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Wie viel Show vertragen die MotoGP und ihre Akteure?

Kolumne von Michael Scott
Im Rahmen der «Rider Fan Show» werden die MotoGP-Asse um die Strecke gekarrt

Im Rahmen der «Rider Fan Show» werden die MotoGP-Asse um die Strecke gekarrt

Drei Grand Prix mit dem neuen MotoGP-Format sind absolviert. Der Sprint unterhielt auch die Skeptiker, das Drumherum dagegen wurde in Austin von Johann Zarco offen kritisiert. Ein Kommentar.

Der «Red Bull Grand Prix of The Americas» lieferte einige wichtige Erkenntnisse – neben den vielen beschädigten Verkleidungen eines wahren Sturzfestivals. Sowohl der Sprint am Samstag als auch das Rennen am Sonntag waren spannend und unberechenbar. Die Ergebnisse bescherten einer ohnehin schon faszinierenden Saison noch mehr Abwechslung, vor allem dank der sensationellen Performance von Alex Rins auf der LCR-Honda.

Weniger erfreulich war das Spektakel, das sich rund um die «Rider Fan Show» und so weiter bot, wenn die Fahrer wie Zirkusakteure behandelt werden. Oder wie Schaufensterpuppen. Auf jeden Fall mehr als Show-Ponys als als echte Rennpferde.

Pramac-Ducati-Routinier Johann Zarco sprach dieses Thema in der Pressekonferenz am Donnerstag offen und klar an: «Natürlich ist das Programm gut für die Show, das verstehen wir.» Aber für den Veranstalter und die Fans zu performen, wenn sich die Fahrer eigentlich lieber mental und körperlich darauf vorbereiten würden, wenig später «ein Bike bei 300 km/h zu pilotieren», sei eine potenzielle Gefahrenquelle.

«Es ist aber verpflichtend. Wir müssen es machen, sonst werden wir bestraft», fügte der nachdenkliche und wortgewandte Franzose an.

So wurden die MotoGP-Asse am Renntag in voller Ausrüstung auf einen Anhänger geladen, um im Schritttempo um die Strecke geschleppt zu werden, während sie pflichtbewusst den Streckenposten und leeren Grashügeln zuwinkten und sich lahmen Interviews unterzogen, die eher für ein noch ausbaufähiges Reality-TV-Konzept als für Spitzensport geeignet waren.

Kein Wunder also, dass der kultivierte, mehrsprachige und intelligente Oliveira perplex dreinblickte – und er war bei weitem nicht der Einzige.

Für den obligatorischen «Hero Walk» im Paddock gab es wenigstens etwas mehr Andrang. Aber kurz vor dem Rennen war es eine weitere wenig willkommene Unterbrechung der Vorbereitungen auf den eigentlichen Hauptevent.

Erste Anzeichen der Showbusiness-Tendenz in der MotoGP-WM waren schon vor einigen Jahren zu erkennen, als die Dorna Social-Media-Momente in die traditionelle Pre-Event-Pressekonferenz integrierte. Die sind mittlerweile zwar weniger peinlich wie noch zu Beginn, als alberne Fragen gestellt wurden, die von den Fans eingereicht wurden. Etwa auf dem Niveau: «Wie isst du deine Pizza am liebsten?»

Zugegeben, heutzutage hat sich diese Social-Media-Geschichte ein bisschen weiterentwickelt. Die Fahrer werden in eine Art Partyspiel oder Quiz verwickelt, das zumindest harmlos und nicht beschämend für alle Beteiligten ist. Und es findet am Donnerstag statt und nicht etwa eine Stunde, bevor die MotoGP-Piloten sich auf ihre PS-Monster schwingen.

Die obligatorischen Show-Pflichten ziehen sich aber bis zum Sonntag. Dabei verlieren die Fahrer mit dem neuen MotoGP-Format – mit Sprint statt FP4 am Samstagnachmittag – ohnehin schon eine Trainings-Session zur Vorbereitung auf das Rennen. Noch dazu müssen sie sich nun bereits am Freitag auf die eine schnelle Runde konzentrieren, die entscheidend für den Q2-Einzug und damit die Startposition ist, statt an der Abstimmung und der Taktik zu feilen.

Die Promoter scheinen fast vergessen zu haben, dass hochklassige sportliche Performance nicht nur eine körperliche Anstrengung, sondern genauso eine mentale Übung ist. Den Fahrern wurde jedenfalls Zeit zum Nachdenken geraubt, um sie stattdessen ins Schaufenster zu stellen – ob sie das wollen oder nicht.

Generell findet man im Motorradrennsport eine breite Bandbreite an Fahrertypen vor – von artikuliert bis wortkarg, humorvoll bis mürrisch, freundlich bis zurückhaltend. Was sie auf WM-Level alle gemeinsam haben, ist ihre schiere Willenskraft und Entschlossenheit.

Das macht sie interessant und außergewöhnlich. Und es sind ihre sportlichen und technischen Fähigkeiten, die sie bewundernswert oder sogar zu Helden machen.

Die Dorna tut nach den Rücktritten von Rossi und Co. gut daran, eine neue Fan-Generation anzusprechen. Es ist verständlich, dass dafür im Sinne der Promotion jede Möglichkeit ausgeschöpft wird.

Aber bitte lasst uns dabei die Würde der Fahrer (und unsere eigene) bewahren. Vor allem sollen sich die Piloten an den Renntagen auf ihren Job konzentrieren können. Im Sinne der Sicherheit, ganz abgesehen von allem anderen.

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