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Sebastian Risse (KTM): Neue Fahrer, neue Bedürfnisse

Von Günther Wiesinger
Bei KTM und GASGAS sitzen 2023 drei neue MotoGP-Fahrer im Sattel. Neuzugänge wie Jack Miller fühlen sich auf der RC16 bisher nicht zuhause. Ing. Risse gibt technische Einblicke und erzählt von Nachtschichten.

Nach den enttäuschenden MotoGP-Testergebnissen in Sepang und Portimão war bei den Technikern der Pierer Mobility AG hektische Betriebsamkeit angesagt. Es mussten die Daten von KTM und GASGAS vom vorletzten Samstag und Sonntag (11./12. März) in Portugal genau analysiert werden. Denn am kommenden Donnerstag muss die «engine specification» für die beiden Red Bull-KTM-Werkspiloten Brad Binder und Jack Miller sowie für die GASGAS-Werksfahrer Pol Espargaró und Augusto Fernández homologiert werden. Auch die Zusammenstellung des neuen personifizierten «Aero Bodys» für das Fahrerquartett muss am Donnerstag vor dem ersten Training deponiert werden. Jedes Team darf dann pro Fahrer im Laufe der Saison ein Update nachreichen.

Red Bull KTM und GASGAS-Tech3 treten mit drei neuen Fahrern an, nur Brad Binder nimmt bereits seine vierte MotoGP-Saison hintereinander auf der RC16 im Angriff. Der Südafrikaner hat die Fahrer-WM 2021 und 2022 als Gesamtsechster beendet.

«Wir sind bei den Tests nicht viel zum Schlafen gekommen. In Sepang war ich mehrmals bis 1.30 Uhr in der Box, manche Kollegen sogar bis 3.30 h. Trotzdem waren wir in der Früh um 8 oder 9 Uhr wieder an der Rennstrecke», erzählte Ing. Sebastian Risse, der MotoGP Technical Coordinator.

«Die Probleme kamen nicht überraschend, denn einerseits haben wir neue Fahrer, die eine gewisse Eingewöhnungszeit brauchen. Außerdem versuchten wir jedes Jahr, uns wieder so aufzustellen, dass wir möglichst alle Potenziale ausschöpfen. In Folge der Philosophie, die wir insgesamt bei diesem Projekt anwenden, bemühen wir uns, die Datenanalyse zu entwickeln und zu nutzen. Bei diesem Team kommt es von Jahr zu Jahr zu personellen Änderungen. Es wird dann entscheiden, welcher Techniker welche Rollen übernimmt, um Ressourcen freizuschaufeln und die Manpower optimal zu nutzen. Dieses System musste sich bei den Tests zuerst einlaufen. Wir haben deshalb den Shakedown-Test in Sepang mit der vollen Mannschaft bestritten. Wir hatten alle Crews der vier Stammfahrer vor Ort, die dann unsere Testfahrer Dani Pedrosa und Jonas Folger betreut haben, um sich mit den neuen Bikes und Systemen vertraut zu machen.»

Dazu kamen Personalwechsel, denn Oliveiras bisheriger KTM-Crew-Chief Paul Trevathan wechselte zu GASGAS-Tech 3 und betreut dort Pol Espargaró, während Jack Miller vom Ducati-Werksteam seinen Crew-Chief Christian Pupulin mitbrachte.

Risse: «Personalwechsel sind etwas, was immer Ressourcen braucht. Aber gleichzeitig werden neue Blickwinkel eröffnet, gewisse Ideen noch einmal hinterfragt oder neue Ideen eingebracht. Denn jeder Crew-Chief, der in der MotoGP arbeitet, hat langjährige Erfahrungen in verschiedenen Teams. das Ziel ist immer, all diese Erfahrungen einzubringen, zu verwerten und zu nutzen.»

Außerdem haben unterschiedliche Fahrer unterschiedliche Prioritäten, was die Fahrwerks-Geometrie oder das Elektronik-Set-up betrifft.

Jack Miller beschwerte sich zum Beispiel in Malaysia am ersten Tag, er sei von Ducati eine andere Drehmoment-Abgabe gewöhnt, es fehle ihm beim Beschleunigen der gewünschte Punch. Außerdem wollte er bei den elektronischen Systemen mehr mit der rechten Hand beeinflussen.

«Da geht es weniger darum, was ein Motorrad hat oder nicht hat», hält Ing. Risse fest. «Sondern hier geht es um Bereiche, die wir von Fahrer zu Fahrer unterschiedlich einstellen. Mit den Fahrern, die wir in der Vergangenheit hatten, haben wir entsprechende Set-ups gefahren. Dani fährt zum Beispiel deutlich anders als die jüngeren Kollegen, das funktioniert aber trotzdem. Er bevorzugt eine sanfte Leistungsentfaltung und will bei der Elektronik sehr viel selbst in der Hand haben. Old school! Aber wir sind da relativ flexibel und stellen diese Systeme individuell auf die Bedürfnisse der Fahrer ein. Es ist aber relativ zeitaufwändig, hier das Optimum zu finden.»

Bisher hat Neuzugang Jack Miller, der fünf Jahre bei Ducati fuhr, auf der Red Bull-KTM noch nicht die gewünschte Abstimmung gefunden. Er lag bei den Tests deutlich hinter seinen ehemaligen Ducati-Kollegen.

«Auch Jack will bei der Elektronik viel in der Hand haben. Er hat da einen ähnlichen Ansatz wie Dani. Aber er fährt aggressiver», schildert Ing. Risse.

Portimão-Test, kombinierte Zeiten (11./12.3.):

1. Bagnaia, Ducati, 1:37,968 min
2. Zarco, Ducati, + 0,296 sec
3. Quartararo, Yamaha, + 0,334
4. Marini, Ducati, + 0,342
5. Bezzecchi, Ducati, + 0,383
6. Bastianini, Ducati, + 0,405
7. Alex Márquez, Ducati, + 0,434
8. Martin, Ducati, + 0,466
9. Brad Binder, KTM, + 0,512
10. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,601
11. Oliveira, Aprilia, + 0,616
12. Viñales, Aprilia, + 0,710
13. Mir, Honda, + 0,794
14. Marc Márquez, Honda, + 0,810
15. Rins, Honda, + 0,814
16. Raúl Fernández, Aprilia, + 0,886
17. Miller, KTM, + 0,941
18. Pol Espargaró, GASGAS, + 1,006
19. Morbidelli, Yamaha, + 1,098
20. Nakagami, Honda, + 1,341
21. Di Giannantonio, Ducati, + 1,673
22. Augusto Fernández, GASGAS, + 1,699
23. Pirro, Ducati, + 2,131
24. Bradl, Honda, + 2,194

Sepang-Test, kombinierte Zeiten (10. bis 12.2.):

1. Marini, Ducati, 1:57,889 min
2. Bagnaia, Ducati, + 0,080 sec
3. Viñales, Aprilia, + 0,147
4. Bastianini, Ducati, + 0,260
5. Martin, Ducati, + 0,315
6. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,418
7. Di Giannantonio, Ducati, + 0,455
8. Bezzecchi, Ducati, + 0,474
9. Alex Márquez, Ducati, + 0,496
10. Marc Márquez, Honda, + 0,777
11. Raúl Fernández, Aprilia, + 0,812
12. Mir, Honda, + 0,895
13. Pol Espargaró, GASGAS, + 0,908
14. Brad Binder, KTM, + 0,923
15. Oliveira, Aprilia, + 0,950
16. Zarco, Ducati, + 0,963
17. Quartararo, Yamaha, + 1,008
18. Miller, KTM, + 1,012
19. Rins, Honda, + 1,043
20. Morbidelli, Yamaha, + 1,097
21. Nakagami, Honda, + 1,646
22. Augusto Fernández, GASGAS, + 1,771
23. Crutchlow, Yamaha, + 2,034
24. Bradl, Honda, + 2,546
25. Nakasuga, Yamaha, + 3,350

 

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