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Hervé Poncharal 2023: Rückschlag, Sieg und Zuversicht

Von Günther Wiesinger
Tech3-Teamchef Hervé Poncharal musste in Portimão die schwere Verletzung von Pol Espargaró verkraften. Jetzt freut er sich auf die Rückkehr der Nr. 1, über den Moto3-Sieg von Holgado – und er lobt Augusto Fernández.

Das Team GASGAS Factory Racing Tech3 startete mit einer vielversprechenden Fahrerpaarung in die MotoGP-Saison 2023, denn Pol Espargaró hatte vor seinem zwei tristen Repsol-Honda-Jahre mit der KTM RC16 bereits sechs Podestplätze und zwei Pole-Positions errungen und dazu den fünften Platz in der Fahrer-WM 2020, nur vier Punkte hinter dem WM-Dritten Alex Rins. Und Augusto Fernández kam als neuer Moto2-Weltmeister vom Red Bull-Ajo-Team in den neu formierten GASGAS Tech3-MotoGP-Rennstall, mit fünf Saisonsiegen und viel Selbstvertrauen in der Tasche und der richtigen Statur (180 cm) für die «premier class».

Doch dann stürzte Pol Espargaró beim Saisonauftakt in Portimão bereits im FP2 schwer, er erlitt Rückenwirbelverletzungen, einen Kieferbruch und eine Lungenquetschung. Der 31-jährige Spanier konnte zwar das Krankenhaus nach einer Kieferoperation bereits verlassen, aber er fällt für unbestimmte Zeit aus. Testfahrer Jonas Folger wird ihn auf jeden Fall in Texas (16. April), Jerez (30. April) und Le Mans (14. Mai) ersetzen.

«Der Rennsport kann grauenhaft sein», seufzte der erschütterte GASGAS-Tech3-Teamchef Hervé Poncharal vor dem Medical Centre in Portimão, nachdem Pols Frau Carlota weinend aus der Tür gestürmt war.

Augusto Fernández tritt in der Saison 2023 als einziger Rookie an, er hat also den «Rookie of the Year»-Award nach den ersten Punkterängen bereits gewonnen – ohne Gegenwehr wie schon Tito Rabat 2016.

Vor der Verletzung von Pol Espargaró hatte Hervé Poncharal, der heute in Amerika seinen 66. Geburtstag feiert, die Absicht, mit seiner neuen Nummer 1 an die Erfolge in der MotoGP-Saison 2020 anzuschließen, als Miguel Oliveira im Red Bull-KTM-Tech3-Team die zwei WM-Läufe in Spielberg und Portimão gewann.

Aber jetzt ist zuerst einmal Geduld gefragt, es müssen die Genesungsfortschritte von Pol Espargaró abgewartet werden.

«Wir haben vor drei Jahren mit Oliveira in Spielberg den Bann gebrochen und erstmals ein MotoGP-Rennen gewonnen», blickt Poncharal zurück. «Wir haben schon befürchtet, das würde uns nie gelingen, denn wir haben vorher einige zweite Plätze erreicht, auch mit Johann Zarco und Jonas Folger. Aber wir haben den Sieg oft um Sekundenbruchteile verspielt. Aber dann ist es in Österreich passiert. Pol kam im Winter mit dem Traum zu uns, endlich MotoGP-Sieger zu werden. Das war und bleibt mein größter Wunsch, weil es unglaubliche Emotionen für unser Team und die Marke GASGAS sowie Stefan Pierer, Hubert Trunkenpolz, Pit Beirer und so weiter, auslösen würde. Es wäre ein herrliches Gefühl, wenn Pol mit GASGAS eines Tages schaffen könnte, was ihm mit Yamaha, KTM und Honda nicht gelungen ist. Er hat vom ersten Tag im November in Valencia sooo enthusiastisch mit uns zusammengearbeitet. Er hat volles Vertrauen zum Team und zu seinem ‘bike package‘.»

Wie knapp im Motorsport Tragödie und Triumph beieinander liegen, erlebte das Tech3-Team in Portugal zwei Tage nach dem verhängnisvollen Crash von Pol Espargaró: Denn Daniel Holgado bescherte der Tech3-Mannschaft den ersten Moto3-GP-Sieg und dazu die WM-Führung! 

Augusto Fernández: Er soll Erfahrung sammeln

Hervé Poncharal hat die bisherigen MotoGP-Auftritte von Neuling Augusto Fernández mit Genugtuung beobachtet. Er vollendete die beiden Sonntag-Rennen auf den Plätzen 13 und 11, wobei in Termas de Río Hondo am Sonntag nur noch 17 Fahrer auf dem Grid standen. Fernández schied im ersten Sprint in Portugal mit Defekt aus und vollendete den Sprint in Las Termas an 16. Position. Der Moto2-Weltmeister kommt also mit acht Punkten als WM-Vierzehnter unter 22 Stammfahrern zum Red Bull US-GP in Austin.

«Wir wussten vor der Saison, dass es wegen der vielen erfahrenen MotoGP-Piloten für Augusto schwer wird, in die Top-Ten zu kommen», hielt Poncharal im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Aber wir waren schon beim Sepang-Test beeindruckt, wie gut und professionell er seinen MotoGP-Einstieg bewältigt. Da er der einzige Rookie ist, lassen sich seine Leistungen schwer mit den Performances der anderen Piloten vergleichen. Ich habe schon im Winter gesagt: Wenn Augusto in Portugal am Sonntag einen Punkt auf dem Konto hat, werden wir happy sein. Er hat drei ergattert, in Argentinien sogar fünf. Er ist in die MotoGP gekommen, um zu lernen und von Grand Prix zu Grand Prix mehr Erfahrung zu sammeln; deshalb setzen wir ihn nicht unter Druck. Das macht er selber, denn er ist ein Racer. Aber wir sind uns einig: Es ist für keinen MotoGP-Fahrer leicht, im Jahr 2023 unter die Top-15 zu fahren oder gar in die Top-9 im Sprint.»

Übrigens: Tech3-Vorgänger Remy Gardner hat auf der Tech3-KTM 2022 im ganzen Jahr bei 20 Wettkämpfen nur einen elften Platz (in Barcelona) erreicht. Teamkollege Raúl Fernández schaffte im Vorjahr nur zwei zwölfte Ränge in Sachsen und in Valencia, er erbeutete total 14 Punkte und kam über den 22. WM-Rang nicht hinaus.

Ergebnisse MotoGP-Rennen, Termas de Rio Hondo (2. April):

1. Marco Bezzecchi (I), Ducati, 25 Runden in 44:28,518 min
2. Johann Zarco (F), Ducati, +4,085 sec
3. Alex Márquez (E), Ducati, +4,681
4. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +7,581
5. Jorge Martin (E), Ducati, +9,746
6. Jack Miller (AUS), KTM, +10,562
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +11,095
8. Luca Marini (I), Ducati, +13,694
9. Alex Rins (E), Honda, +14,327
10. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +18,515
11. Augusto Fernández (E), KTM, +19,380
12. Maverick Viñales (E), Aprilia, +26,091
13. Takaaki Nakagami (J), Honda, +28,394
14. Raúl Fernández (E), Aprilia, +29,894
15. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +36,183
16. Pecco Bagnaia (I), Ducati, +47,753
17. Brad Binder (ZA), KTM, +48,106

MotoGP-Ergebnis Sprint, Las Termas (1.4.):

1. Brad Binder, KTM, 12 Rdn in 19:56,873 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 0,072 sec
3. Marini, Ducati, + 0,877
4. Morbidelli, Yamaha, + 2,354
5. Alex Márquez, Ducati, + 2,462
6. Bagnaia, Ducati, + 2,537
7. Viñales, Aprilia, + 2,643
8. Martin, Ducati, + 3,754
9. Quartararo*, Yamaha, + 4,856
10. Miller, KTM, + 5,143
11. Nakagami, Honda, + 5,574
12. Di Giannantonio, Ducati, + 6,965
13. Zarco, Ducati, + 7,568
14. Raúl Fernández, Aprilia, + 7,725
15. Rins, Honda, + 8,687
16. Augusto Fernández, KTM, + 9,040

*= mit 1 Sekunde Zeitstrafe wegen Überholens bei gelber Flagge

WM-Stand nach 4 von 42 Rennen:

1. Bezzecchi, 50 Punkte. 2. Bagnaia 41. 3. Zarco 35. 4. Alex Márquez 33. 5. Viñales 32. 6. Miller 25. 7. Martin 22. 8. Binder 22. 9. Morbidelli 21. 10. Quartararo 18. 11. Marini 15. 12. Rins 13. 13. Aleix Espargaró 12. 14. Augusto Fernández 8. 15. Nakagami 7. 16. Marc Márquez 7. 17. Di Giannantonio 6. 18. Mir 5. 19. Oliveira 3. 20. Raúl Fernández 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 71 Punkte. 2. KTM 38. 3. Aprilia 32. 4. Yamaha 27. 5. Honda 20.

Team-WM:

1. Mooney VR46 Racing, 65 Punkte. 2. Prima Pramac 57. 3. Red Bull KTM 47. 4. Aprilia Racing 44. 5. Ducati Lenovo 41. 6. Gresini Racing 39. 7. Monster Energy Yamaha 39. 8. LCR Honda 20. 9. Repsol Honda 12. 10. GASGAS Tech3, 8. 12. CryptoDATA RNF 5.

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