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Stefan Bradl (Honda): «Ich hätte weiterfahren sollen»

Von Günther Wiesinger
Erst nach der Rückkehr in die Box dämmerte Stefan Bradl, dass er nach dem Crash in Austin weiterfahren hätten sollen. Denn Platz 14 wäre trotzdem möglich gewesen. «Ich habe mich genug geärgert», seufzte er.

Stefan Bradl orientierte sich am vergangenen Sonntag beim Texas-GP in der Schlussphase an seinem Vordermann Augusto Fernández (GASGAS Factory Racing Tech3), denn der 33-jöhrige Bayer spekulierte noch mit einem Top-Ten-Platz.

Ducati-Testfahrer Michele Pirro lag auf dem 5,5 km langen Circuit of The Americas (COTA) nach den Runden 17 und 18 mit 0,740 und 0,847 sec Rückstand klar hinter Stefan Bradl, fünf Punkte schienen dem Marc Márquez-Ersatzfahrer auf der Repsol-Honda sicher.

Stefan, dein Sturz in der 18. und vorletzten Runde hat mich überrascht, denn die meisten deiner Rennstürze passierten bisher in den ersten vier Runden.

Ja, das stimmt. Es ist selten passiert, dass ich in den letzten zwei Runden noch runtergefallen bin. Ich kann mich an keinen Rennsturz zu einem so späten Zeitpunkt erinnern.

Aber ich weiß bis jetzt noch nicht genau, warum ich gestürzt bin.

Ein Zuschauer, der an der Strecke war, hat berichtet, dass du im Turn 12 zu schnell warst und deshalb in Turn 13 die Ideallinie verfehlt hast.

Blödsinn! Blödsinn. Das ist Unsinn.

Es kann sein, dass ich einen Ticken zu schnell war. Aber in den 18 Runden vorher ist es auch schon bestimmt fünfmal passiert, dass ich den Turn 12 nicht genau auf den Zentimeter getroffen habe.

Wenn du mit 340 km/h angeschossen kommst, geht es nicht, dass du jedes Mal auf der perfekten Ideallinie bist. Das hat auch mit den vielen Bodenwellen zu tun.

Außerdem bin ich dort am Freitag schon runtergefallen; deshalb bin ich an dieser Stelle kein übermäßiges Risiko mehr eingegangen. Und an den Daten sieht man auch nichts. Ich bin auf derselben Linie gewesen, ich hatte dieselbe Schräglage, denselben Bremsdruck, dieselbe Geschwindigkeit.

Ich bin gespannt, ob das Ergebnis der «deep analysis» noch irgendeine Erklärung für den Sturz liefert.

Ich wollte sofort wissen: Was ist passiert? Habe ich einen Fehler gemacht? Warum bin ich gestürzt?

Aber bei einem Sturz liegt der Verdacht nahe, dass der Fahrer gepatzt hat?

Natürlich. Ja, letztlich ist es immer ein Fahrfehler. Aber ich bin mir nicht so wirklich einer Schuld bewusst.

Aber das ist jetzt eh schon wurscht, denn ja, mei: Geärgert habe ich mich eh genug.

Und mir ist erst später eingefallen: Ich hätte das Bike eigentlich aufheben und weiterfahren müssen, dann hätte ich als 14. hinter Brad Binder noch zwei Punkte bekommen. Das Motorrad war nicht beschädigt. Aber die Enttäuschung war so groß, dass mir erst in der Box eingefallen ist: «Fuck, das Rennen hätte ich ja noch fertig fahren können.»

Aber anderseits ist das auch ein gutes Zeichen, denn es zeigt, dass es mir nicht ganz egal ist, was ich da mache.

Du warst eigentlich durch Michele Pirro nicht gefährdet. Du hättest Elfter und bester Testfahrer werden können.

Eines kann ich dir sagen: Konditionell hatte ich nicht die geringsten Probleme. Körperlich war der Sprint über die halbe Distanz um Welten anstrengender als das Rennen am Sonntag.

Du hättest Pirro im schlimmsten Fall auch Platz 11 überlassen und dich mit vier Punkten zufrieden geben können. Er lag 0,8 sec hinter dir.

Nein, im Gegenteil. Ich habe den Abstand nach hinten ganz gut im Griff gehabt. Pirro lag die ganze Zeit 0,5 oder 0,8 oder 1,1 sec hinter mir. Der Vorsprung auf ihn ist tendenziell größer geworden.

Bei mir war es eher so, dass ich mir Augusto Fernández noch schnappen wollte. Da ging es noch um ein Top-Ten-Ergebnis. Das war mein Ansporn.

Aber ich war noch nicht an dem Punkt, an dem ich begonnen hätte, ein Überholmanöver vorzubereiten.

Auf einmal bin ich dagelegen – und war überrascht.

Aber dieser Nuller verändert mein Leben nicht.

Jonas Folger hat sein Bike brav ins Ziel gebracht und vier Punkte eingesammelt. Wie schätzt du seine Leistung ein?

Ja, er ist ins Ziel gekommen; das hat er deutlich besser gemacht als ich. Das hat mich gefreut für ihn.

Aber es war für ihn eine sehr große Herausforderung. Dass er sie angenommen hat, verdient Respekt. Ich habe mich mit Jonas unterhalten und habe gespürt: Der Spaß ist an diesem Wochenende bei ihm nicht im Vordergrund gestanden... 

Ergebnisse MotoGP Austin/USA (16.4.):

1. Alex Rins (E), Honda, 20 Rdn in 41:14,649 min
2. Luca Marini (I), Ducati, +3,498 sec
3. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +4,936
4. Maverick Viñales (E), Aprilia, +8,318
5. Miguel Oliveira (P), Aprilia, +9,989
6. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +12,049
7. Johann Zarco (F), Ducati, +12,242
8. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +20,399
9. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +27,981
10. Augusto Fernández (E), KTM, +28,217
11. Michele Pirro (I), Ducati, +32,370
12. Jonas Folger (D), KTM, +1:08,065 min
13. Brad Binder (ZA), KTM, +1:23,012
– Stefan Bradl (D), Honda, 2 Runden zurück
– Takaaki Nakagami (J), Honda, 9 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 12 Runden zurück
– Pecco Bagnaia (I), Ducati, 13 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 14 Runden zurück
– Raúl Fernández (E), Aprilia, 14 Runden zurück
– Aleix Espargaró (E), Aprilia, 1. Runde nicht beendet
– Jorge Martin (E), Ducati, 1. Runde nicht beendet
– Alex Márquez (E), Ducati, 1. Runde nicht beendet

MotoGP-Ergebnis Sprint, Austin (15.4.):

1. Bagnaia, Ducati, 10 Rdn in 20:35,270 min
2. Rins, Honda, + 2,545 sec
3. Martin, Ducati, + 4,706
4. Aleix Espargaró, Aprilia, + 5,052
5. Brad Binder, KTM, + 8,175
6. Bezzecchi, Ducati, + 8,877
7. Marini, Ducati, + 9,453
8. Oliveira, Aprilia, + 10,768
9. Miller, KTM, + 12,448
10. Viñales, Aprilia, + 12,739
11. Zarco, Ducati, + 14,251
12. Mir, Honda, + 14,988
13. Nakagami, Honda, + 15,592
14. Morbidelli, Yamaha, + 16,534
15. Raúl Fernández, Aprilia, + 19,290
16. Augusto Fernández, KTM, + 23,128
17. Di Giannantonio, Ducati, + 25,626
18. Bradl, Honda, + 25,787
19. Quartararo, Yamaha, + 27,169
20. Folger, KTM, + 46,973
– Alex Márquez, Ducati, 4 Runden zurück
– Michele Pirro, Ducati, 5 Runden zurück

WM-Stand nach 6 von 42 Rennen:

1. Bezzecchi, 64 Punkte. 2. Bagnaia 53. 3. Rins 47. 4. Viñales 45. 5. Zarco 44. 6. Marini 38. 7. Quartararo 34. 8. Alex Márquez 33. 9. Binder 30. 10. Morbidelli 29. 11. Martin 29. 12. Miller 26. 13. Aleix Espargaró 18. 14. Oliveira 16. 15. Augusto Fernández 14. 16. Di Giannantonio 13. 17. Nakagami 7. 18. Marc Márquez 7. 19. Mir 5. 20. Pirro 5. 21. Folger 4. 22. Raúl Fernández 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 103 Punkte. 2. Honda 54. 3. Aprilia 51. 4. KTM 49. 5. Yamaha 43.

Team-WM:

1. Mooney VR46 Racing, 102 Punkte. 2. Prima Pramac 73. 3. Aprilia Racing 63. 4. Monster Energy Yamaha 63. 5. Ducati Lenovo 58. 6. Red Bull KTM 56. 7. LCR Honda 54. 8. Gresini Racing 46. 9. CryptoDATA RNF 18. 10. GASGAS Tech3 18. 11. Repsol Honda 1

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