Gigi Dall'Igna: Wie es zum Aerodynamik-Vorsprung kam
Ducati-Rennchef Gigi Dall'Igna wusste früh, dass im Motorradsport auf dem Feld der Aerodynamik viel brachlag. Aber die erstklassigen Aerodynamiker fand er erst bei Ducati vor.
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Für Gigi Dall’Igna hat als General Manager von Ducati Corse die Gegner in den letzten sechs, sieben Jahren immer wieder mit innovativen Ideen verblüfft. Er kreuzte 2016 erstmals mit den Winglets auf. Die Konkurrenten und anderen Fahrer wetterten dagegen. Dani Pedrosa bezeichnet sie als "Messer", Valentino Rossi hielt sie für hässlich. Dall'Igna überrumelte die Gegner jedes Jahr mit neuen innovativen Kreationen. Mit dem "Holeshot Device" (Startvorrichtung), nachher mit dem Rear Ride Height und dem Front Ride Height Device (es wurde für 2023 verboten), mit dem "spoon", also dem Flügel vor dem Hinterrad, und zuletzt im Sommer 2022 mit den Pokémon-Heckflügeln.
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Der 56-jährige Italiener, bis zum Herbst 2013 Rennchef bei der Piaggio Group (mit den Marken Aprilia, Derbi und Gilera) hat als erster Rennmaschinen-Konstrukteur frühzeitig erkannt, dass die Aerodynamik in der Königsklasse bei der Suche nach mehr Performance und besseren Rundenzeiten eine entscheidende Rolle spielen wird. "Ich habe vom Beginn weg gedacht, dass das Feld der Aerodynamik im Motorradrennsport nicht weit genug entwickelt ist", räumte Gigi Dall’Igna im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com ein. "Aber die Realität sah so aus, dass ich in der Vergangenheit nie die richtigen Aerodynamik-Spezialisten zur Verfügung hatte, um die Entwicklung auf diesem Gebiet voranzutreiben und diese Dinge aufzutüfteln. Erst bei Ducati bin ich auf wirklich schlaue Techniker gestossen, dadurch haben wir alle gemeinsam auf diesem Gebiet eine gute Arbeit geleistet."
Aber als Gigi Dall’Igna im Oktober 2013 als neuer General Manager zu Ducati Corse kam, musste er zuerst einmal die Strukturen und die Arbeitsweise in der Rennabteilung umkrempeln. Denn er fand schnell heraus, dass die Ingenieure im Werk nicht ausreichend mit den Technikern an der Rennstrecke und in den MotoGP-Teams kommunizierten.
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"Die richtigen Mitarbeiter zu haben, das ist der Schlüssel zum Erfolg. Wenn du nicht die richtigen Leute hast, kannst du keine Resultate erreichen", lautet die Devise von Dall’Igna.
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"Aber es ist wahr, dass am Anfang die Zusammenarbeit der Techniker in Borgo Panigale mit den Technikern im Paddock nicht harmonierte", bestätigt der Ducati-Renndirektor. "Ich habe dann die Denkweise der Mitarbeiter geändert und die Organisation. Denn jetzt haben auch die Techniker im Werk während der Rennwochenenden eine Aufgabe. Sie sind an jedem GP-Weekend an den technischen Entscheidungen beteiligt. Dadurch werden sie mit den Problemen befasst, sie verstehen die Probleme sehr gut. Deshalb können die Techniker in der Box sehr gut mit den Technikern daheim zusammenarbeiten, um gemeinsame Lösungen zu finden. In Borgo Panigale wird dann nachgedacht, wie wir das Bike besser machen. Und eine Woche später kommen sie mit diesen Informationen an die Rennstrecke. Dann versuchen wir, einen Schritt nach vorne zu machen."
Ducati glänzte dank der Vorzüge des desmodromischen Ventilsteuerung jahrelang mit den kraftvollen Motoren, doch die brachiale Leistungsentfaltung hinderte die Fahrer (besonders auf kurvenreichen Strecken wie Sachsenring und im Regen) oft daran, die gewünschten Resultate zu erzielen. Aber dieses Manko konnte schließlich mit Hilfe der Elektronik beseitigt werden. "Ja, absolut richtig", räumt Gigi Dall'Igna ein. "Du brauchst dazu die Elektronik und die Zusammenarbeit zwischen den Elektronik- und den Motoren-Ingenieuren, damit sich die Fahrbarkeit des Motorrads verbessert."
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