Im MotoGP-Sprint in Jerez krachte es ständig

Argentinien-GP: Zustände wie in den 1970er-Jahren

Das entlegene Autódromo Termas de Río Hondo wird selten benutzt, der MotoGP-Event 2023 war der erste Anlass fast seit sechs Monaten. So fanden die Teams unzumutbare Zustände vor. Ein Erlebnisbericht aus dem KTM-Camp.

Das Red Bull KTM-Team jubelte am Samstag im Sprintrennen auf dem Autódromo Termas de Río Hondo (1150 km von der Hauptstadt Buenos Aires entfernt) über den ersten MotoGP-Laufsieg von Brad Binder seit Spielberg 2021, wo der Südafrikaner im Regenfinish alle Gegner überrumpelte.

Doch das KTM-Werksteam ärgerte sich an den Tagen nach dem Eintreffen im Paddock zuvor wie alle anderen Leidensgenossen über die inakzeptablen Zustände im Fahrerlager und in den Boxen.

Die Miete der vergammelten Office-Container kostete zwar für die Tage stolze 7800 Euro, doch beim Speed-up-Team-Büros konnte tagelang nicht genutzt werden, weil es völlig verdreckt und die Türe aus den Angeln gehoben und verbogen war.

Francesco Guidotti, Red Bull-KTM Teammanager, sprach gegenüber SPEEDWEEK.com von Zuständen wie bei den Europa-Rennen in den 1970er-Jahren. «Dabei tun wir so, als hätten wir in der MotoGP einen Standard erreicht, der dem dritten Jahrtausende entspricht. Ich kann gar nicht glauben, was uns hier in diesem Niemandsland zugemutet wird.»

 

 Auch der Bayer Tex Geissler, ehemalige 125-ccm-GP-Pilot (1997 Platz 3 beim Nürburgring-GP) und jetzt bei Brad Binder als Data-Recording Engineer tätig, konnte zu den Vorkommnissen in Argentinien einiges erzählen.

 

«Die Anreise zum Argentinien-GP ist immer eine der längsten im Jahr. Durch den Flugstreik in Frankfurt am vorletzten Montag nach dem Portugal-GP wurde auch noch unser Flug abgesagt, es musste alles umgebucht werden. Somit kamen ein paar Teammitglieder erst am Mittwoch in Las Termas an», berichtete Tex Geissler, der nach seiner Karriere zuerst bei Eckl-Kawasaki und dann im Suzuki-Werkstem beschäftigt war. «Zum Glück konnten wir den Charterflug von Buenos Aires nach Termas de Rio Hondo nehmen. Außerdem sind wir bei KTM immer in guten Hotels untergebracht, diesmal im American. Da können wir uns wirklich nicht beschweren. Nur wenn man ein Zimmer zur Straße hat, ist es wegen des Lärms mit dem Schlafen etwas schwierig. Ich war auch schon in anderen Hotels in Río Hondo, die wirklich am unteren Level sind.»

 

Geissler zu den Zuständen im Fahrerlager: «Die sanitären Anlagen im Paddock sind leider in einem sehr desolaten Zustand. Da kann man einiges verbessern. Die Arbeit in der Box war im Grunde nicht beeinträchtigt, sie ist immer gleich. Wir haben ja unser eigenes Equipment. Wenn das Internet langsam ist, wird es mit der Daten-Analyse etwas schwieriger, aber meistens finden wir auch da irgendeine eine Lösung.»

Die GP-Teams beschwerten sich auch über die unerträglichen Air-Condition-Anlagen in den Paddock Offices: «Sie sind vergleichbar mit der Autoheizung eines uralten VW-Käfers, es gibt zwei Stufen, kalt oder saukalt. Man muss also draussen den Stecker ziehen oder eine heftige Verkühlung in Kauf nehmen», schilderte ein GP-Mechaniker.

Viele Teamchefs würden lieber wieder einen vierten Event in Spanien haben (in Aragón) und gern auf die Reise nach Südamerika verzichten. 

Aber für die Motorradwerke ist Südamerika ein wichtiger Absatzmarkt, und immerhin kamen am Sonntag rund 72.000 Zuschauer. Außerdem finden die TV-Übertragungen aus Termas die Río Hondo in Europa zur Prime Time (Sonntag 19 Uhr) statt. Dadurch steigen die Quoten bei den TV-Stationen, das begeistert die Sponsoren.


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