Reifendruck: Drakonische Strafen ab dem Jerez-GP?
In den letzten Wochen ist im Zusammenhang mit der MotoGP-Saison 2023 oft über die Überwachung des Reifendruck-Limit diskutiert und gesprochen worden. Bekanntlich wurde der Mindestdruck für den Vorderreifen bei ca. 1,88 bar festgelegt, für den Hinterreifen sind mindestens ca. 1,7 bar vorgeschrieben.
Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass bei den ersten drei Grand Prix 2023 in der Königsklasse noch keine Strafen ausgesprochen werden. Aber ab dem vierten Grand Prix (28. bis 30. April) in Jerez könnten empfindliche Bestrafungen drohen, falls die Werke und Teams und die Dorna bis dahin überzeugt sind, dass die Einheitssenioren von LDL ordnungsgemäss funktionieren und das Kontrollsystem zuverlässig arbeitet.
In den MotoGP-Qualifyings wird nach dem dritten Grand Prix (oder eventuell etwas später) jeweils in Echtzeit («real time») jede Runde gewertet und als gut befunden, wenn der Fahrer mindestens eine Sekunde irgendwo auf der Runde über dem vorgeschriebenen Limit geblieben ist. «Es spielt keine Rolle, ob das dann in der ersten Kurve war oder in der letzten», erklärte Danny Aldridge, der Technical Director MotoGP, im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Es kann auch auf einer Geraden passieren. Es müssen aber der Reifendruck sowohl beim Vorderreifen als auch beim Hinterreifen über dem Limit sein. Das muss aber nicht gleichzeitig passieren. Es kann also zum Beispiel der Vorderreifen in Turn 1 über dem Limit sein und der Hinterreifen auf der Gegengeraden. Wenn das nicht erreicht wird, wird diese Runde sofort gestrichen.»
Michelin wird die genauen, vorgeschriebenen Mindestreifendrücke vor dem jeweiligen Event veröffentlichen. Sie können von Circuit zu Circuit variieren.
Auch für die MotoGP-Rennen sind rigorose Strafen vorgesehen. In den MotoGP-Wettkämpfen mit 15 oder mehr Runden müssen die Teilnehmer mindestens in 50 Prozent der Runden über dem Limit sein. In den Sprint (mit weniger als 15 Runden) müssen die Fahrer nur bei 30 Prozent der Runden das Reifendrucklimit einmal pro Runde hinten und vorne einhalten.
Bisher sind alle Probeläufe in Sepang und Portimão zur Zufriedenheit der Werke, Teams, Dorna und der technischen Funktionäre wie Corrado Cecchinelli (Director of Technology bei der Dorna) und Danny Aldridge verlaufen. «Deshalb besteht im Momentan weiter den Plan, das neue Reglement beim Jerez-GP wirksam werden zu lassen», erklärte Danny Aldridge auf Nachfrage von SPEEDWEEK.com.
Der Grund für diese Maßnahmen: Die Teams fuhren in der Vergangenheit oft mit zu geringen Reifendrücken vorne, dadurch überhitzten die Reifen schneller, vor allem im Windschatten, es drohten vermehrt Stürze. Dieser Gefahr will Michelin entgegenwirken.