test bemüht, möglichst viele andere Fahrer-Manager von meiner Ansicht zu überzeugen. Ich möchte mit möglichst allen anderen Fahrer-Beratern sprechen, auch mit Jimmy Martinez, dem neuen Manager von Marc und Alex Márquez», erklärte Carlo Pernat auf Anfrage von SPEEDWEEK.com.

Bisher weiß niemand, wie viele der 22 Stammfahrer mit ihren Teams zusätzliche Geldprämien für die Samstag-Wettbewerbe ausgehandelt haben. Denn über Vertragseinzelheiten darf im Grunde nichts erzählt werden.

Jedenfalls waren die Erfolgsprämien bei den Media Debriefs mit den Fahrern in Malaysia kein Thema. Aber die Teams zerbrechen sich den Kopf über die längste GP-Saison der Geschichte mit sieben Übersee-Rennen im Herbst in zehn Wochen.

Es war eher zu spüren, dass die MotoGP-Asse gespannt sind auf das neue Format, das sich in der Superbike-WM und Formel 1 längst etabliert hat, obwohl die Sprintrennen in der Formel 1 zuerst dreimal pro Saison stattfanden und inzwischen sechsmal ausgetragen werden.

Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta, dessen Firma für die GP-Teams über die drei Klassen hinweg mehr als 70 Millionen ausschüttet, wird ohnedies keine Geldprämien an die Fahrer bezahlen. Das sei ein Problem, das die Fahrer mit ihren Teams besprechen und lösen müssen, erklärte Ezpeleta gegenüber der spanischen Tageszeitung AS. «Ich habe nichts damit zu tun, was die Fahrer bei ihren Teams verdienen, das müssen die Fahrer mit ihren Rennställen vereinbaren», erklärte der 76-jährige Spanier.

Carlo Pernat hatte sogar die Möglichkeit eines Fahrerstreiks in Aussicht gestellt, eine Maßnahme, die von den Piloten nie bestätigt wurde.

«Carlo ist Carlo», sagte Ezpeleta. Und die Streikdrohungen? «Die kann ich nicht ernst nehmen», ergänzte der Dorna-Chef, der bei den Piloten große Wertschätzung geniesst, weil deren Sicherheitsforderungen bei ihm immer auf offene Ohren stossen.
«Es ist seltsam, Carlo hat meine Telefonnummer, aber er hat sich nie gemeldet. Er hat mich nie darauf angesprochen. Es wäre doch einfach gewesen, über diese Dinge zu sprechen», wundert sich Ezpeleta.

Die Fahrer hatten sich nur beim Österreich-GP im August 2022 gewundert, als die Dorna mit den ersten Hinweisen auf das neue Samstag-Format an die Öffentlichkeit ging, die Teamchefs aber ihre Fahrer bis zur Pressekonferenz nicht eingeweiht hatten.

«Wir hatten vorher geheime Meetings mit der Dorna, bei denen über die Sprintrennen gesprochen wurde», sagte ein Teambesitzer damals zu SPEEDWEEK.com. «Aber wir sind zum Schweigen verdonnert worden – und wurden dann von der eilig einberufenen Pressekonferenz überrumpelt.»

Die Dorna rückte damals überhastet mit den Neuigkeiten heraus, weil durch die lange Sommerpause das Interesse gesunken war und neu angefacht werden sollte.

Außerdem waren im Vorfeld des Spielberg-Events schon erste Gerüchte zum Sprint-Format durchgesickert.

Im Lauf des kommenden Frühjahrs wird sich teilweise herausstellen, welche Teams und Werke ihre Verträge mit den Fahrern geändert haben und des lieben Friedens willen Geldprämien für den Samstag ausschütten.

Ducati müsste zumindest für die vier Fahrer von Lenovo und Pramac in die Tasche greifen. Für die zwölf GP-Siege und insgesamt 32 Podestplätze hat Ducati 2022 sicher Prämien in mehrfacher Millionenhöhe bezahlt. Auch Aprilia, Honda und die Pierer-Gruppe (mit KTM und GASGAS) haben je vier MotoGP-Fahrer unter Vertrag.

Die WM-Punktevergabe für den «Sprint» am Samstag

1. Platz: 12
2. Platz: 9
3. Platz: 7
4. Platz: 6
5. Platz: 5
6. Platz: 4
7. Platz: 3
8. Platz: 2
9. Platz: 1

Der Zeitplan für die Motorrad-WM 2023

Freitag:
09:00 – 09:35 Uhr (35 min): Moto3 Practice 1
09:50 – 10:30 Uhr (40 min): Moto2 Practice 1
10:45 – 11:30 Uhr (45 min): MotoGP Practice 1

13:15 – 13:50 Uhr (35 min): Moto3 Practice 2
14:05 – 14:45 Uhr (40 min): Moto2 Practice 2
15:00 – 16:00 Uhr (60 min): MotoGP Practice 2

Samstag:
08:40 – 09:10 Uhr (30 min): Moto3 Practice 3
09:25 – 09:55 Uhr (30 min): Moto2 Practice 3
10:10 – 10:40 Uhr (30 min): MotoGP Free Practice
10:50 – 11:05 Uhr (15 min): MotoGP Qualifying 1
11:15 – 11:30 Uhr (15 min): MotoGP Qualifying 2

12:50 – 13:05 Uhr (15 min): Moto3 Qualifying 1
13:15 – 13:30 Uhr (15 min): Moto3 Qualifying 2
13:45 – 14:00 Uhr (15 min): Moto2 Qualifying 1
14:10 – 14:25 Uhr (15 min): Moto2 Qualifying 2
15:00 Uhr: MotoGP-Sprint

Sonntag:
09:45 – 9:55 Uhr (10 min): MotoGP Warm-up
10.00 Uhr: MotoGP Riders Fan Parade
11.00 Uhr: Moto3-Rennen
12.15 Uhr: Moto2-Rennen
14.00 Uhr: MotoGP-Rennen

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