Jack Miller (KTM): «Mir gefällt das Sprint Race»

Von Günther Wiesinger
Jack Miller

Jack Miller

«Jeder hat ein Ego und wollte beim ersten Grand Prix etwas beweisen», erklärte Jack Miller, der in Portugal in beiden Rennen an der Spitze mitmischte. «Den Fans daheim wurde drei Tage lang viel geboten.»

Jack Miller gelang beim Saisonstart auf dem Autódromo Internacional do Algarve ein überraschend starker Einstand im Red Bull KTM Factory Team. Er glänzte im Sprint mit Platz 4 und sicherte sich am Sonntag Platz 7 hinter seinem Teamkollegen Brad Binder. Dabei hatte er bei den zwei Wintertests in Sepang und Portimão nur die Ränge 17 und 18 erreicht und jeweils eine Sekunde verloren.

«Ich bin definitiv überzeugt, dass ich diesmal am Samstag und Sonntag wieder ähnlich abschneiden kann wie in Portugal», erklärte der werdende Vater, der noch nicht weiß, ob seine Frau Ruby eine Tochter oder einen Buben zur Welt bringen wird und es auch vor der Geburt nicht erfahren will. «Wir haben einen positiven Saisonauftakt erlebt und gegenüber den Tests stark gesteigert. Wir haben vom Freitag an alles gut in die Tat umgesetzt, was wir bei den Tests gelernt haben. Unser Bike ist in einem recht guten Zustand. Im Sprint Race bin ich erstmals mit der KTM zwölf Runden an einem Stück gefahren, im Rennen am Sonntag erstmals mehr als 20. Klar, wir haben noch Arbeit vor uns. Aber wir sind bei der ersten GP-Runde in diesem Jahr ruhig geblieben und haben das neue Format gut ausgekostet. Wir haben ein solides Wochenende hingekriegt.»

«Das Sprintrennen war nett. Es hat mir gefallen, da um den Sieg zu kämpfen und eine Runde anzuführen», schilderte «Thriller Miller». «Es ist wirklich schön. dass ich schon so früh mit diesem Motorrad genug Selbstvertrauen habe, um mit den Topjungs zu fighten. Jetzt freue ich mich darauf, was der Rest des Jahres alles mit sich bringt. Es ist immer langweilig, wenn man zuerst auf einer Strecke testet und dann zwei Wochen später dort auch noch ein Rennen austragen muss. Deshalb bin ich froh, dass wir jetzt auf eine neue Piste kommen. Hoffentlich können wir die Ergebnisse von Portugal hier wiederholen – oder sogar verbessern.»

Letzte Woche haben sich einige Fahrer darüber beschwert, dass im Sprint Race zu riskant und zu aggressiv gefahren wurde. Miller: «Viele Fahrer haben letzte Woche viel Mist erzählt. Ich denke, das ganze Weekend war spannend, schon der Freitag ist spektakulär verlaufen, die Rennen am Samstag und Sonntag ebenfalls. Die MotoGP-Organisation hat großartige Arbeit geleistet. Leider hatten wir Pech, weil vier Jungs verletzt wurden. Aber solche Crashes im Training wie am Freitag können jederzeit passieren.»

Miller weiter: «Etliche Kollegen haben sich beschwert, weil es zu Kollisionen kam, auch im Sprint am Samstag. Doch unser Sport ist so erbarmungslos wie nie zu vor. Und wenn du dann noch alle Fahrer mit Soft-Reifen ins 12-Runden-Sprint-Race schickst, dann kommt es natürlich zu Berührungen und so weiter. Aber mir ist es gelungen, ein relativ anständiges und reifes Rennen zu fahren. Ich habe das getab, was ich am besten kann – Rennen fahren. Das Team hat mir ein gutes 'bike package' hingestellt. Ich konnte meine Nase sauber halten, darum dreht sich alles. Trotzdem bin ich aggressiv gefahren. Wenn es unter den Fahrern zu Kontakten kommt, das ist es doch, was die Fans alle sehen wollen. Was bei Pol und Miguel am Freitag passiert ist, das wäre vermeidbar gewesen. Auch der Zusammenstoß zwischen Joan Mir und Fabio. Einige der Jungs waren einfach zu hitzköpfig unterwegs.»

Zum Vorfall von Espargaró und Oliveira, die sich noch nie leiden konnten, weiß Miller wohl durch die Daten der Pierer-Mannschaften: «Die beiden Kontrahenten haben sich belauert, dann wollten sie Viñales nachhetzen, dabei kühlten die Reifen von 100 auf 69 Grad ab, deshalb stürzten Pol und Miguel dann fast gleichzeitig.»

«Wir können nicht alles auf das neue Sprint Race schieben. Es war ja auch am Sonntag über die volle Distanz einiges los», hält Miller fest. «Alle waren so heiß! Wir hatten alle fast vier Monate keinen Wettkampf bestritten. Jeder hat ein Ego und wollte beim ersten Grand Prix etwas beweisen… Ich habe nicht gegen das Sprint Race. Die Fans daheim vor den Fernsehern bekommen da eine fantastische Show geboten. Wir hat der Sprint viel Spaß gemacht. Und ich habe selber oft auf die großen Bildschirme geschaut, um die Action nicht zu verpassen. Und am Sonntag haben die Ducati-Fahrer wieder eine erstaunliche Performance gezeigt. Auch Viñales hat dazu beigetragen, dass die Saison vom ersten Tag an so viel Spannung verspricht.»

Das Red Bull-KTM-Team klagte ebenfalls über die unbeschreiblichen Zustände in Termas de Río Hondo. «Wir haben dreckige Büros und schmutzige Ausrüstung angetroffen», ärgerte sich Teammanager Francesco Guidotti. «Ich verstehe nicht, warum wir hier ans Ende der Welt reisen müssen, wo es aussieht wie in Europa in den 1970er-Jahren. Dabei sollten wir in der MotoGP ein Niveau haben, das dem dritten Jahrtausend entspricht. Unsere Erwartungen werden hier nie den realen Gegebenheiten entsprechen. Das ist klar.» 

Ergebnisse MotoGP-Rennen Portimao (26.3.):

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 25 Runden in 41:25,401 min
2. Maverick Viñales (E), Aprilia, +0,687 sec
3. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +2,726
4. Johann Zarco (F), Ducati, +8,060
5. Alex Márquez (E), Ducati, +8,125
6. Brad Binder (ZA), KTM, +8,247
7. Jack Miller (AUS), KTM, +8,381
8. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +8,543
9. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +9,294
10. Alex Rins (E), Honda, +11,591
11. Joan Mir (E), Honda, +16,992
12. Takaaki Nakagami (J), Honda, +17,448
13. Augusto Fernandez (E), GASGAS, +21,723
14. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +27,050
– Raúl Fernández (E), Aprilia, 2 Runden zurück
– Luca Marini (I), Ducati, 4 Runden zurück
– Jorge Martin (E), Ducati, 6 Runden zurück
– Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, 15 Runden zurück
– Miguel Oliveira (P), Aprilia, 23 Runden zurück
– Marc Márquez (E), Honda, 23 Runden zurück

MotoGP-Ergebnis Sprint, Portimão (25.3.):

1. Bagnaia, Ducati, 12 Rdn in 19:52,862 min
2. Martin, Ducati, + 0,307 sec
3. Marc Márquez, Honda, + 1,517
4. Miller, KTM, + 1,603
5. Viñales, Aprilia, + 1,854
6. Aleix Espargaró, Aprilia, + 2,106
7. Oliveira, Aprilia, + 2,940
8. Zarco, Ducati, + 5,595
9. Alex Márquez, Ducati, + 5,711
10. Quartararo, Yamaha, + 5,924
11. Raúl Fernández, Aprilia, + 8,160
12. Brad Binder, KTM, + 8,384
13. Rins, Honda, + 11,288
14, Morbidelli, Yamaha, + 17,138
15. Nakagami, Honda, + 18,128
16. Di Giannantonio, Ducati, + 21,235

Stand Fahrer-WM nach 2 von 42 Rennen:

1. Bagnaia, 37 Punkte. 2. Viñales 25. 3. Bezzecchi 16. 4. Zarco 15. 5. Miller 15. 6. Alex Márquez 12. 7. Aleix Espargaró 11. 8. Brad Binder 10. 9. Martin 9. 10. Quartararo 8. 11. Marc Márquez 7. 12. Rins 6. 13. Mir 5. 14. Nakagami 4. 15. Augusto Fernández 3. 16. Oliveira 3. 17. Morbidelli 2.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 37 Punkte. 2. Aprilia 25. 3. KTM 16. 4. Honda 13. 5. Yamaha 8.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo, 37 Punkte. 2. Aprilia Racing 36. 3. Red Bull KTM 25. 4. Prima Pramac 24. 5. Mooney VR46 Racing 16. 6. Gresini Racing 12. 7. Repsol Honda 12. 8. Monster Energy Yamaha 10. 9. LCR Honda 10. 10. GASGAS Tech3 3. 11. CryptoDATA RNF 3.


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